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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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immer aufrecht, schüttelte nur langsam und benommen den Kopf, als könne er nicht begreifen, was geschah.
    Dann brach er in die Knie, rollte sich auf den Rücken und starrte mit gebrochenen Augen zu den Segeln auf.
    Allday packte ihn, hob ihn aufs Schanzkleid und ließ ihn fallen. Keuchend trat Bolitho neben ihn und beobachtete, wie die Leiche langsam an der Bordwand entlang nach vorn trieb. Haltsuchend griff er nach Alldays Schulter. »Noch ist es nicht vorbei, alter Freund«, flüsterte er.
    Als er sich umwandte, war sein Blick wieder klar. Er ging zu dem weißhaarigen Admiral. »Ich muß mich jetzt verabschieden, M’sieu«, sagte er. »Meine Prisenbesatzung wird sich Ihrer annehmen.« Er blickte auf Kempthorne nieder, der ausgestreckt in seinem Blut lag. Ihn hatte er zum Prisenkommandanten ernennen, ihm die eroberte
Revanche
anvertrauen, wollen, als kleinen Vorgeschmack auf seine Beförderung und um ihm seine Unsicherheit zu nehmen.
    Brennier begriff noch immer nicht. »Aber womit wollen Sie denn kämpfen?« Sein Blick glitt über
Wakefuls
einzigen, turmhohen Mast. »Tanner rechnete damit, daß ihn ein größeres Schiff verfolgen würde.«
    Bolitho ging zur Pforte und blickte auf die dümpelnde Jolle hinab. Zu dem Steuermannsgehilfen, der die Entermannschaft begleitet hatte, sagte er: »Suchen Sie sich vertrauenswürdige Männer unter den Gefangenen zur Verstärkung und bringen Sie das Schiff sofort in Fahrt nach England.
    Die anderen legen Sie in Ketten.«
    Der Mann musterte ihn erstaunt. »Mit Respekt, Sir, aber nachdem Sie
ihn
ausgeschaltet haben, werden wir hier kaum noch Ärger kriegen.« Er blickte zur
Wakeful
hinüber, wohl wissend, daß er sein altes Schiff vielleicht zum letzten Mal sah. »Wir werden Mr. Kempthorne mit allen Ehren bestatten, Sir. Darauf können Sie sich verlasen.«
    »Das Boot wartet, Käptn!« rief Allday von unten.
    Bolitho blickte noch einmal in die Runde. Hätte er Tanner auch ohne dessen letzten Angriff getötet? Nun würde er sich diese Frage niemals beantworten können.
    Dann reichte er dem französischen Admiral die Hand.
    »Unsere beiden Länder sind im Krieg, M’sieur, aber ich hoffe, daß wir dennoch Freunde bleiben.«
    Der alte Mann, der vergeblich um das Leben seines Königs gekämpft hatte, neigte den Kopf. Er hatte alles verloren, und trotzdem meinte Bolitho, noch niemals soviel Stolz und Würde gesehen zu haben.
    Als Bolitho auf der Heckducht Platz genommen hatte, befahl Allday: »Riemen bei!« Er legte Ruder und spähte zur
Wakeful
hinüber, an deren Reling schon einige Männer warteten, um die Vorleine der Jolle zu übernehmen. Immer noch meinte er Bolithos Worte zur hören:
Noch ist es nicht vorbei
… Er seufzte. Vorbei war es erst, wenn … Aber da gewahrte er die ängstlichen Gesichter seiner Bootsgasten und schüttelte die düstere Stimmung ab. Arme Kerls, dachte er, haben wohl noch nie ein richtiges Seegefecht erlebt. Sein Blick wanderte zu Bolitho, und er mußte grinsen.
Unser Dick.
Barhäuptig, blutbespritzt, in seinem schäbigsten Uniformrock.
    Alldays Grinsen wurde breiter, und seine Leute grinsten mit neuem Selbstvertrauen zurück. Trotzdem hätte jeder in ihm sofort den Kapitän erkannt. Und das war alles, worauf es jetzt ankam.

Seemannslos
    Luke Hawkins,
Telemachus’
Bootsmann, schüttelte wie ein Hund die Nässe ab und sah Paice entgegen, der aus dem feuchten Dunkel auf ihn zukam. »Ich habe vier Leute nach oben geschickt, Sir.« Beide spähten sie zum Masttopp hinauf, aber das Schneegestöber entzog schon die obere Gaffel ihren Blicken. »Ein paar Leinen sind gebrochen.«
    Paice fluchte saftig. »Hölle und Verdammnis über alle- Werften! Was schert es die, wenn wir die Maststenge verlieren!« Aber es war sinnlos, sich um die halberfrorenen Toppgasten da oben zu sorgen. Sie
mußten
den Schaden reparieren, auch wenn der Schnee sie halb blind machte und ihre Finger in der Kälte erstarrten – oder es ging ihnen allen ans Leben.
    Hawkins schlug vor: »Wir könnten ein Reff einbinden, Sir.«
    »Reffen?«
Paice tat, als hätte er sich verhört. »Himmel, Arsch und Zwirn, Mann, wir haben schon genug Fahrt verloren!« Er wandte sich ab. »Tun Sie Ihre Pflicht. Ich lasse einen Strich abfallen, das macht es denen da oben leichter.«
    Paice gesellte sich zu Triscott, der auf den Kompaß starrte, Hut und Schultern weiß vor Schnee.
    Der Erste wußte: Es war aussichtslos, Paice Vorhaltungen zu machen, weil er das Schiff wider alle Vernunft vorwärts prügelte.

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