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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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Manier im Beisein ihres Weiberhofstaats. Nun, meine schadenfrohen Zuhörer, ich konnte ihn trösten, eröffnete sich doch für die nicht allzu ferne Zukunft die Aussicht, es ihr für ihre spöttische Art gebührend heimzuzahlen. Ossenstert war sofort Feuer und Flamme und bestürmte mich, ihm meinen Plan zu offenbaren. Ich hatte jedoch noch andere Dinge zu bedenken und hielt ihn vorerst damit auf Trab, im Dorf nach seinem verschmähten Leidensgenossen Karl Brockstett zu suchen und ihn so schnell wie möglich herzuschaffen.
    Dann konnte ich mich endlich auf den Weg zu meiner Unterkunft machen.
    Jeder, der schon einmal eine ähnliche Strapaze hinter sich gebracht hat, wird mir nachfühlen können, wie sehr mich beim Anblick meines Bettes die Vorstellung gereizt hat, mich unverzüglich niederzulegen und so lange zu schlafen, bis ich aus eigenem Antrieb erholt erwachte. Doch solchen Gelüsten nachzugeben war kaum ein Augenblick ungeeigneter als dieser. Deshalb legte ich mich erst gar nicht hin, sondern nahm auf einem hölzernen Schemel Platz, der hinreichend unbequem war, mich am Einschlafen zu hindern, und orderte lautstark einen Krug Wein.
    Den ledernen Sack, den ich aus der Höhle der Oger mitgenommen hatte und der meine Beweismittel enthielt, hatte ich griffbereit neben die Tür gestellt. Garniert mit dem Stahlstich der »getreulich abkonterfeiten Malefikanten«, den ich anlässlich der Hinrichtung Scharmanns in Dorsten erworben hatte, war ich mit allem ausgestattet, was ich für meinen abendlichen Auftritt benötigte. Allein, die zündende und alles vereinende Idee wollte sich nicht einstellen.
    Wieder und wieder rekapitulierte ich Fakten und Vermutungen, Gesichertes und Gerüchte, Erlebtes und Gehörtes. Prüfte, wog ab und verwarf. Szenen erschienen vor meinem geistigen Auge, einzelne Bilder, oft hallten bloße Worte wider.
    Ossensterts Satz von den zwei verschiedenen Mördern kam mir in den Sinn und verweilte dort lange genug, dass ich mit ihm herumspielen und ihn eher aus Müdigkeit denn durch scharfe Deduktion in eine andere Richtung lenkte, als von meinem Freund beabsichtigt.
    Als hätte man mir einen Peitschenhieb versetzt, war ich schlagartig hellwach und überdachte das Geschehen erneut und von Anfang an, nun jedoch aus einer gänzlich anderen Warte.
    Bis mir endlich die Erleuchtung kam. Aber erst, als und weil ich nicht mehr versuchte, alle Würfel des Spiels in einen Becher zu pressen.

Die Tafelrunde
    Der Fall schien mir zunächst kaum lösbar, denn zu viel Mummenschanz und Teufelei wirkten hinein und verstellten die Sicht auf das Wesentliche.«
    Der große Saal von Haus Crange war nach meinen Wünschen hergerichtet worden. Alle Türen waren bewacht, und an der langen Tafel saßen außer dem Grafen und seinem Verwalter die mehr oder minder »freiwilligen« Gäste Ossenstert, Degusti, Stapelmann, Gernot und Gertrudis sowie die alte Stiena. Auf dem für mich vorgesehenen Sessel lag mein lederner Sack. Ich selbst hatte es vorgezogen, mit langsamem Schritt die Gesellschaft zu umrunden.
    »Zumal ich lange nicht wusste, ob Bertram überhaupt eines gewaltsamen Todes gestorben war. Nun bin ich kein Mann, der derlei übersinnlichem Kram nachhängt, und also nicht gewillt, solche falschen Spuren zu verfolgen. Doch auch die realen, nicht wegzudiskutierenden Gegebenheiten waren solcherart, dass sie nicht immer einen eindeutigen Schluss zuließen. Vordergründig jedenfalls. Wäre dies nicht so, wäre die Lösung viel schneller gekommen, ich hätte alsbald ...«
    Bei diesen Worten unterbrach ich meine Wanderung um die Tafel, blieb hinter dem Stuhl von Stapelmann stehen und legte meine Hände auf seine Schultern.
    »... auf unseren stets hilfsbereiten und allgegenwärtigen Rodger gewiesen, der für alles und jedes den Satan persönlich verantwortlich macht, um so prächtig von sich abzulenken, und unseren Gastgeber gebeten: Herr Graf, legt diesen Mann in Ketten und macht ihm den Prozess, denn er ist der Mörder von Bruder Bertram!«
    Stapelmann, ohnehin kein Hüne von Gestalt, schien unter meinem Griff im Stuhl noch zu schrumpfen. Ich konnte durch sein Wams spüren, wie seine Glieder zitterten und seine dünnen Muskeln sich verhärteten. Er wagte es nicht einmal, sich zu mir umzuwenden, sondern erstarrte in seiner Haltung und beschränkte sich auf ein Winseln. »Das ... das kann nicht Euer Ernst sein, Herr Frederik. Ich bin doch nur ein ... ein ... und Bertram war mein Freund. Wirklich mein Freund, das kann hier jeder

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