Des Kaisers Gespielin
regelmäßigen Abständen gingen von der Halle Gänge ab, ich nahm an zu den Schlafunterkünften. Überall in der Halle verteilt standen Tische, Bänke und weiche Sofas, die meisten davon bevölkert von kleinen Gruppen tuschelnder und lachender Frauen und Mädchen. Einige saßen an den Tischen und schrieben. Diese blickten kaum auf, als ich die Halle betrat. Unter einem Baldachin in einer Ecke spielte eine ältere Frau leise die Harfe und entlockte ihr süße wehmütige Töne, die mich eigenartig schwer ums Herz werden ließen. Einige Sofas beherbergten stille Frauen, die Nase tief in ein Buch gesteckt, andere wiederum waren von größeren Gruppen umringt, die redeten und flüsterten und lachten. Kurz wurde es still im Raum, eben als ich eingetreten war. Man beäugte mich neugierig, aber wandte sich sogleich wieder interessanteren Themen zu. Trotz dem ich mich ausgesprochen unwohl fühlte, scheute ich mich davor, jemanden anzusprechen. Ich fühlte mich fremd und allein und wenn ich ehrlich sein sollte, dann auch unwillkommen. Kaum ein halbes Lächeln fand seinen Weg zu mir, obwohl ich tapfer meinen freundlichen Gesichtsausdruck zu behalten versuchte. Ja, die ein oder andere begutachtete mich ganz offen und wie es mir vorkam, abschätzig. Und warum auch nicht?
So verschieden die Frauen hier auch waren, jede einzelne war in feinstes Tuch und schmeichelnde Schnitte gehüllt, musste ich nicht ohne einen Anflug von Neid feststellen. Ich hingegen in meinem alten Kleid hatte allen Grund, über mein heruntergekommenes Äußeres peinlich berührt zu sein. Ich gehörte hier nicht hin, das konnte jeder sehen. Noch nicht jedenfalls.
Es kam mir unendlich lange vor, wie ich hier unschlüssig stand und den Blicken der Anderen auswich, auch wenn es wohl kaum eine halbe Stunde gewesen sein konnte. Schließlich erschien die schwarze Dame resoluten Schrittes, im Gefolge zwei Sklavinnen und bedeutete mir, ihr zu folgen. Ich sah mit Genugtuung und Angst, wie die Anderen sich bei ihrem Eintreten ganz klein machten, um ja nicht gesehen geschweige denn angesprochen zu werden. Die schwarze Dame führte offensichtlich ein strenges Regiment. Ohne die anderen Mädchen zu beachten führte sie mich in einen der Gänge und blieb vor einer Tür im hinteren Bereich stehen.
„Das hier wird von nun an dein Schlafgemach sein.“
Sie deutete auf die Tür.
„Du wirst diesen Raum mit einer anderen jungen Dame teilen, die du sicher noch früh genug kennenlernen wirst.“
Ich war im ersten Moment sprachlos. Ich hatte nicht damit gerechnet mein Zimmer teilen zu müssen, hatte ich doch so viele Jahre lang mein eigenes Reich zur Verfügung gehabt.
Die schwarze Dame schien mein Unbehagen nicht zu bemerken und arbeitete ihre Einführung fast gelangweilt ab.
„Rosa und Thea hier sind die Haussklavinnen dieses Ganges, wenn du etwas brauchst, wende dich bitte an sie. Als nächstes werden sie dich nun zur Schneiderin begleiten. Wenn sie heute noch Maß an dir nimmt, wird es nur noch wenige Tage dauern bis eine kleine Garderobe für dich verfügbar ist. Solltest du bestimmte Wünsche hinsichtlich deiner Garderobe haben, so ist die Schneiderin sicherlich mehr als willens ihnen nachzukommen.“
Sie musterte mich kurz und ihr Urteil schien nicht eben günstig gegen mich auszufallen.
„Zur Überbrückung kannst du dir auch einige Dinge in unserem Kleidersaal heraussuchen, eine Sklavin wird dich auf Wunsch dort hinführen.“
Ich errötete, diese Dame schien kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Sah ich wirklich so schäbig aus, dass mein Anblick so schwer zu ertragen war? Ich hatte es ja schon geahnt, aber die Worte tatsächlich ausgesprochen zu hören, war eine ganz andere Sache.
„Morgen früh wird dich jemand abholen und zu Estella bringen.“
Ich hob fragend meine Augenbraue.
„Sie ist für die Schönheitsbehandlungen der Mädchen zuständig.“, fügte sie erklärend hinzu.
„Das Formular mit den Instruktionen lasse ich ihr direkt überbringen. Du musst dich also um nichts kümmern, außer pünktlich zu sein.“
Ich musste schlucken. Ich konnte mir nicht viel unter diesen Schönheitsbehandlungen vorstellen, aber angenehm würde es sicher nicht werden.
„Jeden Morgen nach dem Frühstück werden in der großen Halle verschiedene Lehrer warten, die ihre Grüppchen für den Tag einsammeln. Bildung ist ein wichtiger Bestandteil deines Aufenthaltes hier, nutze ihn also gut!“, fügte sie warnend hinzu.
Ich nickte bei diesem Überfluss an
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