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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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ich nicht groß verwundert. – Ihr erinnert Euch an unser Gespräch und meinen Hinweis auf längst vergangene Ereignisse in Escotia? Dort hat eine inzestuöse Großfamilie von Menschenfressern in zwanzig Jahren an die tausend Opfer gefordert. Sie konnten diese Ungeheuerlichkeit so lange treiben, weil die Natur sie begünstigte. Sie lebten nämlich in einem Höhlengewirr an der schottischen Küste, dessen Zugang bei Flut vom Wasser verdeckt wurde. – Alles schien auch hier zu passen, bis auf die Höhle. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass sich so etwas hier künstlich schaffen ließ, noch dazu in solcher Größe. Hier muss jemand über große Erfahrung in der Kunst des Bergbaus verfügen. – Als Ihr mir dann von diesem Landsknecht ... war sein Name nicht Merselen? ... und dem wieder aufgetauchten Gurt berichtetet, bestärkte mich dies in meinem Verdacht, wenn auch aufgrund einer gewagten Idee. Wäre es nicht denkbar, dass diese durch Inzucht geschaffene Bande hier gelegentlich ein Opfer quasi zur Zucht rekrutierte, um frisches Blut in die Gruppe zu bringen? Denkt an die letzten Worte Scharmanns! – Nein, ich bin kein Hellseher und auch kein Gedankenleser. Auch ich war in Dorsten in der Menge und habe Euch beobachtet.«
    »Wie das? Ich habe Euch nicht gesehen?«
    Trotz der grässlichen Umgebung stahl sich der Anflug eines Lächelns auf Degustis Lippen.
    »Das ist genau das, was Leute zu sehen erwarten dürfen, die von mir beobachtet werden. – Könnte es nicht sein, dass Scharmann eine Weile mit ihnen gelebt hat und Teil der Familie geworden ist? Irgendwann ist er dann mit ein paar Beutestücken geflohen, oder man hat ihn sogar in Gnaden entlassen, weil man sicher war, dass er seine, nun, nennen wir sie einmal neuen Ernährungsgewohnheiten nicht mehr würde umstellen können. – Wir werden es letztlich nie erfahren, aber nur so passt es zusammen, glaubt mir.«
    Inzwischen hatten seine Leute die Durchsuchung der Räume beendet. Die meisten waren Wohnhöhlen der unheiligen Familie, drei dienten der Aufnahme von Beutestücken wie Kleidung, Bewaffnung, Werkzeug und Hausrat. Geld, Gold oder Pretiosen ließen sich nicht auffinden.
    Degusti nahm auch diese Kammern persönlich in Augenschein, griff plötzlich in einen Haufen von Kleidungsstücken und zog einen breiten, geprägten und mit Silberbeschlägen verzierten Leibriemen hervor, den er mir mit einem Augenzwinkern hinhielt. »Nun, erkennt Ihr die Ähnlichkeit? Ich bin mehr und mehr von der Richtigkeit meiner Theorie überzeugt.«
    Bevor er seinen Faden weiterspinnen konnte, begaben wir uns auf einen Ausruf des überrascht klingenden Ignazio hin weiter in das Dunkel hinein. Am äußersten Höhlenende zwängten wir uns durch ein niedriges Loch in der Wand, das mit einem Vorhang verhängt war. In der Kammer befand sich nur ein einziges Möbelstück, eine Lagerstatt von solchen Ausmaßen, dass sie einem Fürsten zur Ehre gereicht hätte. Wahrscheinlich war dies der Ort, an dem das Oberhaupt der Menschenfresser dafür sorgte, dass sich seine Familie ständig vergrößerte.
    Das Wesen, dass sich davon erhoben hatte und in die Ecke drückte, empfing uns mit einem gutturalen Fluch, der keine Worte brauchte, um den unbändigen Hass auszudrücken, der in ihm steckte. Hier hatten wir ihn leibhaftig, den Anführer einer Mörderbande, Stammvater von Menschenfressern, Satan in beinahe menschlicher Gestalt.
    Das Wild war gestellt, hier gab es kein Entrinnen mehr. Der Mann stand im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken zur Wand. Ich reckte ihm mit links die Fackel entgegen und ließ ihren vollen Schein auf ihn fallen. Mit rechts setzte ich ihm die Spitze meines Dolchs an die Kehle und zwang ihn, den Kopf zu mir herumzudrehen. Dann ließ ich die Klinge weiter wandern und strich mit ihr die wilde Mähne beiseite, die ihm zottelig bis auf die Brust fiel. Mein Blick wanderte über ein Gesicht, dass ich heute zum ersten Mal in meinem Leben sah – und das mir zu meinem nicht geringen Erstaunen dennoch wohlvertraut war.
    »Würdet Ihr mir für einen Moment Euer treffliches Schwert borgen, verehrter Herr Salvatore?«
    »Selbstverständlich, mein hochgeschätzter Kampfgefährte.«
    Es war wirklich eine hervorragende Konstruktion, die sich in perfekter Ausgewogenheit wie mein verlängerter Arm anfühlte. Ich strich über die Klinge und bewunderte die prächtige Schmiedekunst im wechselnden Schein der blakenden Fackeln.
    Dann schlug ich zu, bevor der Wolfsmensch mein Vorhaben

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