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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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anderem Wege erreicht. – Nein, hier muss es einen Durchlass geben. – Rudolfo!«
    Der Gerufene brauchte keine weitere Erklärung. Er zog unter seinem Umhang ein dünnes Seil hervor, das er mehrfach um seinen Leib geschlungen hatte, und reichte das eine Ende Ignazio, während er das andere fest um seine Hand wickelte.
    Sehr behutsam setzte sein Gefährte daraufhin wieder die Füße ins Wasser und arbeitete sich allmählich vor. Nach kaum zehn Armeslängen war das schwankende Grün zwar immer noch saftig und dicht, doch stieg der Boden darunter wieder an und war bald in der Lage, das Gewicht eines Menschen zu tragen, ohne an ihm zu ziehen. Die morastige Barriere entpuppte sich als Wassergraben, von Menschenhand zu dem Zweck geschaffen, den Beginn eines undurchdringlichen und alles verschlingenden Moores vorzuspiegeln.
    Schnell folgten wir Ignazio nach und entdeckten im Licht unserer Fackeln auf dem nun wieder sandigen Boden eine blutige Kriechspur, die am Rand eines flachen Hügels endete. Dort endete auch das Leben ihres schwerverletzten Verursachers, den sich Rudolfo packte, bevor er in einem hinter Gebüsch verborgenen, höchstens halb mannshohen Erdloch verschwinden konnte.
    Degusti hielt seine Fackel hinein, und wir konnten sehen, dass der sich weitende, wie ein Streb im Bergbau abgestützte, sanft abfallende Stollen nach fünf Schritten einen scharfen Knick nach rechts tat, der uns jede weitere Sicht nahm.
    Rudolfo wechselte stumm einen Blick mit seinem Anführer und übernahm dann die Spitze. Er band sein Seil an den Spanner seiner Armbrust, machte zwei schnelle Schritte in den Gang und schleuderte den so geschaffenen Wurfanker mit Wucht um die Ecke, während er nur einen Wimpernschlag später kräftig an dem Seil riss.
    Mit einem Schrei, von dem ich nicht zu sagen vermag, ob er vor Schmerz oder Überraschung ausgestoßen wurde, zerrte seine Konstruktion einen zappelnden Wolfsmenschen hervor, fast noch ein Kind, dem Rudolfo mit dem Kolben der Armbrust den Schädel einschlug, bevor der seine Lage begriff.
    Degusti grinste beifällig und klopfte mir auf die Schulter. »Diesen Trick beherrscht er wie kein anderer. Nicht das erste Mal, dass er mich so vor einem Hinterhalt bewahrt hat.«
    Einer nach dem anderen bogen wir um die Ecke und mussten in einem infernalen Horror erkennen, dass der von mir schon beendet geglaubte Albtraum eine unirdische Schreckensdimension erreicht hatte.
    In einer Höhle mit niedriger Decke, aber enormer Grundfläche sah es aus wie in einem Schlachthaus, in dem Legionen von Metzgern und Schindern einem unersättlichen Oger zuarbeiteten. An den Wänden und zwischen den Stützpfeilern befanden sich nicht enden wollende Gestelle, an die mit Haken tierische, aber weitaus überwiegend menschliche Gliedmaßen gehängt waren. Arme, Beine, aufgeschlagene und von den Innereien befreite Torsi, die man in Lake gewässert und gepökelt hatte. An einer Wand standen Fässer mit eingesalzenem Gedärm, und über erkalteten Feuern hingen Kessel mit ausgekochten Schädeln. Daneben waren unzählige, der Größe nach geordnete Knochen aufgeschichtet.
    Der wechselnde Schein unserer Fackeln machte alles noch schlimmer. An den Wänden schienen die Glieder miteinander zu tanzen. Hände griffen nach Beinen, Füße zuckten unter Körpern, ohne mit ihnen verbunden zu sein, Knochen wollten sich zu Skeletten fügen, die keinem Lebewesen entsprachen.
    Darüber hing der atemlähmende Gestank nach gegerbten Häuten und getrocknetem Blut.
    Wir alle, die wir hier standen, hatten es uns zur Aufgabe gemacht, dem Tod beinahe täglich ins Auge zu blicken. Doch was sich uns hier darbot, drückte einem jeden mit einer eisigen Hand die Luft ab und ließ das Blut in den Adern gefrieren. Als Erster zeigte Ignazio in dieser blasphemischen Vorratskammer einer Menschenfresserbande eine Reaktion, als ihn ein ersticktes Würgen schüttelte und sein Magen doch nur Schleim hervorbrachte.
    Dieser Moment der Unpässlichkeit genügte, Degusti zu seiner gewohnten Form zurückfinden und sich um das Wohl seiner Leute sorgen zu lassen. Er deutete mit dem Schwert die Wände entlang, in denen balkengefasste Durchlasse zu weiteren Höhlen führten. »Bleibt zusammen und nehmt sie euch der Reihe nach vor. Herr Frederik und ich werde hier warten und absichern.«
    Dann wandte sich Degusti mit einem unerwartet zufriedenen, fast glücklichen Gesichtsausdruck an mich. »Es ist die Monstrosität der Wirklichkeit, die einen erschlägt, aber im Grunde bin

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