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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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um Männer, Frauen und Kinder handelte, sämtlich mit irrem Blick und gierend danach, mit ihren scharfen Zähnen meine Kehle zu erreichen.
    Dann war der Albtraum zu Ende.
    Verschiedentlich ein Stöhnen, da und dort ein Wimmern, manchmal noch ein Todesröcheln. Rudolfo ging vorsichtig, ein sichelförmiges Messer in der Hand, von Kreatur zu Kreatur und besorgte den Rest.
    Als sich nichts mehr rührte, holten wir die Pechfackeln vom Wagen, entzündeten sie und verteilten sie auf dem Gelände. Was sie uns in ihrem Licht offenbarten, kannte ich sonst nur von den sakralen Gemälden frommer Meister, die den Sündern in schreienden Farben die Qualen der Hölle vor Augen zu führen trachteten.
    Kaum einer der Erschlagenen verfügte noch über einen vollständigen Körper. Am schlimmsten waren diejenigen zugerichtet, die es mit Degusti zutun gehabt hatten. Eines dieser Wesen, der Kleidung nach eine Frau, war mit einem einzigen Streich durch die Taille in zwei Teile gehauen worden. Allesamt zerstückelte Menschen, die keine waren – nach ihrem Tod nicht und vorher erst recht nicht.
    Rudolfo trat zu uns und streckte eine flache Hand nach oben. Die Fingerspitzen, mit denen er einer Leiche über die Augen gefahren war, strahlten in grünlichem Feuer. »Sie haben sich mit einem Zeug angemalt, wie man es wohl unter der Erde gewinnen kann. Ich habe so etwas schon mal bei einem Mann gesehen, der im Erzbergbau arbeitete.«
    Degusti überprüfte es, und auch seine Finger begannen zu schimmern. »In der Tat. Wenn man es so betrachtet, bleibt nicht viel an Dämonischem übrig.«
    Der einzige Tote auf unserer Seite war Fortunato – ein makaberer Witz des Schicksals, der bewies, dass Namen wahrhaftig nur Schall und Rauch sind. Seine Kehle war aufgerissen und sein Gesicht zerbissen worden. Sie mussten ihn erwischt habe, als er gerade dabei war, seine Armbrust zu spannen.
    Wir anderen hatten lediglich Kratzer und flache Fleischwunden, die nicht der Rede wert waren.
    »Schade um ihn, er war ein guter Mann.« Degusti war ehrlich betrübt. »Immer fröhlich, und außerdem der Jüngste von uns. Ich hoffe, wir schaffen es, ihn in geweihter Erde begraben zu lassen.«
    Und zu uns allen gewandt: »Hat jemand eine Ahnung, wie diese Horde unser Verschwinden samt Wagen bewerkstelligt hätte, wenn sie mit uns fertiggeworden wären?«
    Niemand wusste darauf eine Antwort.
    »Dann, so paradox es sich anhört, bleibt nur zu hoffen, dass einem die Flucht gelungen ist und er eine so deutliche Spur hinterlassen hat, dass man ihr folgen kann. Ich schlage vor, wir machen uns gleich an die Suche, denn bis zum Morgengrauen verlieren wir womöglich zu viel Zeit, und wenn doch jemand entkommen konnte, gewinnt er einen zu großen Vorsprung.«
    Es war mehr als einer entkommen, doch geholfen hatte es ihnen nichts.
    Wir hatten uns jeder eine Fackel gegriffen und schritten in immer länger gezogenen Bögen die Gegend hinter dem vermeintlichen Haus ab. Giuseppe wurde als Erster fündig.
    Ein junger Mann, dem der Bart kaum als Flaum spross, aber mit der verfilzten Mähne wie alle anderen, lag etwa dreißig Schritte entfernt auf der Seite. Er stöhnte dumpf vor sich hin und versuchte vergeblich, mit beiden Händen die aus seinem Leib quellenden Gedärme zurückzuhalten. Als Degusti merkte, dass er nicht ansprechbar war, schnitt ihm Rudolfo auf sein Zeichen die Kehle durch.
    Der Nächste hatte es zwanzig Schritte weiter geschafft. Er war nicht so schwer verletzt, brabbelte aber unentwegt unverständliches Zeug, bis sich Rudolfo auf die ihm eigene Art auch seiner annahm.
    Da beide vom Haus weg auf einer geraden Linie gelegen hatten, blieben wir nun dichter beisammen und marschierten in dieser Richtung weiter.
    Als wir schließlich den fünften Verwundeten erreichten, waren wir nur noch einen Steinwurf von einem sumpfigen Gelände entfernt, in dessen Morast man augenblicklich knietief einsank. Ignazio, der den Versuch einer Durchquerung unternommen hatte, zuckte schnell zurück. »Hier geht es nicht weiter, es sei denn, wir wollen das Werk der Wolfsmenschen vollenden und uns selber töten. Noch ein paar Schritte, und wir werden alle als Moorleichen enden. – Immerhin wird uns keine von diesen Bestien entschlüpft sein.«
    Degustis Gesicht verzog sich voller Skepsis. »Es muss eine andere Lösung geben. Warum sollten die Verletzten sonst ausnahmslos in diese Richtung gelaufen sein? Schutz durch das Moor? Pah, dazu zieht sich der Sumpf zu weit hin, den hätten sie auch auf

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