Der zweite Buddha
konzentrieren, wenn sich im Umkreis von einer Meile ein Mädchen aufhält, nach dessen Beinen er gucken kann... nein, ich schlage vor, wir machen lieber die andere Aufnahme noch einmal.«
Olney beließ es dabei. Als er aber einen fragenden Blick der Buchhalterin auffing, ordnete er entschlossen an: »Setzen Sie sich wieder auf den Schreibtisch... so, ja. Den Rock noch ein wenig höher, bitte... nein, nicht so; er muß glatt liegen, sonst sieht man ja, daß Sie ihn absichtlich hochgezogen haben... Warten Sie, ich zeig’s Ihnen mal.«
Er ging zu dem Mädchen und strich den Rock zurecht; dann trat er ein paar Schritte zurück, begutachtete sein Werk kritisch und zog den Rock schließlich auf der einen Seite noch ein wenig tiefer.
Bertha beobachtete die Prozedur mißbilligend; ihre kleinen Augen funkelten vor Zorn.
»Ist es... ist es so recht?« fragte das Mädchen mit unsicherer Stimme.
»Von mir aus«, knurrte Bertha. »Wenn er’s so haben will, von mir aus. Aber Sie brauchen ihn nicht so anzuhimmeln, wenn er Ihnen an den Beinen ‘rummacht.«
»Er hat mir nicht an den Beinen >rumgemacht<, wie Sie das zu nennen belieben«, verwahrte sich die Buchhalterin beleidigt.
»Aber er wollte gerade. Ich hab’ ja schließlich Augen im Kopf. — Und jetzt macht um Gottes willen, daß ihr fertig werdet; wir haben noch was anderes zu tun!«
Der Fotograf vergewisserte sich noch einmal, daß die Blitzlichtlampe richtig eingeschraubt war. Dann hob er die Kamera: »Fertig?«
Olney wies die Buchhalterin an: »Drücken Sie die Fußspitzen nach unten, Miss; dann wirken die Beine länger und sehen viel attraktiver aus... ganz ‘runter damit. Ja, gut so. Fertig, Lionel?«
»Fertig«, meldete der Fotograf.
Bertha Cool quälte sich etwas ab, was vermutlich ein hoheitsvolles Lächeln darstellen sollte und in ihr Gesicht paßte wie ein Kanarienvogel in ein Aquarium.
»Jetzt!« kommandierte Olney.
Das Blitzlicht flammte auf.
»Na endlich! « seufzte Bertha. »Und jetzt schert euch gefälligst alle miteinander zum Teufel.«
»Noch eine Aufnahme — sicherheitshalber«, kommandierte der Fotograf und spannte den Verschluß von neuem.
Bertha holte tief Luft. Sie sagte nichts, aber ich glaubte ihre Zähne
knirschen zu hören.
Ausgerechnet in diesem Augenblick meinte Olney: »Wir sollten aber doch auch eine Aufnahme machen, auf der beide Partner zusammen ...«
»So knipsen Sie doch endlich!« stieß Bertha unwirsch hervor. »Wir haben nämlich noch so was wie eine kleine Nebenbeschäftigung hier.« Es klang etwa wie »Ne’enschächi’ungier«, weil Bertha versuchte, das ungewohnte, mühsam hervorgezauberte Lächeln auch während des Sprechens beizubehalten.
Der Fotograf wartete noch, bis Berthas Gesicht wieder das Maximum dessen trug, was bei ihr an >Liebreiz< zu erreichen war. Dann drückte er auf den Auslöser.
Fast noch im gleichen Augenblick fuhr Bertha herum zu der Buchhalterin und bellte sie an: »Los! ‘runter vom Tisch! An die Arbeit!«
Damit wollte sie sich in ihr Büro zurückziehen. Ich hatte das vorausgesehen und sorgte nun dafür, daß ich im Wege stand.
»Ach — du bist ja auch noch da ...«, murmelte sie und wollte sich an mir vorbeischieben.
»Gewiß«, versicherte ich liebenswürdig. »Ich bin auch noch da. Sag mal, Bertha — würde es dir was ausmachen, mir zu erklären, was hier eigentlich los ist?«
Eines muß man Bertha zugute halten: sie schätzt eine Situation meistens richtig ein. Jetzt wußte sie, daß ich mich nicht so ohne weiteres abspeisen lassen würde. Also legte sie die Karten auf den Tisch: »Weißt du — Dean Crockett veranstaltet ‘ne Party — ganz große Sache, verstehst du; ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges. Und wir sollen den Eingang überwachen, damit sich niemand hineinmogelt, der keine Einladung hat. Auf der letzten Party hat nämlich jemand eine Jadestatuette mitgehen lassen, die über 6000 Dollar wert war. Und so etwas will er nicht noch einmal erleben. Kann man ja verstehen, nicht? Er meint, wenn wir alle Leute erwischen, die keine Einladung haben... die geladenen Gäste sind in Ordnung.«
»Du sollst also nicht auf die Wertsachen aufpassen, sondern auf die Türen?« fragte ich.
»Stimmt«, mischte sich Olney ein. »Der Eingang soll überwacht werden. Und ich meine, ein bißchen Publicity kann bei dem Unternehmen nicht schaden. Publicity hat Mr. Crockett gern; infolgedessen ist es gut für mich, wenn ich welche für ihn mache. Na, und Ihrer Detektei wird’s
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