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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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weil sie spürten, dass er anders war. Nun beschloss er, einen Spaziergang zu machen und etwas frische Luft zu atmen. Er dachte an Pater Ascanio, während er durch die schmalen Straßen ging, die auf die Piazza führten. Er bewunderte den Pater sehr, vor allem weil er selbst nie an ihn heranreichen könnte, war er doch ein viel zu schwacher Mann. Er wusste um seine Unzulänglichkeiten und war zufrieden damit, im Schatten eines großen Geistlichen zu leben, anderen zu dienen und zu hoffen, mit seiner Arbeit einiges gutzumachen. Er unterdrückte die Gefühle, die andere Männer in ihm weckten, und betete täglich um Heilung. Aber der Schmerz blieb, und einzig Alkohol half, ihn zu betäuben.
    Am Ende der Straße sah er einen Mann zusammengesunken in einem Hauseingang hocken, den Kopf in die Hände gestützt. Er erkannte ihn sofort.
    »Elio«, sagte er, als er näherkam. »Geht es dir nicht gut?« Der Mann blickte zu ihm auf, und das Elend in seiner Miene riss den Messner jäh aus seinen Gedanken.
    »Pater, helfen Sie mir.«
    Der Mesner setzte sich zu ihm. Ein beißender Gestank von Alkohol waberte aus Elios Poren. »Wie kann ich?«
    »Ich habe meine Frau und meinen Sohn verloren, und jetzt verliere ich auch noch meine Tochter.«
    »Was meinst du damit, dass du deine Tochter verlierst?«
    »Sie mag mich nicht, weil ich sie enttäuscht habe. Ich sollte arbeiten und für sie sorgen, und stattdessen sitze ich hier, ein Gefangener des Alkohols. Ich bin am Boden, Pater, und ich weiß nicht, wie ich wieder auf die Beine kommen soll. Ich will mich ja um sie kümmern, aber sie redet nicht mal mehr mit mir. Ich weiß, dass sie mich eines Tages verlassen wird, genau wie ihre Mutter, und ich sterbe allein wie ein Landstreicher.«
    »Elio, du hast schon den ersten Schritt zur Genesung gemacht. Indem du einsiehst, dass du ein Problem hast, bist du der Lösung schon näher.«
    »Ich trinke nie wieder.«
    »Das erfordert einen starken Willen«, sagte der Pater, der an seine eigene Schwäche dachte und sich wieder einmal schwor, sie zu besiegen.
    »Was soll ich denn machen?«
    »Du brauchst etwas, wofür es sich zu leben lohnt, ein Ziel, das dich von der Flasche fernhält und dich anspornt, wieder zu arbeiten und anständig zu bleiben.« Das Geheimnis brannte ihm auf der Zunge, und auf einmal wurde er richtig aufgeregt.
    »Ich habe nichts als Floriana, und sie verachtet mich.«
    »Du musst ihr erst beweisen, dass du es schaffst. Es ist sinnlos, ihr wieder und wieder zu sagen, dass du das Trinken aufgeben willst, weil du dein Wort bereits unzählige Male gebrochen hast. Du musst ihr zeigen, dass du dich ernsthaft ändern willst.«
    »Sie liebt mich nicht mehr. Und ist die Liebe erst mal tot, bleibt sie’s für immer.«
    »Unsinn. Pater Ascanio sagt, dass die Liebe immer da ist, in jedem Herzen, auch wenn wir es nicht immer wissen. Wir müssen bloß alles Schlechte fahren lassen.«
    »Ich verdiene ihre Liebe nicht. Sehen Sie mich doch an!«
    »Natürlich tust du das. Fehler zu machen ist menschlich. Jesus lehrte uns Vergebung. Floriana ist eine gute Christin. In ihrem Herzen liebt sie dich, auch wenn sie es im Moment nicht erkennen mag. Du bist ihr Vater und alles, was sie an Familie hat.«
    »Und was habe ich für sie getan?«
    »Frag dich nicht, was du getan hast, sondern was du tun kannst.« Das brennende Geheimnis rutschte ihm beständig weiter nach vorn auf die Zunge und zappelte so wild herum, dass er seine gesamte Willenskraft aufbieten musste, es nicht auszuplaudern. Das Wonnegefühl war überwältigend, und Schweißperlen traten ihm auf die Nase und die Stirn. Nie zuvor hatte er mit solch einem riesigen Fang gerungen.
    Elio reckte sein Kinn. »Ich bin nicht blöd, müssen Sie wissen. Ich weiß, dass sie einen Freund hat. Sie denkt, ich weiß nix, aber ich habe auch Augen und Ohren. Natürlich erzählt sie mir nichts mehr. Früher, als sie klein war, hat sie mir immer erzählt, was sie beschäftigt, aber da habe ich nie zugehört. Ich habe gar nichts mitbekommen.« Er sank wieder zu einem Häufchen Selbstmitleid zusammen. »Was bin ich nur für ein Vater? Eines Tages wird sie heiraten, und wer weiß, ob sie mich überhaupt auf ihrer Hochzeit haben will. Ich sollte sie zum Altar führen, doch welcher Mann wird mich um ihre Hand bitten, wo ich gar kein Recht habe, sie wegzugeben? Ich habe sie im Stich gelassen.« Seine Schultern bebten.
    »Komm, wir bringen dich nach Hause.« Der Mesner stand auf, kaum noch imstande, nicht mit

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