Der Zypressengarten
akzeptieren, dass das, was sie glücklich macht, nicht zwangsläufig auch mich froh macht. Und das gilt allemal für Duncan. Er ist ein netter Mann, keine Frage, nur nicht mein Typ. Ein Journalist!«
»Oh«, hauchte Grace mitfühlend.
»Na, solange die zwei miteinander glücklich sind«, sagte Veronica zu Marina.
»Ja«, murmelte sie nachdenklich, »das ist alles, was ich mir für sie wünsche.«
In dem Moment erschien Jake, der sie zum Essen bat. »Isst Mr Santoro mit den Damen?«
»Nein«, sagte Marina, ehe Rafa Zeit hatte, sich eine Ausrede auszudenken. »Ich koche ihm zu Hause Pasta. Ich mache eine sehr gute Tomatensauce.«
»Unser Verlust, Ihr Gewinn«, sagte Grace und erhob sich mühsam.
»Sie haben ihn ja morgen den ganzen Tag«, tröstete Marina sie.
»Ich nehme an, Sie sind daran gewöhnt, dass die Frauen sich um Sie zanken.« Pat grinste Rafa zu. Ihre Gedanken waren bei Sue McCain und deren argentinischem Liebhaber.
»Ich fühle mich geschmeichelt«, antwortete er.
»Das ist keine Antwort«, sagte Grace. »Aber wir nehmen es mal als Ja.«
Alle vier lachten, als sie Jake in den Speisesaal folgten. Veronica ging etwas langsamer neben Jane her.
Marina und Rafa begaben sich zum Stallblock. Auf dem Uhrenturm hockte eine fette Taube und gurrte den Wetterhahn an.
»Die vier sind ein recht munteres Grüppchen, nicht wahr?«, sagte Marina.
»Ja, und alle so unterschiedlich. Ich frage mich, was sie zusammengeführt hat.«
»Die Kunst.«
»Wirklich?«
»Ja, sie waren im selben Malkurs in London und litten unter dem schaurigen Lehrer.«
»Wann wollen Sie zu malen anfangen?«
»Ach, ich habe den ganzen Sommer«, wich sie ihm aus.
»Haben Sie keine Lust zu malen?«
»Ich bin nicht besonders gut.«
»Das ist unerheblich. Die Freude daran ist es, was zählt.«
»Und ich habe keine Zeit.«
»Eine erbärmliche Ausrede.«
Sie schmunzelte. »Warten wir’s ab. Im Moment haben Sie alle Hände voll mit den Damen und dem Brigadier zu tun.«
»Da gebe ich Ihnen recht. Es wird entweder ein Desaster oder ein großer Erfolg. Dem Brigadier gefiel es nicht, dass heute Morgen die neuen Teilnehmerinnen kamen.«
»Er wird noch warm mit ihnen, ganz sicher. Sie sind doch ziemlich attraktive Frauen.«
»Für einen Achtzigjährigen«, ergänzte Rafa.
Marina öffnete die Tür und führte ihn in die Küche. »Sie haben ein wunderschönes Zuhause«, sagte Rafa. »Und es riecht köstlich. Was ist das?«
»Feigen.« Sie zeigte auf eine Glasflasche auf dem Dielentisch. »Immer, wenn ich daran vorbeigehe, sprühe ich einmal kurz.«
»Der Duft ist recht exotisch.«
»Ja, finde ich auch. Freut mich, dass er Ihnen gefällt.« Sie nahm eine Schürze vom Haken an der Küchentür. »Also, wo steckt mein Mann?« Sie rief seinen Namen, bekam jedoch keine Antwort. »Wahrscheinlich hat er sich in der Bibliothek vergraben und liest. Nichts genießt er so sehr wie ein gutes Buch.«
»Und sein Boot.«
»Und sein Boot.« Sie seufzte. »Es braucht wahrlich nicht viel, ihn glücklich zu machen.«
Sie ging zum Kühlschrank und holte eine Flasche Wein heraus. »Setzen Sie sich ruhig schon mal hin, während ich das Essen mache.«
»Kann ich irgendetwas tun? Ich bin gut im Zwiebelnhacken.«
»Na schön. Sie hacken die Zwiebeln, ich die Tomaten. Das nennt man Teamarbeit.«
Rafa zog sich einen Stuhl hervor, und Marina schenkte zwei Gläser Wein ein, ehe sie den Tisch für drei deckte. Dann stellte sie Rafa ein Brett hin und gab ihm zwei Zwiebeln. »Die sind aus unserem Garten«, erklärte sie stolz, während sie sich mit ihrem Schneidbrett ihm gegenüber hinsetzte. »Wir haben einen wunderschönen Küchengarten, und Mr Potter ist ein Zauberer. Sehen Sie sich diese Tomaten an.« Sie hielt sie in die Höhe. »Sind die nicht groß und reif? Und Sie werden sehen, sie schmecken fantastisch. Morgen sollten Sie sich unbedingt ein bisschen Zeit nehmen, sich alles anzusehen. Wir haben ein traumhaftes Gewächshaus mit Orchideen. Außerdem sind die Blumen in dieser Jahreszeit am allerschönsten, bevor alles zu sehr auswächst.«
Rafa bemerkte, dass ihre Augen leuchteten, als sie von ihrem Garten sprach.
»Erzählen Sie mir von sich «, sagte er und machte sich daran, die erste Zwiebel zu schälen.
»Da gibt es nicht viel zu erzählen.«
»Haben Sie immer in Devon gelebt?«
»Ja. Im Grunde bin ich sehr ortsfixiert und nie viel gereist. Natürlich haben wir auch unsere sämtliche Energie und unser Geld in dieses Anwesen gesteckt, sodass kaum
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