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Des Kaisers Gespielin

Des Kaisers Gespielin

Titel: Des Kaisers Gespielin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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gewartet. So wie ich viele Male auf sie gewartet hatte. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie es sich anfühlte.
    Ravenna sah mich nicht an, aber ihre Stimme klang ganz klein, als sie endlich sprach: „Du kommst spät!“
    Kein Vorwurf, nur eine Feststellung.
    „Ich bin eingeschlafen.“
    Ravenna sagte lange nichts. Dann drehte sie sich doch herum und in der Dunkelheit konnte ich nur das leichte Glänzen ihrer Augen sehen.
    „Du hast es also vollbracht?“
    Schweigend nickte ich. Als die Stille zwischen uns zu groß wurde, musste ich sie unterbrechen.
    „Willst du davon hören?“
    Ravenna sagte kein Wort, aber ich meinte eine leichte Bewegung wahrzunehmen, die gut ein Nicken hätte sein können. Also schilderte ich ihr so unverfänglich wie möglich, was sich in der privaten Kammer unseres Herrschers zugetragen hatte. Keine Einzelheiten, nur einen Überblick. Als ich meinen emotionslosen Bericht beendet hatte, brauchte sie einen Moment bis sie ihre Sprache wiederfand.
    „Das war ein guter Einfall von dir. Nun wird er dich in jedem Fall im Gedächtnis behalten. Du hast es geschafft, Lila... Bist du glücklich?“
    Ein Kloß in meiner Kehle verhinderte eine sofortige Antwort.
    Ich musste schlucken, dann entgegnete ich leise: „Ich bin glücklich, wenn ich bei dir bin.“
    Ravenna gab ein ersticktes Geräusch von sich und schloss mich dann fest in ihre Arme. Sanft küsste sie meinen Mund und dann immer fester und fordernder. In dieser Nacht liebten wir uns noch zwei Mal, heftig und besitzergreifend und zeigten uns so, dass wir uns immer noch gehörten.
     
    23.
    Am nächsten Tag musste ich erfahren, dass in unserer kleinen übersichtlichen Gemeinschaft keine Tat unbeobachtet oder unkommentiert blieb. Jedes der Mädchen hatte am letzten Abend gesehen, wie ich in den Kreis der Auserwählten Seiner Hoheit aufgestiegen war und nun lagen ihre Blicke erwartungsvoll auf mir, um zu sehen, ob meine Position dort dauerhaft sein würde. Wenn ich durch den Frauenflügel spazierte, dann kam es mir oft so vor als würden die Gespräche bei meinem Eintritt verstummen. Neugierige Blicke folgten mir und gelegentlich schnappte ich einige Wortfetzen auf, die eindeutig mit mir zu tun hatten. Ich versuchte die Veränderung zu ignorieren, mit der ich nun behandelt wurde und trug meinen Kopf hoch.
    Nur als Nona schweigend und mit eindeutig vorwurfsvollem Blick an mir vorbeiging, da war ich kurze Zeit versucht, mich entweder zu erklären oder mich zu verstecken. Ravenna versuchte mich zu beruhigen, als ich ihr davon erzählte.
    „Sie werden sich daran gewöhnen, Lila. Mach dir keine Gedanken. Im Augenblick sind sie unsicher, ob sie dich nicht vielleicht falsch eingeschätzt haben. Und sie wissen nicht, ob sich deine stärkere Position auf sie auswirken wird. Bald aber werden sie sehen, dass du immer noch die Gleiche bist und sich in deiner Gegenwart entspannen. Und was Nona betrifft... sie ist verletzt. Sie ist jung und verträumt und sie liebt dich, aber sie liebt auch den Kaiser, dieses dumme Mädchen, und ihren Bruder. Und jetzt glaubt sie eben, du hättest sie betrogen. Bald wird sie merken, dass deine Nähe zum Kaiser ihr nichts nimmt und einsehen, dass du ihren schafsköpfigen Bruder sowieso nie geehelicht hättest.“
    Mir gefiel es nicht, wenn Ravenna so abwertend über Henderley sprach, der wohl genauso wenig etwas gegen seine Verliebtheit konnte wie wir. Aber ich schluckte meinen Ärger hinunter und versuchte verständnisvoll auszusehen. Und bald zeigte sich auch, dass sie recht hatte.
    Was aber noch wichtiger war, der Kaiser hatte mich nicht vergessen. Gleich darauf am nächsten Abend und danach in regelmäßigen Abständen verbrachte ich die Nacht bei ihm. Und siehe da! Die Anderen gewöhnten sich tatsächlich daran, dass ich gelegentlich den Kaiser begleitete und schon bald scheuten sie sich nicht mehr davor, in meiner Gegenwart ausgelassen zu plaudern und zu lachen.
    Nur Nonas Schmerz schien tiefer zu sitzen. Ich beschloss, dass es das Beste war, sie fürs erste einfach in Ruhe zu lassen. Meine Tage waren auch so schon angefüllt von Geschäftigkeit, dass mir kaum ein Moment blieb mich zu sammeln und über mein neues Leben zu reflektieren.
    Meine Vormittage verbrachte ich nach wie vor bei der Meisterin Dalia, wenn ich zu ihrem Missfallen auch nicht mehr so aufmerksam und diszipliniert war wie zuvor. Und da ich auf ausdrücklichen Wunsch Seiner Majestät jetzt jeden Abend an seinem persönlichen Nachtmahl teilnahm,

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