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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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brauche praktischere Hilfe.«
    »Verstehe.«
    »Pater Ascanio, Sie kennen mich, seit ich ein Kind war.«
    »Das stimmt.«
    »Und Sie haben mich stets so gut angeleitet, wie Sie konnten, mit großer Weisheit und Takt. Ist es nicht so?«
    »Ich habe mein Bestes getan.«
    »Nun, jetzt brauche ich Ihre Weisheit, aber ich fürchte mich vor Ihrem Urteil.«
    »Mein Sohn, ich bin nicht hier, um über Sie zu urteilen. Das steht mir nicht zu, denn Gott allein in seiner Weisheit darf ein Urteil fällen. Erzählen Sie mir, was Sie bedrückt, und ich werde mich bemühen, Ihnen Rat zu geben.«
    Dante schluckte. Er konnte den Priester nicht ansehen, deshalb senkte er den Blick zum Steinboden. »Floriana ist schwanger.«
    Pater Ascanio stockte der Atem. Er legte eine Hand an seine Brust, wo sich ein stechender Schmerz regte, sodass er an sich halten musste, nicht zu stöhnen. Sein erster Gedanke galt Floriana, der unschuldigen, vertrauensvollen und tapferen Floriana, und Mitgefühl flutete sein Herz. Sein zweiter Gedanke galt Dante und dessen Dummheit. Er hatte seine liebe Not, den Jungen nicht aufs Schärfste zu verurteilen.
    Dante fühlte das Entsetzen des Priesters, ohne hinzusehen. Beschämt vergrub er sein Gesicht in den Händen.
    Pater Ascanio stand auf, ging hinüber zum Altar und stützte die Hände auf das weiße Leinentuch. Er schloss die Augen zum Gebet. Was war das Richtige für Floriana? Er versuchte, neutral zu bleiben, ähnlich einem Chirurgen, der im Begriff war, einem Patienten ins Fleisch zu schneiden. Aber sein Herz verkrampfte sich, während er alle Möglichkeiten durchging.
    Schließlich kehrte er zu seinem Stuhl zurück. Dante sah ihn an. »Was soll ich tun?«, flüsterte er. Er fühlte sich schrecklich, nachdem er sein Problem ausgesprochen hatte.
    »Es gibt nur eines, was Sie tun können«, antwortete der Priester seufzend.
    »Alles. Ich tue alles für Floriana.«
    »Nicht weit von hier ist ein Kloster, in dem sie über ihre Niederkunft bleiben kann. Ich kenne die Mutter Oberin seit vielen Jahren, und sie hat schon häufiger Mädchen wie Floriana bei sich aufgenommen.«
    Es trat eine beklemmende Pause ein. Dante wusste, was der Priester fragen würde, denn es hing zwischen ihnen in der Luft wie ein leuchtend roter Ballon.
    »Haben Sie die Absicht, sie zu heiraten?«
    »Ich weiß es nicht.« Er zuckte hilflos mit den Achseln und ließ den Kopf hängen. »Ich habe davon geträumt, sie zu heiraten, und dachte, wenn ich warte, bis sie alt genug ist, und dann … Die Liebe hat mich blind gemacht, was meine Lage angeht. Mein Vater würde sie niemals als Schwiegertochter akzeptieren. Ich müsste alles aufgeben.« Er erstickte halb an den Worten, denn ihm war bewusst, dass der Herr von jedem Opfer verlangte. »Pater, ich bin schwach!«
    Pater Ascanio raffte all seine Kraft zusammen. Er wollte den Jungen schütteln und ihm Vorwürfe machen, weil er das Leben des Mädchens ruiniert hatte. »Aber Sie werden sie finanziell unterstützen?«, fragte er angestrengt ruhig.
    »Natürlich. Ich kümmere mich um sie und unser Kind. Sie wird wie eine Prinzessin leben.« Das klang so hohl, dass er wünschte, er hätte es nicht gesagt. »Ich warte, bis ich selbst genügend Vermögen habe, und dann heirate ich sie.«
    »Nun gut. Sie müssen Floriana erzählen, was Sie entschieden haben, und sie muss sich bereitmachen, ins Kloster zu gehen, sobald ich mit der Mutter Oberin gesprochen habe.«
    »Das mache ich.«
    »Sie darf es keiner Seele erzählen.«
    »Sie hat es nur Signora Bruno gesagt.«
    »Teresa ist eine brave, diskrete Frau. Sie können darauf zählen, dass sie es für sich behält.«
    »Ich schäme mich sehr, Pater, und ich stehe tief in Ihrer Schuld.«
    »Es gibt keine Schulden zu begleichen, Dante, nur Buße zu tun. Gehen Sie, sorgen Sie für Floriana und lieben Sie sie von Herzen. Ihretwegen ist sie in dieser schrecklichen Lage, und Sie sind verantwortlich für Ihre Zukunft. Fehltritte sind nur menschlich, aber Sie können beweisen, dass Sie besser sind als Ihre Verfehlungen, indem Sie Ihre Pflicht vor Gott tun – bereuen, um Vergebung bitten und das Richtige tun.«
    »Das will ich, Pater.«
    »Jetzt gehen Sie.«
    Dante verließ die kleine Kapelle und schritt über die blanken Steine zur Tür. Er bemerkte den Mesner nicht, der zum Gebet in der Kapelle nebenan kniete. Der Alkohol, den der Knieende ausdünstete, vermengte sich mit dem Geruch von Kerzenwachs.
    Während Dantes Schritte verklangen, hob er den Kopf und blickte

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