Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
sich bald wieder gleich richtet. Mein Bruder Fürst Arbianes scheuhet sich nicht / euch vor seines lebens Erretter zu halten und öffentlich zu rühmen / darumb sollet ihr eures Herzen empfindnis wegen des geschehenen / ablegen /und euch versichern / daß ihr von nun an / an uns allen ingemein / und an einem jeden insonderheit /ganz gnädige und gewogene Herren haben werdet /nicht anders / ob hättet ihr die ganze Zeit eures lebens auff der heutigen Tugend-bahn zugebracht. So stehet nun auff / und haltet euch nicht mehr vor einen Verbrecher / der sich vor der Straffe fürchtet / sondern vor einen wolverdienten / der grosse vergeltungen zugewarten hat; ich vor mein Häupt erbiete mich / daß ich euch in meine beharliche Dienste auffnehmen /und mit einem wirdigen Amte versehen wil. Ihr habt euch unter meiner Auführung wol gehalten / sagte Ladisla weiter zu ihm / des solt ihr bey der Beute austeilung zu geniessen haben / und verbleibe ich euch mit beharlichen Gnaden gewogen. Arbianes empfand eine grosse Zuneigung gegen diesen Menschen in seinem Herzen / welche sehen zu lassen / er zu ihm trat / hies ihn freundlich von der Erden aufstehen / boht ihm die Hand / welche er mit grosser Ehrerbietung küssete /und sagete zu ihm: Was vor eine Träue ihr heut an mir / mit äusserster Gefahr eures lebens / erwiesen /und mich abgematteten von des FeindesSchwert loßgemacht / müste ich sehr unempfindlich seyn / wann ichs in vergeß stellen / und zuvergelten mich nicht bemühen würde. Eur voriges euch zuvergeben ist uñöhtig / weil es schon längst vergessen ist / daher sollet ihr alle Gedächtnis des ergangenen bey seit setzen / als währe es nicht geschehen / und euch schicken solche Vergeltung zu empfahen / wie ihrs verdienet / und mirs zu leisten anstehet. Reichard erhohlete sich inzwischen / und zeigete kürzlich an / was gestalt er seine empfangene Gnadengelder zur ausrustung seiner Reuter angewendet / und willens gewesen einen Zug in fremde Lande zu tuhn / hätte des Franken Königes Werbung erfahren / und daß dessen Hocheit dem Bömischen Könige eine ansehnliche Hülffe wieder die Pannonier zuschicken wolte / daher er sich in dessen Dienste begeben / und diese seine höchstgewünschete Glükseligkeit erlanget hätte / welche hiedurch volkommen gemacht währe / daß König Herkules ihm gnädigste Bestallung angebohten / in dessen Diensten er zu leben und sterben begehrete. Derselbe nun schlug ihn alsbald zum Ritter / und als die grosse gemeine Feldbeute geteilet ward / bekam er vor sein Häupt 30000 Kronen an Baarschaft und Geschmeide /darzu 24 statlich geputzete Reitpferde / drey Pakwagen mit 18 Pferden und eine Gutsche mit sechs Pferden / von der LagerBeute aber / welche der Königlichen Geselschaft vorbehalten ward / wendete ihm Arbianes 20000 Krone und die andern Könige und Fürsten ingesamt auch so viel zu; da seine 50 Reuter ingesamt zwo Tonnen Goldes / gleich unter sich zu teilen / bekahmen / welche Arbianes alle in bestallung nam / und Reicharden 12 Teutsche Reuter zugab /welche mit ihm nach seiner Heimaht alsbald fortzihen solten / umb seine Gelder und Sachen dahin zubringen / er aber solte mit seiner Eheliebsten sich bald wieder einstellen / und erwarten / was vor absonderliche Gnade ihm daselbst begegnen würde. Er kam diesem Befehl willig nach / da er Südmeier den ehmahligen Gutscher loßbaht / welcher / weil er sich kund gegeben hatte / über 10000 Kronen wert bekam / nebest viel Pferden und anderen Sachen / die er seinem lieben Weibe und ihren armen Eltern mit übernehmen /und sich in Herkules Dienste wieder einstellen wolte. Das übrige dieses Tages brachte die Königliche Geselschaft in aller ergezligkeit zu / da beydes Herkules und Valiska sich über der Vergnügung hoch verwunderten / welche Markomir an den Tag legete / darumb dar er von ihnen so gar freundlich gehalten ward / wie sie dann beyderseits ihn in ihre brüder- und schwesterliche vertrauliche Freundschaft aufnahmen / dessen er sich selbst vor unwirdig schätzete; und wuchs diese Vertrauligkeit von Tage zu Tage / weil er sich so züchtig gegen Valisken bezeigete / daß leibliche Brüder und Schwester nie heiliger mit einander gelebet haben. Des folgenden Morgens musten alle Gefangene mit ihrem Könige (der mit einer zimlichen Kette wieder beleget ward) abermahl vor Gerichte erscheinen / da Dropion ohn gebehtenen Urlaub alsbald diese verwågene Rede anfing: Wañ das Glük mit mir nach meinem Verdienste verfahren wolte / müste ich traue
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