Der zweite Mord
Marianne oder Gunnela Hägg ermordet. Wenn sie die Schuldige wäre, hätte sie wohl eher etwas gegen Carina unternommen. Vielleicht hätte sie sie ermordet.«
»Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen. Barbro als Täterin wirkt absurd. Seit der Scheidung ist zu viel Zeit vergangen.«
»Also Sverker oder Carina.«
»Ja. Aber es fällt mir immer noch schwer, ein Motiv für alle diese Morde zu finden.«
»Was haben wir bloß übersehen? Auf welche Fragen haben wir keine Antwort?«
Irene dachte nach.
»Warum hatte Marianne Lindas Taschenkalender in der Kitteltasche? Wo ist Mariannes Taschenlampe?«
»Yes. Wir wissen, dass der Mörder eine Taschenlampe brauchte, um auf der Treppe zum Speicher etwas zu sehen. Er brauchte auch Licht, als er Linda aufknüpfte. Wahrscheinlich verwendete der Mörder die Taschenlampe auch auf dem Weg durch den OP-Trakt, da dieser fensterlos ist. Auf der Treppe nach unten brauchte er keine Taschenlampe. Die Straßenlaternen und der Mond schienen durch die Fenster. Laut Siv Persson war es fast taghell.«
»Und was machte der Mörder dann mit der Taschenlampe?«
»Wo hat man Taschenlampen?«
Tommy sah Irene neugierig an.
»Wo? Tja. Ich habe eine in der Garage. Und eine im Besenschrank. Aber die ist kaputt. Und dann habe ich noch eine im Auto.«
Irene nickte langsam. Endlich bekam sie Ordnung in ihre Gedanken.
»Ich habe auch eine Taschenlampe im Auto und ein Abschleppseil und einen Wagenheber, aber kein Werkzeug. Hast du Werkzeug im Auto?«
»Im Auto? Nein. Das habe ich in der Garage. Ich habe einen Steckschlüsselsatz im Auto und einen Wagenheber. Abschleppseil habe ich keins.«
»Du hast also keinen Werkzeugkasten mit Hammer und Schraubenzieher und so im Auto?«
»Nein. Warum liegst du mir mit Werkzeugkästen in den Ohren?«
»Weil Carina Löwander gesagt hat, dass sie einen im Kofferraum hat. Sie behauptet, dass sie einen Schraubenzieher aus dem Werkzeugkasten im Auto nahm, um damit die Schlösser der Reisetaschen auf dem Speicher aufzubrechen. Diesen Werkzeugkasten würde ich mir gerne einmal ansehen.«
»Warum?«
»Wenn es den nicht gibt, dann muss sie den Schraubenzieher irgendwo anders hergehabt haben. Ich wette, aus dem Kellerzimmer des Hausmeisters. Bekanntlich hat dort jemand auch eine große Zange und ein paar Meter Flaggenleine mitgehen lassen.«
Irene erreichte Sverker Löwander endlich um sechs Uhr abends zu Hause.
»Warum wollen Sie sich die Garage und unsere Autos ansehen?«, fragte er misstrauisch.
Irene hatte nie ein Problem damit gehabt, etwas zu erfinden. Deswegen sagte sie ruhig:
»Wir suchen nach einem Werkzeug, auf das gewisse Spuren passen, die wir gefunden haben. Etwas wurde aufgebrochen. Eventuell handelt es sich um ein stumpfes Messer, vielleicht auch um einen Schraubenzieher. In der Löwander-Klinik und beim Hausmeister haben wir nichts gefunden, was gepasst hätte. Deswegen suchen wir jetzt zu Hause bei allen, die in die Sache verwickelt sind. Auch bei den Mordopfern.«
Das Letzte sagte sie nur, damit das Ganze nach Routine klingen würde.
»Was wurde denn aufgebrochen?«
»Das darf ich Ihnen leider nicht sagen. Aus ermittlungstechnischen Gründen.«
Das klang immer gut und pflegte weitere Fragen im Keim zu ersticken. Auch auf Sverker Löwander hatte es die beabsichtigte Wirkung.
»Ich muss Emma zum Reiten fahren. Wir sind bereits etwas spät dran. Ich warte immer auf sie, bis sie fertig ist. Wir sind in der Regel nicht vor neun zu Hause.«
»Ihre Frau ist auch nicht zu Hause?«
»Nein. Sie kommt erst um halb elf.«
Eine Familie, die spät zu Bett ging. Wirklich viel zu spät. Die Autos würden auch nicht in der Garage stehen. Irene dachte rasch nach. Dann sagte sie:
»Können Sie morgen früh Ihren Wagen in der Garage lassen?«
Eine Weile wurde es am anderen Ende still.
»Ja. Vermutlich ist es am besten, die Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Aber in unseren Autos liegen nicht viele Werkzeuge. Das müsste also alles sehr schnell gehen. In der Garage gibt es auch nicht viel Werkzeug. Ich gehöre nicht zu den Bastlern und Tüftlern.«
»Schön, dass sich das so einfach regeln lässt. Das Ganze ist eine reine Routinesache. Aber alles muss systematisch überprüft werden. Nichts darf dem Zufall überlassen bleiben, wie sie wissen«, zwitscherte Irene.
Sie war erstaunt, dass er diese dürftige Begründung schluckte, aber er schien das Recht der Polizei, seine Autos und seine Garage zu durchsuchen, nicht in Frage
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