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Des Kaisers Gespielin

Des Kaisers Gespielin

Titel: Des Kaisers Gespielin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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umzudrehen nickte ich. Es gefiel mir, dass er die Grenzen der Höflichkeit überschritt und mich bei meinem Namen nannte. Er trat einen Schritt näher, so dass sein Körper den meinen beinahe berührte. Ganz zart fasste seine Hand nach meiner und mit sanftem Druck drehte er mich zu sich um.
    „Es freut mich, Euch so wohl zu sehen. Bei Eurer Ankunft wirktet Ihr etwas... unglücklich.“
    In seiner Stimme schwang Anteilnahme, aber in seinen Augen brannte etwas anderes, eine Sehnsucht, die sich in diesem einen Moment völlig auf mich gerichtet hatte. Ich konnte nicht antworten, was hätte ich auch zu sagen gehabt, und nach einem kurzen Augenblick ließ er enttäuscht meine Hand wieder frei und trat einen Schritt zurück.
    „Ich hoffe, ich werde Euch nun häufiger sehen, Dame Lila. Passt gut auf Euch auf!“
    Und mit einem letzten schmachtenden Blick wandte er sich ab und ging.
    Ich blieb verwirrt zurück. Das hatte mir gerade noch gefehlt, ich war kaum zwei Tage im Palast und hatte schon einen Verehrer. So genau hatte mich noch niemand aufgeklärt, aber ich war mir fast sicher, dass solch eine männliche Aufmerksamkeit für eine Jungfrau des kaiserlichen Harems völlig außer Frage stand. Doch war da eine Wärme zwischen uns gewesen, die ich nicht einfach abstreiten konnte. Ich musste unwillkürlich an den armen Eunuchen denken. Ich konnte wohl davon ausgehen, dass es wahrscheinlich sogar bei Todesstrafe verboten war, einer kaiserlichen Jungfrau den Hof zu machen. Aber hatte Henderley mir überhaupt den Hof gemacht?
    Ich würde Nona danach fragen müssen, immerhin musste sie am besten wissen, wie man ihn zu deuten hatte. Andererseits, ich blickte auf Nona, die entfernt in einer Ecke stand und mit überglücklichen Gesicht nicht die Karten, sondern ihren Bruder studierte, wollte ich sie nicht kränken.
    Waren seine Aufmerksamkeiten unerwünscht, versuchte ich weiterhin zu ergründen? Ich musste zugeben, ich fühlte mich durchaus geschmeichelt. Dunkle unergründliche Augen kamen mir plötzlich in den Sinn und mit einem Seufzen beschloss ich, diese Fragen auf eine andere Stunde, ja besser noch einen anderen Tag zu verlegen.
    Die Lehrstunde nahm viel zu früh ein Ende und wie ein Schwarm Schmetterlinge ergoss sich eine Wolke junger Frauen durch die Gärten und zurück zum Palast. Henderley verabschiedete sich artig und verließ den Raum.
    Auch ich wurde von einer stürmischen Nona an der Hand genommen und durch das üppige Grün gezogen. Ihre Augen strahlten und sie sah unendlich glücklich aus.
    „Er mag dich, weißt du?“
    Ich sah sie scharf an.
    „Nona das ist kein Spiel, er darf mich nicht mögen, das weißt du genau.“
    Nonas Gesicht verfinsterte sich.
    „Aber er kann doch gar nichts dafür. Er liebt dich und wenn du ihn heiratest, dann bist du meine Schwester.“
    Die Geschichte des Eunuchen hatte sie wieder vergessen, mir allerdings stand ihre Missbilligung noch allzu deutlich vor Augen. Ach Nona, wenn die Welt nur so einfach wäre, dachte ich verdrossen.
    „Ich bin jetzt eine Jungfrau des Kaisers.“, entgegnete ich verstimmt.
    Nona sah mich groß an: „Aber du bist eine Jungfrau! Du darfst den Palast auch wieder verlassen, um zu heiraten. Das ist doch hier kein Gefängnis. Und Eure kaiserliche Majestät hat schon größere Zugeständnisse gemacht... Er ist nur zu gütig gegen jene, die er liebt...“
    Ihre Stimme verlor sich.
    Ich war zugegebenermaßen überrascht über diese Enthüllung. Dass der Palast kein Gefängnis war, das wusste ich auch. Aus Nonas Erzählungen hatte ich bereits erfahren, dass es immer wieder Frauen gab, die gingen. Sei es aus Krankheit oder weil ihre Familien ihnen eine günstige Heirat verschafft hatten. Nur hatte ich eben angenommen, wer erst einmal zu den Frauen des Kaisers gehörte, der dürfte sich gewisse Freiheiten nicht nehmen. Wie eine selbst arrangierte Heirat zum Beispiel!
    Ich blieb stehen und sah Nona ernst an.
    „Es gibt noch eine ganze Menge, was ich nicht weiß, also erleuchte mich!“, forderte ich sie streng auf.
    Nona schaute sich kurz um und setzte sich dann hinunter ins Gras.
    Ich setzte mich zu ihr und sie begann: „Wie gesagt, der Palast ist kein Gefängnis. Er ist mehr eine...“, sie überlegte kurz, „eine Zufluchtsstätte. Die Frauen sind aus unterschiedlichsten Gründen hier, aber keine wurde gezwungen – zumindest nicht vom Kaiser. Einige wenige sind nicht durch ihre eigene Schuld keine Jungfrauen mehr, so wie ich. Wir sind unberührbar, selbst für

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