Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Straffe angetahn würde. Bald darauff versamlete er alle seine verschworne / welche ihm träulich rieten / er solte Mastyes und Agiß neben anderen des Königes geträuen nicht aus dem Raht schliessen / in betrachtung / es sich leicht zutragen könte / daß sie einen solchen Auffstand macheten / in welchem ihnen allen die Hälse gebrochen würden / weil sie den mehren Teil der Völker auff ihrer Seite hätten; welcher Erinnerung er / wie wol ganz wieder seinen Willen / folgen muste / daß er ihrer sechse fodern ließ / dahingegen er der seinen achzehn bey sich hatte. Mastyes und Agiß beredeten sich kürzlich / gaben etlichen vornehmen Obersten Befehl / was Zeit ihres abwesens sie mit den Häuptleuten reden / und wie sie sich auff Erinnerung ferner bezeigen solten / und gingen mit den andern fort nach der Gerichts Stat. Als sie nun bey einander wahren / fing Dropion diese hochmuhtige Rede an: Die Pannonischen Götter haben nunmehr den Spot und Hohn gerochen / welchen die Teutschen und Böhmen unserm hohen Adel durch Ubersendung eines schäbichten Hundes angelegt haben; wird demnach unter uns sich keiner finden lassen / welchem die Rache an den Urhebern nicht gefallen solte / zumahl sie von unserm lieben Könige selbst bestimmet / und zu dem Ende der Galgen schon gerichtet ist. Was ich zur Behäuptung des Sieges durch meine Faust und Anführung verrichtet / mögen diese zeugen / so es gesehen haben und die meiner Streiche empfunden; einmahl ist gewiß / daß die Teutsche und Böhmische Macht dergestalt gebrochen ist / daß sie in Ewigkeit wieder die Pañonische Beherschung sich nit auffrichten / noch deren Joch von sich abwerffen sol. Hiemit schwieg er / und erwartete der Antwort mit sonderlichem Stolze. Niemand wolte hierauff Antwort geben /weil ers von keinem foderte / biß endlich Agiß zu Mastyes sagete: Herr Stathalter und Feldmarschalk Herr Mastyes / euch gebühret die Ehre der ersten Antwort /nachdem unser aller lieber König leider nicht zugegen ist / daß seine Hocheit nach eigenem belieben Anordnung machen könte / denen wir uns alle ohn Einrede gemäß uñ untertähnigst-gehorsam bezeigen müsten. Ja mein Freund / sagte Mastyes / ich werde euch gehorsamen / wann es den versamleten Pannonischen Helden und Landesvätern also gefället. Weil dañ niemand dawieder redete / jedoch auch niemand ihn weiters daran eriñerte / fuhr er dañoch also fort: Ruhmwirdiger Feldmarschalk und Reichs-Stathalter Herr
Dropion; ich habe seinen Vortrag angehöret / und gleichwol mich viel eines andern vermuhtet; massen ich der Andacht wahr / einen Rahtschlag zuvemehmen / durch was Mittel und Gelegenheit unser allerliebster König und Herr wieder erlöset / und auff freie Füsse gestellet würde / damit seine Königl. Hocheit des Sieges mit uns geniessen könte / welchen eure ritterliche Faust / wie jederman bekennet und rühmet / grossen Teils erworben hat; so suchet aber der Feldmarschalk nur bloß die Abstraffung der gefangenen Könige und Fürsten / dessen doch / meiner Meinung nach / vor unsers Königes Erlösung wir uns nicht unternehmen dürffen; dann andere Ursachen zugeschweigen / wird ja ein jeder vernünfftiger Mensch es greiffen und fühlen / daß unser lieber König ohn allen Zweifel durch den allerschändligsten Tod hingerichtet werde müste /sobald des Böhmische und der beiden Teutschen Könige Gemahle ihrer Gemahlen Tod vernehmen solten; ja die erschrekliche Pein / die man seiner Königl. Hocheit würde anlegen / würde nit außzuspreche seyn. Ist demnach / meine auffrichtige Meinung anzuzeigen / diß mein Raht / daß man die Gefangenen nicht allein der schnöden Bande erlasse / sondern ihnen auch als Königen uñ Fürsten gütlich tuhe / biß auff unsers allergnädigsten Herrn und Königes glükliche Wiederkunfft; alsdann wird dessen Hocheit schon weiter ordnen und befehlen / was geschehen sol. Zwar der Herr Feldmarschalk wendet ein / es habe unser König den Galgen schon bauen lassen; aber wer weiß / ob er annoch der Meinung ist? Ja wer weiß nit / daß die Stricke / damit man unsere Gefangenen henken würde / unsers lieben Königes Kehle zugleich zudrücken und das Genicke brechen würden? Was hätten wir aber alsdann erstritten / als unsers Königes Tod und Verderben? welches abzuwenden / wir alle schuldig /und Krafft unsers geleisteten äides gehalten sind /unser Gut / Blut / Ehr und Leben auffzuopffern. Ey freilich / antwortete Dropion; gerade als wann Mastyes nur allein vor den König Sorge trüge;
Weitere Kostenlose Bücher