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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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hatte ihn von Anfang an gut aussehend gefunden, doch jetzt erkannte sie, dass seine Schönheit nicht bloß oberflächlich war. Er besaß die Gabe, das Beste in jedem zu sehen, und eine Offenheit, die seine Augen und sein Lächeln besonders strahlend machten.
    Vor allem mochte Clementine sich selbst, wenn sie mit ihm zusammen war, als könnte sie in seinen Augen eine nettere Version ihrer selbst wahrnehmen, mutiger, witziger, hübscher. Sie blickte hinaus und bemerkte, wie üppig die Landschaft war. Das sattgrüne Laub und der leuchtend blaue Himmel füllten sie aus, bis sie glaubte, vor Glück platzen zu müssen.
    Rafa parkte in der Haltebucht vorm Feld und ging um das Auto herum, um den Kofferraum aufzuklappen. »Was hast du da drin?«, fragte sie. Auf das Gatter gelehnt, sah sie hinüber zu Gottes vergessenem Haus.
    »Proviant«, antwortete er grinsend.
    Sie drehte sich zu ihm und bemerkte, dass er eine Leinentasche aus dem Kofferraum hob. »Was?«
    »Ein Picknick.«
    »Wer hat das gemacht?«
    »Heather.« Er lugte in die Tasche. » Qué bueno, sie hat auch eine Flasche Wein eingepackt.«
    Clementines Laune wurde sekündlich besser. »Und wo wollen wir picknicken?«
    »Unten am Strand, würde ich vorschlagen. Was meinst du?«
    »Gute Idee.«
    Es war leider keine so gute Idee gewesen, ein Kleid anzuziehen. Der Pfad runter zum Strand war eng und nach wie vor von wilden Brombeeren überwuchert. Bei der Planung ihrer Garderobe hatte Clementine nicht besonders praktisch gedacht.
    »Ich trage dich Huckepack«, bot Rafa an.
    »Oh nein, dafür bin ich viel zu schwer!«
    »Bist du nicht. Meine Grimassen letztes Mal waren nur Spaß. Du bist winzig. Ich könnte dich über meine Schulter schwingen und so gut wie nichts merken. Hier, du nimmst die Tasche.« Er bückte sich vor ihr. »Steig auf.«
    Vorsichtig kletterte sie auf seinen Rücken, wobei sie sich inständig wünschte, sie würde einige Pfund weniger wiegen. Ihre Wangen glühten angesichts der Intimität, aber ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Er richtete sich auf, hakte seine Arme unter ihre Knie und ging los. »Siehst du, ich merke fast nicht, dass du da bist.«
    »Lügner«, sagte sie lachend.
    »Wer war das?« Er drehte sich um und tat, als würde er hinter sich gucken. Wieder lachte Clementine. Er drehte sich in die andere Richtung. »Und wer war das jetzt? Ich dachte, ich bin hier allein.«
    »Du bist albern!«
    »Wer hat das nun wieder gesagt?«
    »Wenn du dich weiter so wild hin und her drehst, werde ich noch seekrank.«
    »Ah, du bist das!«
    »Ja, ich, die angeblich Federleichte.« Er stapfte den Weg hinunter und achtete darauf, ihre nackten Beine von den Brombeeren fernzuhalten. Unten am Strand setzte er sie behutsam wieder ab.
    »Siehst du, ich bin nicht mal außer Atem.«
    Sie hockten sich in den Sand und schauten den Wellen zu, die sanft an den Strand rollten. Möwen schwebten über ihnen im Wind, von denen sich einige keckere trauten, auf den Felsen in der Nähe zu landen, eindeutig auf Picknickreste hofften. Rafa schenkte Wein ein, und Clementine öffnete die Sandwichboxen.
    »Auf unsere erneuerte Freundschaft«, sagte Rafa und erhob sein Glas. »Ich möchte sagen, dass mir meine Einmischung leidtut. Deine Beziehung zu Marina geht mich nichts an. Es ist nur so, dass ich euch beide mag und mir wünsche, ihr würdet euch gegenseitig auch mögen.«
    Sie hielt ihr Glas in die Höhe. »Ich nehme deine Entschuldigung an, und diesmal im Ernst.«
    »Dann sind wir wieder Freunde?«
    »Ja, unbedingt.« Sie tranken und waren für einen Moment stumm, bis Clementine tief Luft holte und sagte: »Weißt du noch, dass du gesagt hast, ich soll die Vergangenheit loslassen, damit sie mir nicht die Gegenwart ruiniert? Was genau sollte das heißen?«
    Er sah sie unsicher an. »Willst du wirklich darüber reden?«
    »Ja, will ich.«
    »Versprichst du, nicht wieder wütend wegzulaufen?«
    Sie lachte. »Tut mir leid, dass ich die Fassung verlor. Ja, ich verspreche, dass ich nicht weglaufe. Außerdem hast du die Autoschlüssel.«
    »Okay, wenn du darauf bestehst, erzähle ich dir, was ich denke – was auch immer meine Gedanken wert sein mögen.«
    »Ich denke, sie sind eine Menge wert.« Sie biss in ein Truthahnsandwich. »Ich könnte noch was lernen.«
    »Zuerst sollte ich dir meine Lebenseinstellung erklären.«
    »Nur zu.«
    »Ich bin der festen Überzeugung, dass wir unser Schicksal selbst wählen. Wir sind auf der Welt, um Erfahrungen zu sammeln und zu lernen,

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