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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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verkörperten. Das Leder war abgewetzt, doch gepflegt, und alles deutete darauf hin, dass dieses prunkvolle Stück von seinem Besitzer in Ehren gehalten worden war. Kaum vorstellbar, dass sich jemand ohne große Not oder Gewalt von einem solchen Stück trennen würde. – Die daran hängende Scheide war leer.
    Wie versprochen, hatte ich mich abends in der Burg eingefunden, nachdem ich mir im Dorf ein Zimmer genommen hatte. Der Gasthof hieß
Zum güldenen Apfel
und lag am äußersten Ortsrand unweit vom Ufer der Emscher. Mein Pferd stand dort im Stall, war abgerieben und mit Hafer und Wasser versorgt worden. Das Gepäck und ein Teil meiner Waffen lagen auf meiner Kammer, und ich hatte mich in der hereinbrechenden Dunkelheit auf den Weg zur Burg gemacht. Mein Freund Ossenstert hatte mich alle Wege begleitet und mir unterdessen erzählt, dass man vorsorglich auch ihn geholt hatte, um die Ursache von Bertrams Tod untersuchen zu lassen. Leider habe er nicht behilflich sein können, da er sich beim Eintreffen des Boten nicht in Münster, sondern in Fürstenau aufgehalten habe. Daher war er erst mit einer Woche Verspätung hier eingetroffen, und inzwischen hatte man Bertram mit Rücksicht auf die warme Witterung beerdigt.
    Nun saß ich zusammen mit dem Grafen beim hellen Schein mehrerer ausladender Leuchter in einem Raum, den er sein kleines Studierzimmer nannte. Tatsächlich war es überwiegend eine Bibliothek, die durch einige Vitrinen ergänzt worden war, in der sich erlesene Stücke ausländischer Glasmacherkunst befanden, für die sich der Herr von Crange seit dem Besuch der Dellacroces so begeistern konnte.
    Der Graf hatte einen köstlichen kalten Truthahn aufschneiden und dazu einen leichten Weißen kredenzen lassen, beides bestens geeignet, mich in eine aufnahmebereite Stimmung zu versetzen.
    Allein, an Fakten hatte mein Gastgeber wenig zu bieten. Es war im Grunde nur das, was Rodger mir als Quintessenz der allgemeinen Munkelei schon ausgebreitet hatte. Und wären nicht unter den Verschwundenen zwei reiche und angesehene Kaufmannsfamilien gewesen, eine aus dem Niederrheinischen, eine aus der Osnabrücker Gegend, wer weiß, ob allgemein so viel Aufhebens darum gemacht worden wäre. Bei den anderen hatte es sich mehr oder weniger um einfaches, teils sogar ärmliches Volk gehandelt, was den Gerüchten von Raubüberfällen die Nahrung zu entziehen schien.
    Der Graf wollte Aufklärung, weil die Kaufleute im Zusammenhang mit dem Pferdemarkt hier gewesen waren, und er nicht dulden konnte, dass sich Crange als mögliche Ursache für das Verschwinden in den Köpfen der Leute festsetzte. Außerdem hatte er noch einen sehr persönlichen Grund.
    »Der Mann, dem dieser Gurt gehörte, war mein Gast, der an meiner Tafel mit mir gegessen und getrunken hat. Ein unterhaltsamer alter Landsknecht, der spannende Geschichten zu berichten wusste – allseits beliebt und immer für einen Spaß zu haben. Dieser kunstvolle Riemen hier war sein ganzer Stolz. Er hat ihn mir gezeigt und zu den einzelnen Wappen amüsante Anekdoten zum Besten gegeben. – Dieser Gurt spiegelt sein ganzes Leben wider. Freiwillig hätte er sich davon nie getrennt, auch nicht in höchster Not. Eher wäre er verhungert. – Man hat ihn zuletzt hier im Ort gesehen, als er sich einem kleinen Treck junger Leute zu deren Schutz angeschlossen hatte.«
    Nachdem er mir nachgeschenkt hatte, wanderte er mit auf dem Rücken verschränkten Armen auf und ab.
    »Dann haben sie vor einigen Wochen bei Dorsten diesen Scharmann geschnappt. Er ist ein Mörder und Menschenfresser und obendrein, so will es jedenfalls das Volk wissen, ein Werwolf. In dessen Haus hat man verschiedene Dinge gefunden, von denen man annimmt, dass sie von seinen Opfern stammen. Man hat sie im Rathaus ausgestellt, weil man sich weitere Informationen davon versprochen hat, und tatsächlich hat einer meiner Knechte, der dort zu tun und hier auch Merselen – so heißt er übrigens, Bernt Merselen – kennen gelernt hatte, dessen Eigentum wiedererkannt. – Auf meinen Wunsch hin hat sich Bertram nach Dorsten verfügt, von Scharmann jedoch nur diese beiden Worte erfahren: ›Ihr nicht. Ihr Gottesmann. Und auch jetzt nicht.‹ Er hat gemeint, er würde ihm möglicherweise erst kurz vor seinem Tod etwas mitteilen, wenn er sich von der Folter ein wenig erholt hätte. Doch jetzt ist Bertram tot und die Hinrichtung von Scharmann auf übermorgen angesetzt. – Der gute Bertram hat einiges an Aufzeichnungen und Belegen

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