Der Zweite Tod
»Aber der Anruf beweist, dass er mit unserem Besuch bei sich zu Hause gerechnet hat, wenn auch nicht so schnell. Wir bewegen uns in die richtige Richtung.«
»Vor der Razzia ist nicht so viel geschehen«, fuhr Sofi fort. »Fohlin hat seinen Anwalt angerufen, und dann ist etwas auf seinem Computer passiert. Leider nicht das, was wir erwartet haben. Er hat einen Beitrag in einem Internetforum verfasst. Dort war er seit dem Morgen eingeloggt. Heute schrieb er: ›Heute Joggen‹.«
»Guter Trick!«, bemerkte Kjell. »Da kann ihm keiner etwas Böses nachweisen. Jetzt hat er jemand gewarnt.«
»Oder sich zum Joggen verabredet«, murmelte Henning.
»Ich hätte den Beitrag wieder löschen können, aber wir wollten ja, dass es weitergeht.«
»Hat er keine Daten auf seinem Computer oder auf dem Server gel öscht?«, wollte Henning wissen. »Das war doch unser Ziel.«
Sie hatten die Absicht gehabt, Fohlin durch die Razzia dazu zu bringen, hastig die belasteten Daten zu löschen. Da Sofi in der Nacht alles nach Kungsholmen kopiert hatte, hätte sie dadurch erfahren, welche Dateien sie dechiffrieren musste.
Sofi schüttelte den Kopf.
Barbro zog das Bild heraus. »Das ist wohl unser Mann.« Sie teilte ihren Kollegen mit, wie weit sie bisher gekommen war.
»Was haltet ihr davon?«, sagte Kjell. »Wir lassen Fohlin nachher joggen gehen und behalten Helena hier. Mal sehen, was ihr noch alles einfällt. Vor allem aber soll Fohlin wissen, dass wir sie hierbehalten.«
»Das könnte spannend werden.« Hennings Augen konnt en tatsächl ich funkeln. »Sagen wir ihm auch, dass sein Alibi geplatzt ist?«
Kjell wollte sich die Antwort während einer kurzen Mittagspause überlegen, in der er die Füße hochlegte. Doch das verhinderte Per mit einem Anruf.
»Am besten kommt ihr bei uns vorbei!«, sagte er. »Da könnt ihr euch eure Weihnachtsgeschenke bei mir abholen.«
Zu viert machten sie sich auf den Weg ins Nebenhaus. Die Spurensicherung nahm dort zwei Etagen im Keller und im Erdgeschoss ein. Per postierte die Gruppe vor einer Reihe von Monitoren und deutete mit der Spitze eines Kugelschreibers auf einen Fingerabdruck, der auf einem der Monitore zu sehen war.
»Der stammt aus Hausnummer 84 unlen im Parlerre am Treppengeländer. In der ersten Kurve. Und dieser hier daneben ist von Kajsa Björklund.«
Nummer 84 im Parterre am Treppengel änder, in der ersten Kurve. Das war anderthalb Meter von Idas Wohnungstür entfernt.
»Das darf nicht wahr sein!«, sagte Kjell. »Wie frisch?«
»Der kann nicht vor dem Donnerstag vor dem Mord dorthin gelangt sein. Den Abdruck habe ich in der Mordnacht gesichert, am Donnerstag davor wurde das Treppen haus geputzt, und die Putzfrau hat bestätigt, dass sie das Geländer jetzt in der Grippezeit gründlich desinfiziert. Kajsa hat nicht geklingelt, das möchte ich betonen, jeden falls nicht mit bloßen Fin gern.«
Jetzt wussten sie, wer den dritten Schlüssel besessen hatte.
Sofi schnaubte begeistert. »Aber wann genau war sie dort?«
»In der Wohnung haben wir nichts von ihr gefunden. Wenn die Putzfrau am Tag vor dem Mord all es saubergemacht hat, ist es wohl wahrscheinlicher, dass sie vorher dort gewesen ist.« Per schob die Gruppe zum nächsten Monitor. »Meine Bescherung ist noch nicht zu Ende. Das hier ist ein anderer Fingerabdruck. Wir haben ihn vor zwei Stunden von Kenneth Fohlin gemacht. Der hat so viele Abdrücke in Nysättra hinterlassen, dass Abfackeln eine vernünftige Lösung war. Wenn er es richtig gemacht hätte. Zu seinem Pech hat er aber nur die Holzbretter der Wände in der Gegend verteilt.«
Henning sah besorgt aus. »Das ist nicht gut. Wenn er seine Fin ger ab drü cke nicht sorg fältig beseitigt hat, ging er davon aus, dass wir dieses Haus niemals finden würden. Ob er wirklich der Brandstifter ist?«
»Diese Frage könnt ihr mit den Abdrücken nicht klären«, sagte Per. »Alle Abdrücke müssen alt sein. Das Haus wurde mindestens seit Ta gen nicht geheizt. Auch ohne Handschuhe hinterlässt man bei sol chen Temperatu ren nichts Brauchba res.«
»Und Petersson?«, wollte Kjell wissen. »Gibt es Abdrücke von ihm?«
»Von ihm und Kajsa gibt es auch Abdrücke.«
»Jaja, die gute Mari hat nicht gelogen«, sang Barbro. »Das Sommerhaus war also eine Art Kompetenzzentrum. Wissenschaft und Wirtschaft arbeiten Hand in Hand. Das könnte den Staatsminister begeistern. Das ist doch sein Lied, auch wenn er es bei Sommerhäusern etwas großzügiger und luxuriöser mag.«
Um
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