Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
wüterischer Beleidiger der Königlichen Hocheit sterben wirst / darumb gedenke nur / wie du deinen Königlichen Stuel / welchen du selbst hast richten lassen / nach ausgestandener Pein / auffs zierlichste bekleidest. Herkules / ein gebohrner Großfürst und König / hat gut aus dem Tugend-Buche zuschwätzen / antwortete dieser freche Mensch / nachdem ihm ein Königreich angebohren ist / und wann gleich solches nicht währe / er wegen des vermeyneten Königlichen Blutes / leicht durch Heyraht darzu gelangen könte. Aber durch welche Tugend sol ich und ein ander meines gleichen zum Königreiche auffsteigen / da uns eine Königliche Seel eingegossen ist /und es uns nur an einem Vater-Könige gemangelt hat? Ich möchte wünschen / daß ich auch in der Gnadenzeit gelebet hätte / als der tapffere und großmühtige Herr Jurelio Merkwol das Königreich Dalmazien sein eigenes Vaterland unter seine gevolmächtigte Herschafft brachte; da er aus heuchlischem Schein zur Tugend und Liebe der Landsassen Freyheit / seinem zur Herschung unwirdigen Könige (wie ich ihn schätze) so lange nachtrachtete / biß er ihm den Kopff vom Rumpffe brachte / und durch gemehlichen Fuchstrit nach wunder-listiger Verschlagenheit / mitten unter seiner Feinde wuten gar auff den Oberstuel kam / welchen vor ihm kein König hatte erlangen können; da dann alle dieselben ohn Köpffe gehen / oder in der Lufft bammeln musten / welche der von ihm so teur versprochenen Freiheit Erwähnung tahten. Ja er ward zugleich allen umliegenden Königreichen eine Furcht und Schrecken / daß die Höchsten der Welt / wie neidisch sie ihm gleich im Herzen wahren / dannoch ihre Gesandschafften an ihn abgehen liessen / und ihm als einem irdischen Gott schmeichelten / so daß dieselben sich vor glükselig schätzeten / die seine Hulde erlangen / und vor seinem durchdringenden siegreichen Schwerte befreiet seyn kunten. Dazumahl wahr es gut / eine grosse Herschaft an sich zubringen; aber die Zeiten lauffen nunmehr zu selzam / und kan der gemeine Pöfel sein eigen bestes nicht erkennen; Und eben diß ist die Ursach / warumb ich und andere meines gleichen die Hocheit nicht erhalten mögen / die unserm Königliche Geiste sonst von rechtswegen gebührete. Aber was muß ich doch hören? bin ich ein Dieb und Räuber / darumb daß ich mich nach meiner Wirdigkeit umsehe? Lieber was muß doch der Mazedonische Alexander gewesen seyn / als sein Geist viel zugroß wahr / in dem engen Winkel Griechenlandes zubleiben / und deßwegen der ganzen Welt Herschafft suchete? Dieser wird ja daher von allen tapferen Helden / ja auch in Büchern geruhmet. Aber wann er vor diesem Gerichte seines verhaltens Rechenschafft geben solte / müste er ein Dieb und Räuber heissen. Und du Kajus Julius erster Käyser / wer hat dich doch zum einigen stetswehrenden Herscher zu Rom eingesetzet und erkohren? hats nicht deine eigene Faust getahn / als dein grosser Geist wallete / der nicht allein niemand über sich dulden / sondern auch keinen gleiche neben sich leiden kunte? noch wann du an meiner stelle dich befündest / müstestu ein Dieb und Räuber seyn / da man dir nicht allein den Tod / sondern alle ersinliche Pein dräuen / uñ den Galgen zur Erquickung anbieten würde. Aber O ihr ehmahlige Helden /möchte ich eines gleichmässigen Glückes mit euch geniessen / wie mir der Himmel eine gleichwirkende Seele und troz-bietende Krafft eingegossen hat /würde ausser allem Zweifel mir die Herschafft von des grossen Griechischen Herkules Seulen biß jenseit des Ganges eingeräumet seyn / da mich nun das neidische Unglük in diese enge Ketten eingefesselt / und vor deren Gerichte gezogen hat / denen ich vor wenig Stunden die Galgenstraffe auffgelegt hatte. Die Konigliche Geselschafft wolte sich an des Großsprechers Auffschneiderey nicht kehren / stelleten sich auch als höreten sie es nicht / und befahl Ladisla / daß alle Gefangene nach dem Stokhause geführet / und daselbst mit Wasser und Brod unterhalten würden / ihrer Ketten und Banden unbenommen / nur Hyppasus / Amythaon und Deon wurden mit ihrem Könige entbunden / und in einem absonderlichen ReuterZelte mit zimlicher Speise und Trank versehen / da man Mastyes und Agiß / nebest ihren gestrigen Schützern alle Freiheit gab / zureiten und gehen / wo sie wolten; welche aber bey ihrem Könige blieben / und ihm allen Verlauff /was nach seiner Gefängniß sich zugetragen hatte / erzähleten; woraus er unschwer abnam / daß Dropion durch Verdammung unserer Könige
Weitere Kostenlose Bücher