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Der Zwergenkrieg

Der Zwergenkrieg

Titel: Der Zwergenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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mich einmal darauf eingelassen, oder?«, entgegnete sie müde. »Ich habe mich entschlossen, meine Krieger in den Kampf zu führen, und ich habe nicht abgelehnt, als Thorhâl mir auftrug, ins Nordland zu gehen. Ich habe nicht daran geglaubt, dass es richtig war, aber ich habe einem Befehl gehorcht, und zumindest das war richtig.«
    »Unsinn!«
    Sein Widerspruch machte sie nicht wütend, und das erstaunte sie selbst. »Du verstehst das nicht. Du bist kein Krieger. Du bist nicht erzogen worden wie ich.«
    »Soll denn alles immer nur eine Frage dessen sein, was uns als Kindern beigebracht wurde? Damit machst du es dir sehr einfach, Grimma.«
    »Vielleicht, aber es ist das, was ich gelernt habe«, sagte sie, sich des unheilvollen Kreislaufs, den sie damit eingestand, durchaus bewusst. Dennoch weigerte sie sich, ihre Vergangenheit zu verleugnen, all die Jahre, die sie an ihre Pflichten als Kriegerin geglaubt hatte. Sie konnte nicht über ihren eigenen Schatten springen, denn darauf lief es hinaus. Sie war – und es tat weh, sich das einzugestehen – zu schwach, um gegen sich selbst und ihr besseres Wissen anzukämpfen. Das war eine Schlacht, der sie aus dem Weg ging, vor der sie davonlief wie ein Schwächling vor der anrückenden Streitmacht der Feinde.
    Sie mochten die Hälfte des Weges zurückgelegt haben, als Styrmir eines Tages (oder eines Nachts) etwas entdeckte.
    »Das ist sonderbar«, sagte er, nachdem er in einem eiskalten Wasserloch nach Fischen getaucht und schließlich spuckend und keuchend an die Oberfläche zurückgekehrt war. »Dort unten ist eine Öffnung«, sagte er und rieb sich die Augen.
    Grimma zuckte nur mit den Achseln. »Irgendwie muss das Wasser schließlich hierhergekommen sein.« Ihr Magen knurrte, und die Vorstellung, selbst in das Wasserloch hinabzutauchen, trug keineswegs dazu bei, ihre Laune zu heben.
    »Es ist ein
Tor
, Grimma!«
    »Wie meinst du das, ein …«
    »Es ist viereckig, die Kanten sind gemauert, und dort drüben« – er zeigte zur anderen Seite des Gewässers – »führen Stufen nach unten.«
    Grimmas Magenknurren wich einer anderen Art von Rumoren. Die Gleichgültigkeit, die seit einiger Zeit wie ein Kokon um ihr Gemüt zu liegen schien, verschwand auf einen Schlag. Erregung trat an ihre Stelle. Grimma sprang auf, umrundete die Wasseroberfläche und ging am gegenüberliegenden Ufer in die Hocke. Styrmir hatte recht. Sie konnte tatsächlich den oberen Absatz einer Treppe ausmachen, die geradewegs ins Wasser führte. Die Senke im Boden des Tunnels war nicht immer überflutet gewesen.
    »Und du bist sicher, dass es ein Tor ist?«, fragte sie Styrmir, der trotz der Kälte immer noch bis zur Brust im Wasser stand. Sie sah ihm an, dass er darauf brannte, seine Entdeckung genauer zu erkunden.
    »Ein Durchgang, ungefähr so hoch wie ich selbst«, bestätigte er mit leuchtenden Augen. »Von Zwergen für Zwerge geschaffen. Wir sollten es uns genauer ansehen.«
    »Wir würden beide ertrinken.«
    »Du bleibst hier und wartest. Komme ich nicht schnell genug zurück, gehst du weiter und warnst den König.«
    »Und was, wenn ich nicht will, dass du ertrinkst?«, fragte Grimma lakonisch.
    »Ich kann vielleicht nicht mit einer Axt umgehen, aber was Schwimmen und Tauchen angeht, gibt es gewiss manchen Zwerg, der sich dabei ungeschickter anstellt.«
    Grimma schaute über das Wasser hinweg nach Norden. Der Tunnel lag weithin verlassen da, in der Ferne verschwamm alles in einem Dunst aus Dunkelheit. Ihre Verfolger schienen die Jagd schon vor geraumer Zeit abgebrochen zu haben. Dennoch hatten sie es eilig. Ausgedehnte Expeditionen in benachbarte Grotten oder Höhlensysteme kamen nicht in Frage.
    »Ich komme mit«, entschied sie. »Und wenn auch nur, um darauf zu achten, dass du keine Zeit vergeudest.«
    Styrmir grinste, und als er sah, wie Grimma zögerlich in das kalte Wasser stieg, lachte er lauthals auf. »Ich wusste gar nicht, dass du wasserscheu bist, große Kriegerin.«
    »Kümmere dich um dich selbst, Königsberater.« Grimma hatte das Gefühl, als müsste ihr ganzer Körper zu Eis erstarren. »Wie hältst du es nur in dieser verfluchten Kälte aus?«
    »Dein Anblick wärmt mein Herz.«
    »Mach dich nur lustig.« Mit einem Keuchen ließ sie sich gänzlich ins Wasser gleiten, und wenig später folgte sie Styrmir in die Tiefe. Beide hatten ihre Äxte an ihren Gürteln befestigt. Das Wasserloch war tiefer, als Grimma vermutet hatte, und die undurchdringliche Schwärze unter ihr erschreckte

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