Des Kaisers Gespielin
wachsendes Häufchen. Stoisch ließ ich sie ihre Arbeit machen und freute mich immer dann, wenn einer der Stoffe, der mir ebenfalls gefiel auf dem kleinen Stapel landete. Ich war furchtbar neugierig auf die Kleider, hatte ich solch einen Überfluss schon so lange entbehrt, und meine Spannung wuchs von Minute zu Minute. Aber ich wagte es nicht, die Schneiderin zu unterbrechen. Zu involviert schien sie in ihre Aufgabe zu sein. Schließlich war sie es zufrieden und ließ sich in den Stuhl fallen, zückte ihre Schreibutensilien und sah mich erwartungsvoll an.
„Irgendwelche besonderen Vorlieben?“, fragte sie.
Ich zuckte unschlüssig mit den Schultern. Ich hatte nie die Gelegenheit gehabt Vorlieben zu entwickeln, ich wusste wirklich nicht wie ich ihre Frage beantworten sollte.
Aber Smeralda bohrte weiter: „Röcke oder Kleider? Kurz oder lieber lang? Wünschst du besonders durchsichtige Materialien?“
Ich schüttelte peinlich berührt den Kopf, bloß nicht!
Sie sah mich nachdenklich an.
„Kein Interesse daran, den Kaiser ins Bett zu zerren, was?“
Wieder verneinte ich.
Sie nickte und räusperte sich geräuschvoll.
„Also gut, schlicht und züchtig, wie es sich einer feinen Dame geziemt. Einige der anderen Mädchen könnten sich mal eine Scheibe davon abschneiden.“, fügte sie tadelnd hinzu.
Die alte Frau machte sich ein paar Notizen und wandte sich wieder an mich.
„Ich werde sicher einige Tage brauchen. Du solltest zur Kleiderkammer gehen und dir etwas Hübsches aussuchen. So kannst du nicht in den nächsten Tagen herumlaufen... Ich weiß, du bist neu, aber...“
Ich verstand und wurde rot. Mit diesen Worten drehte sie sich zurück an ihren Tisch und ich schien vergessen. Unschlüssig stand ich herum, fasste mir schließlich ein Herz und ging.
„Ich muss zur Kleiderkammer.“, informierte ich meine Eskorte.
Die beiden nickten und führten mich wieder durch die verwirrenden Gänge, ich hätte nicht einmal sagen können ob es die gleichen waren wie vorhin, bis sie vor einer weiteren Tür stehenblieben. Die Kleiderkammer? Es gab nur einen Weg es herauszufinden, und der ging sicher nicht über die zwei Sklavinnen, die betreten auf ihren Lippen kauten.
Ich trat also ein. Vor mir erstreckte sich ein großer Raum, mehr Saal als Zimmer, voller Schränke, Kommoden und Tischchen. Überwältigt von so viel Überfluss ging ich herum, zog hier und da eine Schublade auf und ließ meine verwunderten Hände über die reichhaltigen Stoffe gleiten. Welch ein wunderbarer Ort für ein Mädchen, dachte ich im Stillen, ein verzauberter Wald aus Kleidern. Hinter mir öffnete sich die Tür und jemand trat ein. Ich drehte mich erschrocken um, als hätte man mich dabei erwischt, wie ich Zucker aus der Dose genommen hätte, und sah in ein rundes kindliches Gesicht, welches ebenso erschrocken zurückblickte.
„Oh entschuldige, ich wollte dich nicht stören.“, rief das Mädchen mit hoher Stimme und wollte geradewegs wieder aus der Tür verschwinden.
Aber ich hob die Hände in einer bittenden Geste.
„Nein, bitte! Bleib doch! Ich könnte etwas Hilfe gebrauchen.“, fügte ich dann verlegen hinzu.
Das Mädchen lächelte schüchtern und mit Freuden bemerkte ich, dass ihre Augen zu strahlen begannen.
„Du bist die Neue, nicht wahr?“, plapperte sie drauflos.
„Ich habe mir schon gedacht, dass du hier wärst, aber ich wollte dich bestimmt nicht stören, wirklich nicht! Wenn du lieber allein wärst... Ich bin Nona, wir sind Zimmergenossinnen. Ich wollte dich nicht stören, wirklich nicht. Aber ich habe mich so gefreut, als ich gehört habe, dass du hier bist. Seit Ewigkeiten habe ich die Aufseherin bekniet, dass ich Gesellschaft gebrauchen könnte, weißt du? Du bist so hübsch. Wir werden bestimmt die besten Freundinnen.“
Es war schwer sich nicht von ihrer kindlichen Freude anstecken zu lassen, auch wenn es schien, als wollte sie niemals Luft holen. Ich reichte ihr meine Hand, die sie begeistert schüttelte.
„Ich bin Lila und ich bin sicher, wir werden gut miteinander auskommen.“ Das war nicht gelogen. „Aber erst einmal... ich glaube, ich könnte hier deine Hilfe gebrauchen.“
Ich deutete auf einen Schrank.
„Wie in aller Welt soll man sich hier denn zurechtfinden?“
Nonas Augen leuchteten und sie kicherte.
„Oh! Smeraldas Chaos hat durchaus System.“, erklärte sie mir überschwänglich und begann diverse Schränke zu öffnen.
„Strümpfe und Schuhe hier. Unterwäsche dort in den Schubladen,
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