Der Zypressengarten
Vater nichts mehr gegen ihre Verbindung haben, denn sie trug sein Enkelkind – womöglich einen Sohn und Erben des riesigen Vermögens. Sie lächelte. Ja, es war klug vom Schicksal, ihr die eine Sache zu geben, die sie unwiderruflich für immer an Dante binden würde.
Das alles sollte geschehen. Gott hatte ihre Gebete erhört und ihr etwas gegeben, was nur er allein geben konnte: ein neues Leben, das ausschließlich Dante und ihr gehörte.
Floriana hielt sich nicht an das, was Signora Bruno sagte, und schrieb sofort an Dante. Wenige Tage später kam der Butler von La Magdalena zu ihrer Wohnung und brachte eine Nachricht: Dante hatte angerufen und gesagt, dass er herkam, um sie zu sehen. Überglücklich, weil sie ihn bald wiedersehen würde, putzte sie ihre Wohnung. Bei der Arbeit summte sie fröhlich vor sich hin. Sie sah sich in dem bescheidenen Zimmer mit den schlichten Möbeln um und dachte an die Zukunft, die sie von ihrem Vater und dieser erbärmlichen Wohnung wegbringen würde. Sie malte sich aus, mit Dante im Meerjungfrauengarten zu sitzen, Gedichte zu lesen, während ihr Sohn seine Spielzeugboote im Springbrunnen schwimmen ließ. Und Gute-Nacht würde zu ihren Füßen in der Sonne liegen und schlafen. Vielleicht erwartete sie da schon das zweite Kind. Sie würden viele haben. In einem Haus so groß wie La Magdalena konnten sie so viele Kinder bekommen, wie sie wollten.
Leider sollte sie enttäuscht werden. Der Dante, der vor ihrer Tür erschien, war nicht der strahlende, hocherfreute junge Mann, den sie erwartet hatte. Statt sie aufgeregt in seine Arme zu schließen, sah er grau und ängstlich aus. Florianas Herz wurde schwer wie ein Stein.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte sie und legte zaghaft ihre Arme um ihn.
»Wir müssen reden, Floriana. Ich bin gekommen, so schnell ich konnte. Bist du sicher, dass du schwanger bist?«
»Ich glaube schon, aber ganz sicher bin ich mir nicht.«
»Wem hast du es erzählt?«
»Signora Bruno. Ich musste es jemandem sagen.«
»Ja, das verstehe ich.« Er sah sie so unglücklich an, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. »Und sie denkt, du bist schwanger?«
»Ja.« Sie runzelte die Stirn. »Ich dachte, du freust dich.«
»Mich freuen? Meine liebste Floriana, du hast keine Ahnung, was das bedeutet.«
»Wir können heiraten.«
»Dies ist nicht der Zeitpunkt für Träumereien. Mein Vater erlaubt es niemals.«
»Aber ich bekomme sein Enkelkind.«
»Sein Enkelkind interessiert ihn nicht. Er interessiert sich ja kaum für seine Kinder. Mein Vater ist so gefühlvoll wie die albernen Statuen im Garten. Alles, was ihn interessiert, sind Geld und Ansehen.«
»Dann willst du es ihm nicht sagen?« Florianas Kinn begann zu beben. Sie holte tief Luft, machte sich gerade und ermahnte sich, ihre Enttäuschung nicht zu zeigen.
»Ich weiß nicht, was ich machen soll.« Er nahm ihre Hände, überwältigt von dem Anblick der Frau, die er liebte, und dem Wissen, dass sein Kind in ihr heranwuchs. »Aber ich lasse dich nicht im Stich. Wir denken uns etwas aus.« Er zog sie an seine Brust. »Ich übernehme die Verantwortung. Ich habe dich in diese Lage gebracht, und ich hole dich auch da raus. Irgendwie werden wir zusammen sein, versprochen.«
»Ich bin glücklich, Dante. Ich habe überhaupt keine Angst, denn mir ist jetzt klar, dass ich mir immer ein Kind gewünscht habe. Jemanden, den ich lieben und für den ich sorgen kann. Einen kleinen Teil von dir, der immer bei mir ist, egal was passiert.«
Er legte eine Hand auf ihren flachen Bauch. »Schwer vorstellbar, dass da ein Kind drin ist.«
»Ich weiß. Signora Bruno sagt, man sieht frühestens in sechs Monaten etwas.«
»Dann haben wir wenigstens ein bisschen Zeit. Sag niemandem etwas, hast du gehört?« Sie nickte. »Ich suche dir eine Wohnung, weit weg von hier.«
»Aber ich möchte bei dir sein.«
»Das geht nicht, Floriana. Kannst du dir den Skandal vorstellen? Keiner darf hiervon erfahren.«
»Soll unser Kind unehelich geboren werden?«
»Einen anderen Weg gibt es nicht.«
Floriana wurde bleich. »Wir dürfen kein uneheliches Kind bekommen. Das ist eine Sünde!«
»Wir haben schon die größte Sünde begangen, Floriana.«
Seine Worte waren wie eine brennende Ohrfeige, doch Floriana reckte trotzig ihr Kinn und kämpfte um ihr Ungeborenes. »Wir können heimlich heiraten.«
Er ließ sie los und ging zum Fenster, als suchte er nach einem Fluchtweg. »Für dich ist alles so einfach, weil du nichts zu verlieren
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