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Der Zweite Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg

Titel: Der Zweite Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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dass Frau von Blomberg nicht nur nicht standesgemäß, sondern wegen früher Tätigkeit im horizontalen Gewerbe nicht als Ehefrau eines der höchstrangigen Vertreter des Reiches hinnehmbar war. Das Staatsoberhaupt Hitler sah sich zudem durch die Trauungsteilnahme desavouiert und legte Blomberg den Rücktritt nahe, den dieser am 27.1.1938 einreichte.
    Fritsch wäre nun der gegebene Nachfolger im Ministeramt gewesen, das aber auch Göring anstrebte. Er präsentierte Erkenntnisse der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), nach denen Fritsch homosexuelle Beziehungen zu einem Strichjungen unterhalten habe und mithin ein Sicherheitsrisiko sei. Fritsch, dessen Ehrenwort Hitler nicht genügte, wurde in der Reichskanzlei dem „Subjekt“ Schmid gegenübergestellt. Der Zeuge blieb bei der Behauptung intimer Beziehungen zu Fritsch, der am 4.2.1938 entlassen wurde. Hitler übernahm nun selbst die Wehrmachtführung und ersetzte das Ministerium durch ein neu geschaffenes Oberkommando der Wehrmacht (OKW, siehe Kasten). Die völlige Rehabilitierung Fritschs durch ein Ehrengerichtsverfahren unter Vorsitz von Göring am 18.3.1938 ging im Strudel der Ereignisse um den Anschluss Österreichs unter.
    Durch den Blomberg-Skandal hatte Hitler die Streitkräfte in den Griff bekommen, die Fritsch-Krise brach dem Offizierkorps dann moralisch das Rückgrat: Es gab Ehre und Selbstachtung preis, als es den ranghöchsten Soldaten des Reiches widerstandslos zum Opfer einer kriminellen Nazi-Intrige werden ließ.

Reichskriegsminister Werner von Blomberg (links mit Marschallstab) zusammen mit dem Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst Werner Freiherr von Fritsch auf dem „Reichsparteitag der Arbeit“ im September 1937
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    (c) dpa/picture alliance

Kraftlose Beschwichtigung
Münchener Abkommen (30.9.1938)
    Ein wesentlicher Markstein auf dem Weg in Hitlers Krieg wurde eine der ersten Gipfelkonferenzen im modernen Sinn am 29./30.9.1938 in München: Die Staats- und Regierungschefs Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und des Deutschen Reiches berieten über Hitlers Forderung nach Angliederung des von drei Millionen Deutschen besiedelten Sudetenlandes an das Deutsche Reich. Das Gebiet hatte bis zur Angliederung an die Tschechoslowakei 1918 zu Österreich-Ungarn gehört; Hitler leitete daher aus dem Anschluss Österreichs deutsche Ansprüche darauf ab.
Nervenkrieg gegen Prag
    Hitler hatte sie seit Mai 1938 durch einen beispiellosen Nervenkrieg flankiert, indem er die Sudetendeutsche Partei unter Konrad Henlein die Forderungen nach Autonomie an Prag immer höher schrauben ließ, die Propaganda über angebliche tschechische Gräuel anheizte und mit militärischen Maßnahmen drohte – und sie bereits planen ließ. Der britische Premier Chamberlain war schließlich zur Rettung seiner Beschwichtigungs- oder Appeasement-Politik (siehe Kasten) mehrmals mit Hitler zusammengetroffen und hatte die Konferenz, vermittelt durch Italiens Diktator Mussolini, akzeptiert.
    Sie diente – ohne Zuziehung des Opfers – nur noch der Bemäntelung des Zurückweichens vor dem deutschen Diktator, das im Münchener Abkommen vom 30.9. festgeschrieben wurde: Die Tschechoslowakei musste das fragliche Gebiet, den entscheidenden Eckpfeiler seiner Verteidigung, zwischen dem 1. und dem 10.10.1938 an Deutschland herausgeben und erhielt dafür vage Versprechungen einer internationalen Garantie. Hitler bekräftigte zwar, dass dies seine „letzte territoriale Forderung“ sei, doch stand sein Entschluss zur „Zerschlagung der Resttschechei“ längst fest. Chamberlain verkündete seinen „Erfolg“ als Sieg des Friedens, ignorierte dabei aber den tiefen Schock, den das Arrangement der Westmächte mit dem NS-Staat in Moskau auslöste. Von München führte ein direkter Weg zum Hitler-Stalin-Pakt und damit zum Zweiten Weltkrieg.
    Appeasement
    Nach dem Weltkrieg 1914-1918 war Großbritannien Führungsmacht Europas, freilich eine angeschlagene. Weltreich wie Mutterland steckten in der Krise und brauchten Ruhe zur inneren Stabilisierung. Diese aber wurde in den 1930er Jahren empfindlich gestört von den aggressiven Mächten Italien, Deutschland und Japan. London entwickelte daher eine Strategie des dosierten Nachgebens v.a. Hitler gegenüber, „Appeasement“ genannt. Zum einen waren Hitlers Forderungen zunächst nur gegen die Beschränkungen durch den Versailler Vertrag gerichtet, den auch England immer als problematisch empfunden hatte. Zum anderen bot Hitler anfangs für ein

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