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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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sehr ruhig, was sie stets an einen Scharfschützen erinnerte, der die Waffe anlegte.
    Einen Moment später stand Zazzetta vor Beppe. Signora Mancini schloss die Tür und ging zurück an ihren Schreibtisch. Sie fragte sich, was in dem Brief stehen konnte, das ihren Boss derart aufbrachte. Aber es war nicht ihr Job, sich solche Gedanken zu machen oder gar sich zu fragen, wie Zazzetta die Sache regelte. Es war allemal besser, nichts zu wissen.
    Beppe reichte Zazzetta den Brief. Er las ihn, und die einzige sichtbare Reaktion bestand darin, dass sich seine eingefallenen Wangen blassrosa färbten.
    »Der alte Säufer war also für einen Moment nüchtern genug, uns erpressen zu wollen«, sagte Beppe, der sich eine Zigarre anzündete. Er lachte hämisch. »Der muss wohl glauben, einen Sechser im Lotto zu haben.«
    »Sind wir sicher, dass Dante der Vater ist?«
    »Nein, es kann jeder Kerl in Herba sein. Das Problem ist allerdings, dass wir es nicht drauf ankommen lassen können, nicht?«
    »Wir wollen keinen Skandal«, pflichtete Zazzetta ihm bei.
    »Mich erstaunt, dass mein Sohn so unglaublich blöd sein konnte.«
    »Er ist jung und verliebt.«
    »Er hat mit seinem Schwanz gedacht, trifft es wohl eher. Wäre er nicht mein Sohn, würde ich ihm das Ding abschneiden.«
    »Wäre er nicht Ihr Sohn, würde es Sie nicht interessieren.«
    »Aber er ist mein Sohn. Also, was tun wir, mein Freund?« Beppe blies eine Rauchwolke aus.
    »Wir kümmern uns darum, Capo. «
    »Ja, und zwar schlicht und wirksam. Wir geben dem alten Mistkerl Geld, damit er den Mund hält, und entledigen uns des Problems.« Er fixierte Zazzetta mit dem eisigen Blick eines Mannes, der sich schon oft auf effiziente Weise lästiger Widersacher entledigt hatte. »Wir lassen sie verschwinden.«
    »Müssen wir zu solch drastischen Maßnahmen greifen? Sie ist ein junges Mädchen …«
    »Es muss wie ein Unfall aussehen.«
    »Aber, Capo, …«
    »Nur so verhindern wir, dass uns der Vater für den Rest seines Lebens wie ein Blutsauger im Nacken hängt. Es wird garantiert nicht bei dieser ersten Forderung bleiben, solange er ein Druckmittel hat. Ich will nicht, dass die Geschichte uns oder Dante, dem Idioten, über Jahre zusetzt. Das Problem muss verschwinden, basta. Uns bleibt nur ein Weg, sicher zu sein, dass uns die Sache nicht wieder und wieder einholt.« Er drehte sich zum Fenster um. »Ich frage mich, ob der Penner immer noch findet, dass es sich gelohnt hat, wenn er feststellt, dass seine goldene Gans verschwunden ist.«
    »Wird er nicht versuchen, sie zu finden?«
    »Ein Mann, der fähig ist, seine Tochter auf diese Art zu verkaufen, hat kein Herz. Du weißt genauso gut wie ich, dass Elio ein versoffener Vollidiot ist. Er wird das Geld nehmen und sich vom Acker machen. Hoffen wir, dass wir nie wieder von ihm hören.«
    »Ist so gut wie erledigt, Capo.«
    »Schön.« Er wandte sich wieder zu Zazzetta. »Und kein Wort zu meinem Sohn. Vielleicht können wir jemanden bezahlen, der ihm erzählt, dass sie mit einem Gemüsehändler durchgebrannt ist.«
    Als Floriana aus der Kirche kam, sah sie Costanza, die mit Einkaufstaschen beladen über den Marktplatz ging. Die Mädchen sahen einander stumm an. Seit Langem schon war es zwischen ihnen komisch, doch nun winkte Floriana ihrer früheren Freundin zu, anstatt weiterzueilen. Ihr Herz quoll über vor Glück, weil sie im Begriff war, ein neues Leben zu beginnen. Wie sollte sie da noch Platz für Bitterkeit haben? »Kann ich dir etwas abnehmen?«, fragte sie Costanza lächelnd. Die guckte sie ängstlich an. »Keine Bange, deine Mutter ist nirgends zu sehen.«
    »Darum geht es nicht, ehrlich nicht«, widersprach Costanza. Kopfschüttelnd nahm Floriana ihr eine der Taschen ab.
    »Was hast du da drin?«
    »Tut mir leid, das ist richtig schwer.«
    Floriana linste in die Tasche. »Obst?«
    »Mamma hat mich auf Diät gesetzt«, erklärte Costanza und lächelte beschämt. »Ich glaube aber nicht, dass es hilft.«
    Floriana musste daran denken, wie es zwischen ihnen war, und schlug vor, dass sie hinunter an den Strand gingen. »Wir können uns hinsetzen und reden, wie früher immer.«
    »Ich weiß nicht. Eigentlich muss ich nach Hause.«
    »Bitte!«
    »Na ja, vielleicht kurz. Wenn es dir nichts ausmacht, die Tasche zu schleppen.«
    »Ich bin stärker, als ich aussehe.«
    »Okay, dann komme ich mit, aber nicht lange, sonst kriege ich Ärger.«
    Sie machten sich auf den Weg aus dem Ort. »Dann will deine Mutter dich unbedingt

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