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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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seinem Kurzschwert mit mir aufzunehmen.
    Da ich nicht riskieren wollte, dass sich die Vermummten in ihrer Not zu einer Unbedachtheit hinreißen ließen, bei der Stapelmann ernstlichen Schaden nehmen könnte, ließ ich ihnen eine Entscheidungshilfe zukommen, die ich in dieser Situation für die einzig vernünftige hielt – ich feuerte eine Ladung nur Zentimeter über ihre Köpfe.
    Auf diesem engen Raum war es auch für mich wieder ein beeindruckendes Erlebnis, die Wirkung von Sir Desmonds Wunderwaffe bestaunen zu können. Holz zersplitterte, Putz und Ziegel zerplatzten, und alles regnete in einem Wirbel aus Schmauch und Staub auf meine Gegner herab.
    Als sich der Nebel lichtete, ergab eine erste Bestandsaufnahme, dass kein Mensch Schaden genommen hatte, sieht man davon ab, dass Stapelmann sehr unsanft auf seinen Hintern geknallt war, als ihn seine Angreifer einfach hatten fallen lassen. Sie hatten sich allesamt vernünftigerweise für die sofortige Flucht entschieden, bei der sie von ihrer widerspenstigen Beute nicht behindert werden wollten.
    Möglich, dass ich in meiner Zeit als jugendlicher Draufgänger hinter der Entführerbande hergejagt wäre, um ihnen ohne Gefährdung Rodgers wenigstens die zweite Ladung zum Abschied aufzubrennen. Hingegen hat mich die wiederholte Rückschau auf mein Leben gelehrt, von derlei Unüberlegtheiten Abstand zu nehmen, lassen sie einen doch nur allzu oft in eine geschickt gestellte Falle tappen. Und glaubt mir, meine zum Übermut neigenden Freunde, es ist nicht eben die hervorstechendste Eigenschaft eines Draufgängers, ein hohes Alter zu erreichen. Deshalb kehrte ich schnurstracks in mein Zimmer zurück, um mich mit Rapier und Dolch zu bewaffnen, ehe ich mich des so unsanft behandelten Rodgers annahm, der bereits von Gernot gedeckt wurde, welcher mit seiner Armbrust an der Tür ihres Zimmers lehnte.
    Rodger hatte sich inzwischen so weit aufgerappelt, dass er in gebückter Stellung mit wehleidiger Miene, das Nachthemd bis zum Nabel hochgezogen, seinen mickrigen Arsch betastete, ob sich bei seinem Sturz nicht ein Knochen durch das dünne Fleisch gebohrt hatte.
    Dieses Bild unfreiwillig-komischen Jammers war so grotesk, dass ich mein Lachen nicht zurückhalten konnte, zumal die Situation nicht dadurch ernster wurde, dass sich die vom Getöse angelockte Kaufmannsgruppe am oberen Treppenabsatz eingefunden hatte und nicht mit schmähenden Kommentaren sparte. Sie hatten natürlich vom gescheiterten Entführungsversuch und meinem ballistischen Einsatz nichts mitbekommen und vermuteten aufgrund von Rodgers Körperhaltung, er sei zu faul, bis zum Abtritt hinunterzusteigen, und würde jeden Moment in den Flur scheißen.
    Gleichzeitig drang unten aus dem Schankraum ein Rumoren, und Augenblicke später lugten verstörte Gesichter des Gesindes um die Ecke.
    Als Stapelmann sein ungebetenes Publikum gewahrte, floh er wie der Blitz in seine Kammer, hemdumweht und angetrieben von der spöttischen Frage der Kaufmannstochter, die ein Stück Putz zwischen den Fingern zerkrümelte, was er denn gegessen habe, um einen solchen Donnerschlag hervorzubringen. Ich versicherte ihr, dass es sich dabei um eine Desmondianische Salpetersuppe nach altem Waliser Rezept handele, verscheuchte die Bediensteten mit einigen nichts sagenden Worten, und beeilte mich, zu meinen Gefährten zu kommen.
    Bei meinem Eintreten rutschte Stapelmann gerade vom Fensterbrett herunter. Er hatte nicht länger an sich halten können und deshalb von dort aus in den Hof geschissen. In seiner Not riss er einen Streifen von seinem ohnehin stark ramponierten Nachthemd ab, um sich den Arsch damit zu wischen und den Fetzen anschließend der Hauptsache zum Fenster hinaus folgen zu lassen.
    Dann saß er mit schlotternden Knien auf seiner Lagerstatt und wusste anscheinend selbst nicht recht, ob er wegen des Überfalls der Vermummten oder aus Scham wegen seiner selbst gewählten öffentlichen Bloßstellung zitterte. So waren drei große Becher Wein gefordert, um unseren Helden wieder einigermaßen ins Lot zu bringen, dass er uns einen zusammenhängenden Bericht geben konnte.
    Es gab im Grunde enttäuschend wenig zu erzählen, denn Rodger war nicht etwa durch verräterische Geräusche oder heimliches Gewisper geweckt worden, sondern durch ein anschwellendes Rumoren seines Darms, das die dringende Erledigung eines unvermeidlichen Geschäfts forderte. Kaum war er dieserhalben aus der Zimmertür, als im Flur die Vermummten auch schon über ihn

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