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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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Brigadier nicht ein bisschen viel für sie? Der ist doch wie ein großes Walross.«
    »Der Armen ist der Mann gestorben, und jetzt ist sie auch alleine. Ich glaube, die zwei hat der Himmel zusammengebracht.«
    »Na, ich habe ein Auge auf Rafa«, sagte Bertha und grinste dazu in ihren Becher.
    Heather war entsetzt. »Du willst ihn doch nicht anbaggern, oder?«
    »Ich sage ja nicht, dass ich ihn toll finde. Mir sind ältere Männer lieber, solche, an denen mehr dran ist. Den würde ich doch zerquetschen wie einen Pfannkuchen. Ich meine, dass ich ihn im Auge habe. «
    »Wieso?«
    »Weil ich glaube, dass er zu Hause eine Freundin hat.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Als ich sein Zimmer geputzt habe, bin ich über einen Stapel Briefe von einer Costanza gestolpert. Was ja eigentlich Constanza heißen muss, nicht?«
    »Ja, muss wohl.«
    »Tja, und deshalb habe ich ein Auge auf ihn, falls er untreu wird.«
    »Was kümmert’s dich, ob er untreu wird?«
    »Tut es ja nicht. Ich will es nur mitkriegen, wenn.«
    »Also wirklich, Bertha. Du bist schrecklich.«
    »Ich will doch bloß ein bisschen unterhalten werden. Hier in Devon passieren ja nicht oft aufregende Sachen.«
    »Ich würde sagen, dass Baffles aufregend ist.«
    »Wenn er denn herkommt, was ich nicht glaube. Hier gibt’s doch nichts zu holen.« Sie schnaubte verächtlich und schlürfte den letzten Rest Kaffee aus ihrem Becher.
    »Hast du Harveys neuen Wagen nicht gesehen?«
    »Nein.« Bertha wirkte beleidigt. »Was für ein neuer Wagen?«
    »Ein waschechter Jaguar!«
    »Was macht der denn mit einem Jaguar?«
    »Weiß der Himmel, aber wenn er nicht aufpasst, hat er morgen nur noch einen ›Danke‹-Zettel davon übrig.«
    Bis halb sechs war Clementine ein Nervenbündel. Sie schaltete ihren Computer aus und trug einen Korb mit Papieren zur Ablage. Während sie alles in die sorgfältig beschrifteten Ordner sortierte, bemerkte sie, dass ihre Hände zitterten. Sie hörte Mr Atwood telefonieren. Er sprach zweifellos mit seiner Geliebte, denn seine Frau würde er wohl kaum »Cowgirl« nennen. Da sie so konzentriert seinem zuckersüßen Gemurmel lauschte, bekam sie weder mit, wie die Vordertür aufging, noch wie Sylvia, die noch an ihrem Schreibtisch saß, praktisch quiekte.
    Rafa begrüßte Sylvia höflich, obwohl seine Aufmerksamkeit der schlanken jungen Frau galt, die in einem sehr gut geschnittenen Kostüm und hohen Schuhen weiter hinten bei den Aktenschränken stand. Er brauchte einen Moment, ehe er sie erkannte, und bis es so weit war, drehte sie sich auch schon um.
    »Clementine?«, fragte er erstaunt. Sie schob die Schublade zu und kam zu ihm.
    »Rafa.«
    » Dios mio, du siehst fantastisch aus!«
    Sie wurde rot vor Glück. »Arbeitskleidung. Ich habe etwas weniger Förmliches in meiner Tasche. Macht es dir etwas aus, zu warten, bis ich mich umgezogen habe?«
    Er steckte seine Hände in die Taschen. »Selbstverständlich nicht. Sylvia kann mir solange Gesellschaft leisten.« Allerdings wandte er den Blick nicht von Clementine ab, bis sie im Damenwaschraum verschwunden war.
    Sylvia lächelte unsicher und hoffte, er würde kein Wort über den gestrigen Abend verlieren. Vor allem wünschte sie inständig, dass Clementine sich beeilte. Rafa kam zu ihrem Schreibtisch und grinste. »Viel zu tun heute?«
    Derweil schlüpfte Clementine ungeduldig in ihr Kleid und fädelte ihre Zehen in die Flip-Flops. Dann ließ sie ihr Haar herunter und knetete es mit beiden Händen. Verwundert erinnerte sie sich an jenen Tagtraum, dass der gut aussehende Argentinier, den sie im Black Bean Coffee Shop getroffen hatte, ins Büro geschlendert kam, weil er nach ihr suchte. Jetzt war er hier, und der Abend, der vor ihr lag, versprach wunderbar zu werden.

20
    Clementine saß auf dem Beifahrersitz von Rafas Mietwagen und konnte kaum glauben, dass sie endlich zusammen waren, nur sie beide. Sie öffnete ihr Fenster, um mit dem Wind die süßlichen Sommerdüfte hereinzulassen. Zuerst war die Unterhaltung zwischen ihnen ein bisschen holprig: Beide redeten gleichzeitig los, verhaspelten sich, überspielten ihre Nervosität mit einem unsicheren Lachen. Die Atmosphäre zwischen ihnen hatte sich verändert. Clementine wusste nicht, was genau anders war, aber es lag ein seltsames Knistern in der Luft, das vorher nicht da gewesen war.
    Rafa, lässig in Jeans und weißem T-Shirt, blickte immer wieder grinsend zu ihr hinüber. Er trug eine dunkle Sonnenbrille, und sein Haar wurde vom Fahrtwind aufgeweht. Clementine

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