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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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zu stellen. Die Sache wäre unangenehmer geworden, wenn er nach einem Durchsuchungsbeschluss und nach seinen Rechten gefragt hätte. Aber Irene wollte nicht auf einen Gerichtsbeschluss warten. Das dauerte zu lange. Außerdem waren ihre Hypothesen, mit denen sie eine Durchsuchung von Löwanders Autos und Garage begründen konnte, zu vage.

KAPITEL 21
    Ein eiskalter Regen fiel von einem pechschwarzen Himmel. Auf dem kurzen Weg von ihrem Wagen zur Treppe des Löwander-Hauses wurde Irene patschnass. Sie spürte, wie das kalte Wasser in einem Rinnsal ihren Nacken hinunterlief, während das Schellen der Klingel im Haus widerhallte. Nach dem dritten Klingeln hörte sie, wie sich Schritte näherten. Die ziegelrote Tür wurde einen Spalt weit geöffnet. Durch den Spalt hörte sie eine Stimme, wütend wie das Zischen einer Kreuzotter:
    »Wer da?«
    »Hier ist Inspektorin Irene Huss. Ich habe mit Ihrem Mann gesprochen und …«
    Die Tür wurde geöffnet, und Irene sah sich in der dunklen Diele einer ungekämmten Gestalt in weißem Morgenmantel gegenüber.
    »Hallo! Treten Sie doch ein. Wie spät ist es?«
    Die Stimme klang warm und freundlich, nichts Biestiges lag mehr in ihr. Carina Löwander öffnete Irene die Tür.
    »Fast acht.«
    »Um Gottes willen! Ich habe verschlafen! Entschuldigen Sie. Ich muss nachsehen, ob Emma in die Schule gekommen ist.«
    »Ich brauche nicht lange. Ich habe gestern mit Ihrem Mann gesprochen. Hat er Ihnen das nicht erzählt?«
    Carina hielt auf dem Weg ins Obergeschoss noch einmal inne.
    »Nein. Er schlief bereits, als ich gestern nach Hause kam. Und heute Morgen habe ich geschlafen, als er ging. Wir haben gestern Morgen zuletzt miteinander gesprochen.«
    Das erstaunte Irene nicht weiter. Deswegen sagte sie munter:
    »Es geht um eine Routinekontrolle. Alle Fahrzeuge, die sich in der Nähe der Löwander-Klinik befunden haben, sollen überprüft werden. Sowohl von außen als auch von innen.«
    »Innen und außen? Wieso das?«
    »Reine Routine, wie gesagt. Wir haben gewisse Spuren gesichert, die wir jetzt überprüfen müssen. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Aus ermittlungstechnischen Gründen.«
    Carina sah unschlüssig aus. Zu Irenes unerhörter Erleichterung begann sie ebenfalls nicht, nach einem Durchsuchungsbeschluss zu fragen.
    »Ach so? Nun …«
    Eilig sagte Irene:
    »Sie brauchen mich nicht zu begleiten. Wenn Sie mir nur den Garagen- und die Autoschlüssel geben, dann komme ich schon allein zurecht.«
    Immer noch sehr unschlüssig ging Carina auf eine hohe und schmale, weiß lackierte Kommode zu, die neben der Garderobe stand. Diese Kommode schien unzählige kleine Schubfächer zu haben, und jedes hatte einen mikroskopisch kleinen schwarzen Knopf. Carina zog eine der oberen Schubladen heraus und nahm zwei Schlüsselbunde. Sie warf einen misstrauischen Blick in den schmalen, zinngerahmten Spiegel über der Kommode. In diesem Spiegel begegneten sich ihre Augen. Irene war darauf gefasst gewesen und strahlte nichts als ruhige Freundlichkeit aus. Carina presste die Lippen zusammen und drehte sich um. Sie ging zu Irene zurück und sagte:
    »Hier. An beiden hängt ein Garagenschlüssel. Sie sehen, welcher Schlüssel für den BMW und welcher für den Mazda ist.«
    »Danke. Es dauert nicht lange. Ich bringe Ihnen die Schlüssel dann wieder zurück.«
    Irene trat erneut in den Regenguss. Als sie an ihrem Wagen vorbeiging, gab sie Tommy ein Zeichen, er solle sitzen bleiben. Es war sicher kein Fehler, dass jemand das Haus plus Hausherrin unter Beobachtung hatte.
    Irene zog das schwere Garagentor auf und schloss es hinter sich. Sie tastete sich vor und fand einen Lichtschalter. Die Garage wurde von einer schwachen Glühbirne an der Decke erhellt. Draußen war es fast dunkel, sodass durch das Fenster weit oben neben dem Garagentor so gut wie kein Licht fiel.
    Es handelte sich um eine Doppelgarage. Der blaue Mazda und der silbergraue BMW standen nebeneinander. Irene beschloss, zuerst den BMW zu untersuchen.
    Der Fahrgastraum war peinlich sauber. Der Wagen war fast neu, sicher nicht mehr als ein paar Monate alt. Im Handschuhfach lagen nur eine Sonnenbrille und ein Paket Kaugummi. Der Kofferraum war fast ebenso leer. Reservereifen, Wagenheber und ein Erste-Hilfe-Kissen des Roten Kreuzes, das war alles.
    Der Mazda wirkte vielversprechender. Er hatte bereits ein paar Jahre auf dem Buckel und war bei weitem nicht so ordentlich wie der BMW. Auf dem Boden vor der Rückbank lagen eine leere Coladose und eine Menge

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