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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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Sonnensegel war aufgestellt worden, von wo aus eine mir wohlvertraute Stimme herüberklang. »... und so sagte der Mann einfach zu dem Wichtigtuer: hic Rhodus, hic salta! – Ich finde diese Anekdote sehr ersprießlich und obendrein zweckmäßig in einer Lage, in der man einem Aufschneider das Maul stopfen muss ... Sie ist mir seinerzeit eingefallen, als ich ...«
    Der rundliche Mann mit dem freundlichen Gesicht und dem gepflegten Erscheinungsbild wurde in seiner Rede von dem perlenden Lachen einer Frau unterbrochen, die wie er auf einem kleinen Schemel unter dem Sonnenschutz saß. Sie war nicht mehr blutjung, und in ihren dunklen Haaren zeigten sich erste helle Strähnen. Doch ihr ebenmäßiges, faltenloses Gesicht und ihre hochgewachsene, schlanke Gestalt ließen sie jedenfalls erheblich attraktiver wirken als eines dieser unfertigen, beständig kichernden Pummelchen.
    Der wegen ihrer unerwarteten Reaktion ziemlich verdattert dreinblickende Erzähler war kein anderer als mein alter Freund Johannes Ossenstert, studierter Medicus und Apotheker, geübter Alchimist sowie Forscher aus Berufung und Weiberheld von eigenen Gnaden.
    Die Frau hatte in ihrer herzlichen Heiterkeit Mühe, ihre Stimme wiederzufinden. Dann jedoch wurde sie sehr ernst, und ein verächtlicher Ton schwang in ihrer Stimme mit.
    »Ach nein, wie originell! Und mit so einer alten Geschichte wollt Ihr mich beeindrucken? Ihr seid genauso ein eitler Pfau wie mein früherer Verehrer, mein ach so tolles Schätzchen. Frank und frei erzählte er mir mit grundehrlicher Miene die abenteuerlichsten Geschichten, um mich für sich einzunehmen, wo er doch so phantasiebegabt wäre. Dabei hat er sie nur woanders aufgeschnappt, der diebische Schakal! Tod und Teufel, so viel Einfallslosigkeit und Heuchelei auf einem Haufen. Lieber gleich pfui Teufel! – Und Ihr seid auch nicht besser und versucht es auf dieselbe Masche! – Ihr Kerle seid doch alle gleich.«
    Sie wandte sich brüsk ab und rauschte an uns vorbei zum Tor hinaus, ohne uns eines zweiten Blickes zu würdigen, nachdem sie auf den ersten festgestellt hatte, dass auch Rodger und ich dieser niederen Spezies angehörten. Dort wurde sie schon von zwei anderen Frauen erwartet, beide um einiges jünger als sie und ebenfalls beeindruckende Erscheinungen, die meinen Freund Johannes mit Blicken bedachten, wie man sie ansonsten auf Lebewesen wirft, die nach einem Regen unter modrigen Holzstapeln hervorkriechen.
    Wenigstens gerieten wir so in das Blickfeld von Ossenstert, der ihren Abgang wehmütig verfolgt hatte. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er aufsprang und mit einer für seine Leibesfülle beachtlichen Geschwindigkeit auf mich zugesaust kam.
    »Frederik, du alter Schurke, wie lange habe ich dich nicht mehr gesehen?« Von derart originellen Sprüchen musste ich mir noch einige anhören, während er mich umarmte und mit einer Kraft an sich drückte, die man einem Mann seiner Statur nicht zugetraut hätte.
    »Schon gut, schon gut! Wenn du in dieser Manier weitermachst, wird man mich hier begraben, und du wirst mich noch viel länger nicht mehr sehen.«
    Trotzdem ging es noch eine Weile so weiter, bis er mir endlich eine Verschnaufpause gönnte und sich mit Rodger bekannt machte.
    Nachdem auch dieses erledigt war und Johannes mir gerade den Grund auch seiner Anwesenheit auf Crange darlegen wollte, trat mit einer leichten Verbeugung ein Mann zu uns, der bereits einige Zeit etwas abseits gestanden und auf diesen Moment gewartet hatte. »Verzeiht, wenn ich mich Euch einfach so nähere, aber wir werden uns hier wohl noch öfter begegnen. Deshalb möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Bartholomäus Bühler, Händler in Glas, Zierat und Kleinodien mit Niederlassung in Freiburg.«
    Glas, Zierat und Kleinodien mussten sich gut verkaufen, das machte schon seine Kleidung deutlich, bei der Brokat und Samt das Übergewicht hatten. Übergewicht hatte auch ihr Träger, aber in einer Form, die bei einem Mann als »stattlich« bezeichnet wird. Er mochte einige Jahre älter sein als ich, sein immer noch pechschwarzer, dichter Bart reichte bis auf die Brust hinab und war säuberlich geschnitten. Ein Funkeln in seinen für meinen Geschmack etwas zu tief in den Höhlen liegenden Augen ließ mich zu der Überzeugung gelangen, einen geschickten Taktierer von wachem Verstande vor mir zu haben.
    Ossenstert und Stapelmann kannte er bereits, sodass es mir ausreichend erschien, mich in der von mir so geschätzten Form mit »mein

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