Des Satans Schatten
durchschaute.
Letzte Vorbereitungen
Die Leichen liegen weit genug von der Straße entfernt und überdies hinter dichtem Gestrüpp, wo sie niemand entdecken wird. Wir können ihre Beseitigung getrost den Tieren des Waldes überlassen. Die vierbeinigen Wölfe werden sich schon um ihre zweibeinigen Artgenossen kümmern.«
Mir war Degustis Einschätzung der Lage mehr als recht, verspürte ich doch nicht die geringste Lust, mich mit der Beseitigung der Kadaver zu befassen.
Der Himmel hatte bereits jenen Grauton angenommen, durch den sich ein schlieriges Rot zog, durch das alsbald die ersten Sonnenstrahlen brechen würden. Wir hatten uns wieder an jenem Platz versammelt, an dem die Höhlenmenschen die Illusion eines Hauses erschaffen hatten. Rudolfo hatte die beiden Zugpferde wieder eingefangen und eines von ihnen vor den Wagen geschirrt, auf dem sich nun Fortunatos in Tücher gewickelter Leichnam befand. Degusti hatte angeordnet, dass er damit in den nächsten kleinen Flecken weiterfahren und den Pfarrer mit einer Geschichte von einem urplötzlich angreifenden Wolfsrudel dazu bringen sollte, den armen Kerl ohne langes Fragen zu beerdigen. Dann sollte er sich nach Köln verfügen und dort mit dem geheimen Residenten von Umbra Diaboli ...
Die weiteren Anweisungen waren nicht für meine Ohren bestimmt und so leise gesprochen, dass ich nichts mehr verstehen konnte. Mir sollte es in den Kram passen, ich hatte mit meiner eigenen Aufgabe genug zu tun.
Ignazio und Giuseppe wurden zurückgelassen, um die Höhle zu bewachen, bis Degusti wieder zu ihnen stoßen würde. Er selbst würde mich auf dem zweiten Zugpferd nach Crange begleiten und mir dabei behilflich sein, all die Bruchstücke, die wir gesammelt hatten, für den Grafen zu einem erkennbaren Mosaik zu fügen. In erster Linie würde er aber für seine unschätzbare Hilfe den Kopf der Person fordern, die von Crange aus die Mörderbande mit den nötigen Informationen versorgt und durch eigene Morde versucht hatte, die Aufklärung zu vereiteln.
Im Übrigen war ich ihm von Herzen dankbar für seine Zusage, mir die Last abzunehmen und gleich bei unserem Eintreffen den Grafen umfassend über die Bande und ihr finales Schicksal zu informieren. Das war auch deshalb gut so, weil er sich bereits sehr viel länger als ich mit dem Verschwinden der Reisenden beschäftigt hatte und sehr viel mehr Details kannte. Diese Seite der Angelegenheit würde er abdecken. Mir armem Teufel blieb die Aufgabe, die Morde an Bertram und Bühler zu klären. Und glaubt mir, meine verschwiegenen Freunde, mir war nicht wohl bei dem Gedanken, denn obwohl seit der Begegnung mit dem Anführer der Wolfsmenschen durchaus einige Fragmente von Erkenntnis durch die Windungen meines Gehirns irrten, der große und erklärende Zusammenhalt hatte sich noch nicht gefunden. Doch das ging einstweilen niemanden etwas an.
Als wir um die Mittagsstunde in den Burghof einritten, wäre ich vor Erschöpfung und überwundener Anspannung fast vom Pferd gefallen. Aber ich musste mich zusammenreißen, denn heute Abend hatte ich einen Mörder zu präsentieren, wollte ich nicht riskieren, dass er mir durch die Lappen ging. Zwar würde kein Außenstehender bis dahin von der Ausrottung der Menschenfresser erfahren haben. Aber der Mensch, um den es mir ging, würde aufgrund der ausbleibenden Informationen seine Schlüsse ziehen können. Also war höchste Eile geboten, wenngleich mir immer noch nicht aufgegangen war, wie sich viele der zusammengetragenen Fakten ineinander fügen sollten.
Ich brauchte in jedem Fall ein paar Stunden der Ruhe und entledigte mich daher meiner Pflichten vorab.
Zunächst wurde ich beim Grafen vorstellig und machte ihn mit Degusti bekannt. Damit war mir ein Großteil der Aufklärung abgenommen. Außerdem bat ich den Herrn von Crange, für den Abend den großen Saal so herzurichten, wie es vor Jahren geschah, als es um die Aufklärung des Mordes am bischöflichen Boten gegangen war. Genauer, ich wollte den Raum abgeriegelt haben mit Wachen vor und hinter den Türen.
Doch was das Wichtigste war: Es musste absolute Geheimhaltung herrschen hinsichtlich der Vorkommnisse der letzten Nacht.
Sodann suchte ich meinen Freund Johannes auf. Ich fand ihn in niedergeschlagener Stimmung in seiner Kammer. Nach ein paar Worten wurde deutlich, was ihm widerfahren war. Der Einfaltspinsel hatte erneut versucht, mit seiner angebeteten Gertrudis anzubandeln, und hatte wieder eine Abfuhr bekommen, überdies in beleidigender
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