Der Zweite Tod
war nur in wenigen Punkten ins tru iert worden.
»Wir waren hier, zusammen.«
»Kann das je mand bestätigen?«
Sie zögerte. Mit dieser Frage kam sie nicht zurecht.
»Hast du zum Beispiel mit je mandem te le foniert?«
»Nein.«
»Hast du ein Mobilte le fon?« »Ja.«
»Hast du dein Telefon bei dir gehabt, hat es vielleicht geklingelt?«
»Nein, das hat nicht geklingelt.« »Du hast die Telefonnummer 0704-126491, oder?« Sie nickte, ihre Lippen waren leicht geöffnet und die Zähne gefletscht.
»Du sagst also, dass du dieses Telefon bei dir gehabt hast, aber bist du dir ganz sicher, dass niemand angerufen hat?« »Natürlich!«
»Gut. Wir müssen immer etwas nachhaken, weil sich die Zeugen gerne verschätzen oder etwas vergessen.« Henning hakte die Zwiebeln auf der Liste so ab, dass sie das Häkchen am Schwung sei ner Handbe wegung er ken nen konnte.
»Und Kenneth war von Freitag bis Sonntag hier?«
»Ja«, sagte sie. Ihr Ton schwankte zwischen eingeschnappt und zufrieden. Sie hatte sich wacker geschlagen.
»Warst du eigentlich schon einmal in Södertälje?«
Ihre Antwort war ein langes und schwankendes Ja.
»Es gibt ein Södertälje und ein Norrtälje. Das ist irgendwie witzig, oder?«
»Na ja, Norrtälje liegt eben im Norden und Södertälje im Süden.«
»Deine Eltern wohnen dort, oder? Du warst bis vor drei Jahren dort gemeldet.« Auf eine Antwort wartete er nicht. »Kann ich die Tel efonnummer haben? Ich muss auch fragen, was sie am Wochenende gemacht haben.«
»Was haben denn meine Eltern damit zu tun?«
»Ganz einlach! Sie hatl en am Wochenende Bel uch. Von deinem Mobiltelefon. Ist es mit der Bahn gefahren, oder hast du es in einem Schilfkörbchen auf dem Mälaren hintreiben las sen?«
58
Die Fahrzeuge standen unauffällig im Viertel um das klobige Gebäude der SHF herum verteilt. Um zehn Uhr zwölf bekam Kjell den Anruf von Sofi. »Acht Uhr 58«, sagte sie. »Tyra hat Kenneth auf dem Mobiltelefon angerufen. Da war er gerade auf dem Ärstalänken zum Büro unt erwegs. Sie haben zwei Minut en lang geredet. Henning sagt, dabei habe er draußen vor der Tür gestanden und gehus tet.«
»Hat also wunderbar geklappt. Was haben sie gesprochen?«
»Weiß ich noch nicht. Melde mich dann.«
Sie legten auf. Kjell gab den Befehl zum Losschlagen. Wie bei ei nem Broad way musical formier ten sich die zu fäl lig auf der Straße umhergehenden Passanten zu einer Phalanx, die zielstrebig über den Parkplatz der SHF auf den Eingang zumarschierte. Gleichzeitig fuhren zwölf Wagen auf den Parkplatz und suchten sich in aller Ruhe freie Stellplätze. Man schlenderte zum Eingang. Kjell beschlich kurz die Angst, dass drinnen gerade niemand aus dem Fenster blickte und all es umsonst gewe sen war. Er hatte neben sei nem Tele fon noch ein weiteres dabei. Damit rief er Idas Nummer an, bekam aber nur eine Mitt eil ung, dass es im Moment nicht mögl ich sei, den An ruf zu vermit teln. Nun funk tionier ten in der nä he ren Umgebung nur noch die Telefone der Polizei und das von Fohlin. »Die Spinne im Netz«, wie Barbro ihre Kollegin Sofi am Morgen getauft hatte, blockierte die ganze Sendeparzelle des Tele fon net zes, weil sie nicht wis sen konnten, ob Fohlin oder einer seiner Komplizen ein Telefon besaß, das der Polizei nicht bekannt war. Wie auch immer Fohlin jetzt Kontakt zur Umwelt aufnahm, Sofi zeichnete es auf. Interessanter war aber die Frage, was in diesen Minuten auf den Computern geschah.
Unter den Polizisten waren sieben Leute aus Ragnars Gruppe und der Rest Computerexperten und Kartonträger für das Beweismaterial. Unten in der Eingangshalle gab es eine Zentralrezeption, die die Besucher für alle drei Firmen empfing. Kjell lehnte sich mit dem rechten Arm auf die Theke. Eine blonde junge Frau hatte den Hörer am Ohr und wackelte beim Herumblicken sommer lich mit ih rem Pferde schwanz. Er war tete, bis sie das Tele fonat be endet hatte. »Guten Morgen«, sagte er dann.
»Guten Morgen!«, antwortete sie irritiert. Ihre Stimme klang antrai niert heiter und sympathisch.
»Wir möchten zu SHF. Bitte melde uns dort an. Ich bin Kjell Cederström vom Reich skri mi nalamt.« Er hielt ihr sei nen Ausweis hin.
»Möchten die Damen und Herren auch mit?«
»Ja«, sagte er. »Wir machen eine Durchsuchung.«
Sie riss die Augen auf, nicht gerade aus Panik, eher erstaunt und dankbar. Erst diese Show, und dann kam auch bald das Wochenende. Schade, dass sie seine Choreographie draußen auf dem Parkplatz verpasst
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