Des Koenigs Konterbande
beobachten konnte, bin ich überzeugt, daß der Schmuggel hier von Amtspersonen gebilligt, sogar unterstützt wird. Der mißhandelte Leutnant, den ich auf der Straße befreite, hatte seine Befehle ignoriert.
Er hätte sich unbedingt bei den Stadtvätern Erlaubnis holen müssen, bevor er mit Hausdurchsuchungen und der Fahndung nach Deserteuren begann.« Er sah, daß seine Worte Wirkung zeigten. »Warum also hat er dies versäumt? Warum hat er seine Kompetenz überschritten?« Bolithos Rechte schlug klatschend auf die Tischplatte. »Weil er nur zu gut wußte, daß der Mann, den er vorher hätte fragen müssen, die Deserteure wahrscheinlich warnen oder verstecken würde.
Ich hege nicht den geringsten Zweifel, daß viele erstklassige Seeleute, die in der Flotte dringend gebraucht werden, ein gutes Auskommen bei den Schmugglern finden – vor unserer Nase.«
Queely räusperte sich. »Mit Verlaub, Sir, wir versuchen schon die ganze Zeit, Schmuggler aufzuspüren. Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, denn ich weiß, Sie sind ein untadeliger Offizier, aber vielleicht waren Sie zu lange fern der Heimat in der Südsee, um …« Er verstummte, als Bolitho ihn fest ansah.
»Zu lange, um auf dem laufenden zu sein?« Bolitho lächelte grimmig. »Haben Sie das gemeint?«
Paice mischte sich ein. »Auch mir ist dieser Abschaum verhaßt«, brummte er. »Aber wir sind so wenige – und die so viele. Da Sie schon die Rede darauf gebracht haben, Sir, möchte ich auch etwas dazu sagen.«
Bolitho nickte. Endlich kamen sie aus der Reserve.
Trotzig fuhr Paice fort: »Charles Queely hat recht, Sir.« Er lächelte vorsichtig. »Da Sie aus Cornwall stammen, Sir, sind Sie sicherlich mit dem Schmuggelunwesen vertraut und
*
Reede vor der Südostküste Englands wissen, wie gut manche Leute davon leben. Aber mit Respekt, Sir – Cornwall ist noch harmlos gegen diese Küste hier. Und wie Sie schon sagten: Die Hintermänner sind frei und gehen frech ihren schmutzigen Geschäften nach, während nur wenige Dumme in den Gefängnissen sitzen.« Seine beiden Kameraden nickten zustimmend.
Vatass ergänzte: »Die Zöllner sind den Schmugglern nur zu oft an Zahl und Bewaffnung unterlegen. Viele Kommandanten scheuen sich, dicht unter Land zu patrouillieren, weil sie Strandung oder Kollision furchten, und die landgestützten Zöllner riskieren jedes Mal ihr Leben, wenn sie die Anlandung von Schmuggelgut zu unterbinden suchen.
Die Bande schlägt unerbittlich zurück, wenn sich auch nur eine Hand gegen sie erhebt. Informanten schlachten sie ab wie Vieh. Selbst Zöllner sind ihres Lebens nicht sicher.«
Bolitho fragte: »Woher stammen dann unsere Informationen?«
»Die Küstenwache unterstützt uns«, antwortete Paice.
»Auch die Zöllner tun, was sie können – falls sie dazu kommen.«
Bolitho stand auf und stieß sich dabei schmerzhaft den Kopf an der niedrigen Decke. Mit reuigem Grinsen sah er Paice an. »Sie hatten recht: ziemlich unbequem gegen eine Fregatte.« Diesmal lachten sie freimütig.
Immerhin ein Anfang. Er fuhr fort: »Dieser Weg ist einfach zu lang. Die Schmuggler haben alle Trümpfe in ihrer Hand. Wenn wir um die Dragoner schicken, ist der Strand längst leergeräumt, bis unser Kurier Alarm geschlagen hat.«
»Falls dem armen Hund nicht vorher die Kehle aufgeschlitzt wird«, ergänzte Queely wütend.
»Und die Strolche lassen uns nie aus den Augen, Sir«, ergänzte Paice. »Nicht einmal beim Ankern. Garantiert sitzt auch jetzt drüben am Ufer ein Beobachter, neben sich ein schnelles Pferd. Selbst wenn wir fünfzig Kutter hätten …«
Bolitho öffnete einen Flügel des Oberlichts und atmete tief die frische Seeluft ein.
»Dann stellen wir sie eben auf hoher See, meine Herren.
Damit stechen wir vielleicht in ein Wespennest, erzielen aber wenigstens Erfolge. Je mehr Ärger wir ihnen machen, desto weniger behindern sie uns bei unserer eigentlichen Aufgabe. Unser Auftrag lautet, Männer für die Kriegsmarine zu rekrutieren. Und das werden wir auch tun.« Bolithos Augen funkelten im Abendsonnenschein. »Die Navy hat noch nie Piraten den Vortritt gelassen, und diese Schmuggler sind nichts anderes als Piraten. Wir können mit Preßgangs oder Polizeimethoden arbeiten, aber zuerst versuchen wir es auf unsere eigene Weise.«
Es klopfte an der Tür, und der kleine Matthew kam mit einem Tablett voll Wein und Gläsern herein.
Bolitho warf Paice einen Blick zu. »Der Wein stammt aus meinem Haus in Falmouth und ist, soweit ich weiß, nicht
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