Der Zypressengarten
verheiraten, ja?«
»Ja, wie verrückt.«
»Am Ende heiratest du doch den, den du willst.«
»Nein, ich heirate den, den sie will. Mir ist klar, dass es so sein muss, und ich habe weder die Kraft noch den Mut, mich gegen ihren Willen durchzusetzen.«
»Du hast noch Zeit, selbstbewusster zu werden.«
»Ich bin ihr einziges Kind. Sie steckt alle ihre Hoffnung in mich.«
»Wollt ihr wirklich nach Rom zurückziehen?«
»Ja, Papà wird jetzt Industrieller«, verkündete Costanza stolz.
»Industrieller?«
»Ja, vielleicht ziehen wir auch nach Mailand.«
»Mailand?« Floriana dachte an Dante.
»Ich kriege ja immer nur nebenbei mal was mit. Keiner erzählt mir etwas. Sie glauben, dass ich zu jung bin und nichts verstehe. Oder zu dumm. Jedenfalls glaube ich, dass er irgendwas mit Beppe Bonfanti macht. Als Berater oder so, schätze ich. Er hat gute Beziehungen, wo Beppe keine hat.«
»Du meinst, es geht mal wieder um die Klasse«, sagte Floriana leise.
»Ja, leider.«
Die beiden jungen Mädchen, die einst so vieles teilten, setzten sich in den Sand und blickten aufs Wasser. »Ich gehe auch weg«, sagte Floriana.
Costanza war verblüfft. »Wohin gehst du denn?«
»Weiß ich nicht. Ich muss irgendwo neu anfangen.«
»Was ist mit Dante?«
Floriana hätte ihr zu gerne alles erzählt, aber Dante hatte sie angefleht, es keinem zu sagen. »Was soll mit ihm sein? Es war nur eine Sommerromanze«, antwortete sie betont lässig.
Costanza sah sie mitfühlend an. »Bist du sehr traurig?«
»Nein. Mir geht es gut. Ich sehe jetzt nach vorn. Es ist sinnlos, über das nachzugrübeln, was vorbei ist.«
»Aber du warst so verliebt! Ich dachte, du wolltest ihn heiraten. Und ich hatte auch darauf gehofft, denn es hätte meine Mutter rasend gemacht.«
»Deine Mutter hatte vielleicht die ganze Zeit recht. Ich muss mir jemanden aus meiner Welt suchen.«
»Nein, hat sie nicht. Die Liebe kennt keine Klassen- oder Altersunterschiede. Auch sonst keine.« Costanza nahm Florianas Hand. »Wenn du weggehst, versprichst du, mir zu schreiben?«
»Woher soll ich wissen, wo du bist, wenn ihr nach Mailand zieht?«
»Ich gebe Luigi meine Adresse, dann kannst du ihn fragen. Und wann willst du weg?«
»Morgen.«
»So bald?«
»Ja, es ist alles abgemacht.«
»Und du wolltest dich nicht mal verabschieden?«
»Ich hatte vor, leise zu verschwinden.«
»Aber wohin willst du denn?«
Floriana überlegte rasch. »Ich habe eine Cousine in Treviso, zu der ich erst mal gehe.«
»Ich dachte, außer Elio und Zita hast du gar keine Verwandten.«
»Das dachte ich bis vor Kurzem auch. Bis Zita sie erwähnte, und da wollte ich die Chance nutzen. Sie ist verheiratet und hat Kinder in meinem Alter. Und sie lässt mich bei sich wohnen, bis ich etwas Eigenes gefunden habe.«
»Wovon willst du denn leben?«
Floriana bekam ein schlechtes Gewissen, doch ihr blieb keine andere Wahl, als ihre Lüge weiter auszuschmücken. »Das ist der Unterschied zwischen uns, Costanza. Ich bin mit jeder Arbeit zufrieden, ob ich nun putze, bediene oder im Garten arbeite. Ich mache alles. Mädchen wie ich sind sich für nichts zu schade.« Sie lachte. »Und keine Sorge, ich bin ziemlich zäh.«
»Das habe ich immer an dir bewundert, Floriana.«
»Sag aber bitte keinem, dass ich weggehe, ja?« Auf Costanzas fragenden Blick hin ergänzte sie: »Ich meine es ernst. Keiner Seele. Kann ich mich auf dich verlassen?«
»Das weißt du doch. Aber wieso darf es keiner wissen?«
»Weil ich nicht will, dass mein Vater hinter mir herkommt.«
»Verstehe.«
»Ich will einfach weg, ohne großes Tamtam.«
»Zita muss es aber doch wissen.«
»Ja, Zita weiß Bescheid, aber sie weiß nicht, dass du es jetzt auch weißt. Also sag bitte nichts zu ihr.« Floriana wurde fast schwindlig von dem komplizierten Lügengespinst. »Behalte es einfach für dich.«
»Mach ich«, versprach Costanza leise. »Du wirst mir fehlen.«
»Du mir auch.«
»Wir hatten viel Spaß, nicht?«
»Ja, hatten wir.«
»Bis Mamma uns getrennt hat. Das werde ich ihr nie verzeihen.«
»Du darfst ihr nicht böse sein. Pass lieber auf, dass du nicht so ein Snob wirst wie sie.« Floriana zog eine Grimasse, woraufhin sie beide lachten.
»Keiner bringt mich mehr zum Lachen«, klagte Costanza. »Mir fehlt dein Humor.«
»Dann musst du von jetzt ab selbst witzig sein.«
»Ich versuch’s.«
»Wenn es witzig ist, mit dir zusammen zu sein, bist du überall beliebt und kannst heiraten, wen du willst.«
»Schön
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