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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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er sich selbst ein Glas einschenkte. »Hat Rafa dir von unserem Krebsfang-Ausflug erzählt?«
    »Nein, da waren Pat und Veronica schneller.«
    »Ich glaube, es hat ihnen gefallen.«
    »Und wie!«
    »Wo ist Clemmie?«
    »Zum Abendessen zu Joe gefahren.«
    »Sie hat sich als ziemlich geschickte Krebsanglerin erwiesen«, sagte er, setzte sich hin und streckte die langen Beine unterm Tisch aus. »Ich war freudig überrascht.«
    »Ach, ich glaube, Clemmie kann alles, was sie sich in den Kopf setzt«, sagte Marina und hievte die Schale mit den dampfenden Spaghetti in die Tischmitte. »Sie weiß es bloß nicht.«
    »Sie waren sehr nett zu ihr, Rafa. Dank Ihnen hat es richtig Spaß gemacht.«
    Rafa füllte sich Spaghetti auf. »Nein, Sie irren, Grey«, erwiderte er achselzuckend. » Sie hat dafür gesorgt, dass es mir Spaß machte.«

17
    Clementine lag in Joes Armen und stellte zu ihrem Verdruss fest, dass sie ihre Wut direkt mit hergebracht hatte. Ihr wollte das Gespräch mit Rafa nicht aus dem Kopf, und sie kochte vor Empörung. Mit Joe zu schlafen hatte sie abgelenkt, ihre Sehnsucht auf einen festen Punkt gerichtet, und prompt verwechselte sie den Orgasmus mit Liebe. Doch jetzt lag sie hier, Joes Arme um ihren Körper geschlungen, um sie in der Gegenwart zu verankern, und wurde zurück in die vertraute Finsternis gesogen.
    Sie dachte an Rafas Worte: Dass ihre Verbitterung ihr Problem war, es aber nicht sein musste. Sie bräuchte bloß die Scheidung aus Marinas Perspektive zu sehen. Ihre Wut erreichte einen ungekannten Höhepunkt angesichts der Behauptung, dass Marinas Liebe zu ihrem Vater die Hölle rechtfertigte, durch die sie alle geschickt hatte. Als würde sie Liebe von jedweder Schuld freisprechen. Rafa wusste eben nicht, wovon er redete. Er wusste nicht, was für eine Frau Marina gewesen war, bevor sie sich Grey schnappte und einige Sprossen höher auf der sozialen Leiter stieg. Rafa konnte leicht auf seinem Podest stehen und den Philosophen spielen, aber unten auf dem Boden waren die Dinge nicht so sauber und geordnet.
    »Ich muss gehen«, sagte sie zu Joe und stieg aus dem Bett.
    Er sah auf seine Uhr.
    »Mitternacht. Bist du Aschenputtel und verlierst gleich deinen Zauber?«
    »Werde ich, wenn ich keinen Schlaf kriege. Dann werde ich zu Rumpelstilzchen.« Sie zog sich an. »Das Letzte, was ich brauche, ist Submarine, die um acht Uhr morgens in mein Zimmer marschiert und meine Vorhänge aufreißt.«
    »Tja, das ist das Blöde daran, wenn man zu Hause wohnt. Zieh doch zu mir.«
    Sie erstarrte. »Ist das dein Ernst?«
    »Klar. Es ist nicht doll, aber immerhin ein Zuhause.«
    »Das ist eine super Idee. Ich müsste nicht mehr täglich Submarine sehen … und diesen arroganten Argentinier auch nicht.«
    »Wer ist das?«
    »Submarines Hauskünstler, der den Sommer über alten Schachteln Malkurse gibt.«
    »Und du magst ihn nicht?«
    »Der ist derart von sich eingenommen! Typisch Latino, denkt, dass er alles verführen kann, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.«
    Joe setzte sich auf. »Hat er versucht, dich zu verführen?«
    »Das würde er nicht wagen. Er weiß, dass ich ihn nicht leiden kann.«
    »Ein Glück für ihn.«
    Sie lachte, weil er eifersüchtig war, und rollte sich wieder aufs Bett. »Bist du mein edler Ritter?«
    Joe nahm sie in die Arme. »Ja. Mir gefällt es nicht, wenn dich jemand anders als ich verführen will.«
    »Würdest du um mich kämpfen?«
    »Das weißt du doch. Mit Klauen und Zähnen.«
    »Ich mag es, wenn du eifersüchtig bist«, schnurrte sie, schmiegte sich an ihn und ließ ihre Wut von seiner Hingabe verscheuchen.
    »Dieser Argentinier soll mal gut aufpassen. Mit meinem Mädchen wird nicht geflirtet.«
    Clementine fuhr gestärkt nach Hause. Sie würde zu Joe ziehen, und damit hatten sich alle ihre Probleme erledigt. Erstaunlich, dass ihr das nicht früher eingefallen war. Es war die ideale Lösung. Der CD-Player füllte das Wageninnere mit den Klängen von Pixie Lott. Clementine drehte das Fenster herunter und sang in die Nacht hinaus von dem, was ihre Mama täte.
    Sie parkte auf dem Kiesplatz und lief hinüber zum Stallblock. Das Licht in der Diele brannte noch, ansonsten war das Haus dunkel. Grinsend nahm sie zwei Stufen auf einmal nach oben. Künftig müsste sie sich nicht mehr hineinschleichen wie ein Dieb in der Nacht, keine pestigen Fragen beim Frühstück über sich ergehen lassen, ihren Wohnraum nicht mehr mit ihrer Stiefmutter teilen müssen. Sie würde frei sein.
    Am nächsten

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