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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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mich um das Ruder, Sir.«
    Er wollte nach achtern gehen, aber Bolitho fragte ihn: »Sie stammen aus Kent?«
    »Aye, Sir.« Chesshyre beäugte ihn mißtrauisch, vom Zornesausbruch seines Kommandanten gewarnt. »Aus Maidstone, Sir.«
    Bolitho nickte. Chesshyres Dialekt hatte ihn an seinen Freund Thomas Herrick erinnert, der früher sein Erster Offizier gewesen war. Sogar Chesshyres blaue Augen glichen denen Herricks. Wo dieser jetzt wohl sein mochte? Hoffentlich irgendwo auf See, mit einem guten Schiff.
    Er merkte, daß er den Segelmeister gedankenverloren angestarrt hatte. »Sie erinnern mich an einen Freund. Sind Sie jemals einem Leutnant Herrick begegnet?«
    Einen Moment wurde Chesshyres mißtrauischer Blick warm; dann schüttelte er den Kopf. »Nein, Sir.« Damit zog er sich zurück.
    Paice sagte: »Wir sollten in zwei Stunden über Stag gehen, Sir.« Er blickte zum Himmel. »Danach wird es wohl zu dunkel dafür sein.«
    Bolitho studierte das kraftvolle Profil des Mannes. »Sie glauben, daß ich mich irre?« Doch wartete er die Antwort nicht ab, schließlich war es unfair, Paice in die Enge zu treiben. So lächelte er nur mit schmalen Lippen. »Vielleicht sogar, daß ich davon besessen bin?«
    Paice zwang sich, den Schmerz um seine Frau zu verdrängen.
    Aber würde er jemals vergessen können, wie sie zu Tode gekommen war? Gepreßt erwiderte er: »Aye, Sir, es gibt einige, die sich fragen, warum es Ihnen so wichtig ist.«
    Bolitho wischte sich das Gesicht mit dem Rockärmel trocken. »Ich weiß, daß Schmuggeln eine große Versuchung ist und es immer sein wird. Wenn man Pech hat, wird man dafür gehängt, aber in manchen Grafschaften steht auch schon auf Hühnerdiebstahl der Tod durch den Strang. Wo bleibt da die Verhältnismäßigkeit?« Er schauderte, als Gischt ihm in den Uniformkragen lief. »Andererseits – die Navy braucht Leute. Ganz gleich, ob sie mal Schmuggler waren – eine entschlossene Hand kann gute Diener des Königs aus ihnen machen.«
    Während der kurzen Überfahrt auf
Wakeful
hatte ihm deren Kommandant erzählt, wie Paice seine Frau verloren hatte. Nun hatte er unten in der Kajüte seine harschen Worte gehört und den Anlaß dazu erraten.
    Er fuhr fort: »Sie trauern, genau wie ich. Manche behaupten, man wird dadurch verwundbarer.« Haltsuchend packte er den Lauf einer Drehbasse, als das Deck wieder steil wegkippte, und ergänzte: »Aber ich glaube, man nimmt deshalb nur manches wichtiger.«
    Paice mußte schlucken. Er kam sich wie nackt ausgezogen und durchschaut vor. Woher wußte der Mann das alles? Und welchen Verlust hatte
er
erlitten?
    Heiser versicherte er: »Keine Sorge, Sir. Ich bin auf Ihrer Seite.«
    Bolitho legte ihm die Hand auf den Arm. »Vielleicht werden Sie das noch bedauern, Mr. Paice, aber ich danke Ihnen.
    « Damit wandte er sich ab.
    Allday tauchte im Niedergang auf, vorsichtig einen Henkelbecher in der einen Hand balancierend, während er sich mit der anderen festhielt, bis das Deck wieder gerade lag.
    Dann reichte er Bolitho den dampfenden Kaffee, wobei er prüfend die Umstehenden musterte: Segelmeister Chesshyre und sein Maat Dench, der in Kürze die Wache übernehmen würde; Luke Hawkins, der Bootsmann, ein Klotz von Kerl; man konnte in ihm bei Gott nicht mehr den schmächtigen Jungen von sieben Jahren sehen, der von seinen Leuten auf ein Schiff abgeschoben worden war. Einen Zahlmeister gab es nicht an Bord, dazu war
Telemachus
zu klein; der Schreiber Percivale Godsalve, ein drahtiges Männchen mit fahlgelbem Gesicht, besorgte nebenbei dieses Geschäft.
    Evans, der mit allen Wassern gewaschene Stückmeistergehilfe, hatte Allday bedeutet: »Bei uns gibt’s keine Passagiere, Kamerad! Jeder faßt überall mit an.«
    Allday wußte recht gut, was sie über Bolitho dachten.
    Die meisten hielten den neuen Befehlshaber für eine Bedrohung, für einen Aufpasser von der
anderen
Navy, die kaum einer wirklich kannte. Insgeheim dachte Allday, daß Bolitho – für den er in der Vergangenheit fast gestorben wäre und das auch in Zukunft ohne Zögern tun würde – einen Fehler beging, indem er diese Aufgabe so verbissen anpackte.
    Er hätte es langsamer angehen sollen, denn bei Gott, er hatte ein ruhigeres Leben verdient! Sollten doch andere die Risiken und Vorwürfe auf sich nehmen, denn diese wurden – im Gegensatz zum Prisengeld – gleichmäßig nach unten verteilt.
    Ohne Bolitho wäre Allday niemals auf See zurückgekehrt.
    Aber der Käptn liebte die Navy eben, sie war sein

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