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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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bei meinen Worten halb aus dem Sessel erhoben, in den er sich nun wieder theatralisch hineinplumpsen ließ.
    »Gütiger Herr von Crange, ich bitte Euch inständig, schützt mich vor diesem Mann. Wenn dieses seine wahre Meinung ist, dann hat sich sein Geist verwirrt, dann ist er nicht mehr bei Sinnen.«
    Wir waren zusammen gereist, wir hatten zusammen gegessen und getrunken. Deshalb hatte ich ihn bis jetzt auch ganz anständig behandelt. Doch nun platzte mir der Kragen.
    »Du schmierige Ratte, du Gehilfe eines vielfachen Schlächters und selber Mörder, willst du mich einen Lügner nennen?«
    So viel Widerstandskraft hatte ich diesem Männchen gar nicht zugetraut. Erst schien es, als würde er noch weiter in seinem Sessel zusammensinken, dann plötzlich war er jedoch wie verwandelt. Anscheinend hatte er erkannt, dass ihm seine bisherige Komödie nicht weiterhelfen würde, und beschlossen, seine wahre Natur zu zeigen. Dort saß zwar immer noch ein mickriger Kerl, aber mit wachem Geist und scharfer Zunge.
    »Gut denn, Herr Inquisitor der Unfehlbarkeit, zeigt mir auch nur einen einzigen Beweis!«
    »Du willst einen Beweis? – Dann wirf einen Blick hierauf!« Ich griff in den Sack und zog das Faltblatt mit den Stahlstichen der »Malefikanten aus dem Niedervest und den angrenzenden Regionen – ganz wahrhaftig und getreulich abkonterfeit« hervor und knickte es so, dass nur das Portrait eines August Derflinger und seiner Tochter zu sehen war.
    »Dieses Bildnis wurde vor weit über zwanzig Jahren verfertigt, und es zeigt einen aus der Gegend um Innsbruck Eingewanderten, einen Schiener aus Schwaz, der weiter im Norden mit seiner eigenen Tochter wie Mann und Frau zusammengelebt, nachdem er sein rechtmäßiges Eheweib getötet hat. Als sie deswegen festgesetzt und abgeurteilt wurden, gelang ihnen in der Nacht vor der Hinrichtung die Flucht, und sie wurden nie wieder gesehen. – Ich bin sicher, dass es sich bei diesen beiden um die Stammeltern unserer Mörderbande handelt. Was hatten sie auch schon für andere Möglichkeiten? Nur das zur Verfügung, was sie im Kerker auf dem Leibe hatten. Kein Unterschlupf im Freundeskreis, in dem man sie nicht sogleich aufgestöbert hätte. Ihnen blieb nur die Flucht in den dichtesten Wald, und sie mussten sich von dem ernähren, was er ihnen zu bieten hatte. Wenig genug, denn für die Jagd fehlten ihnen die Waffen. Und obendrein die ständige Angst, dass derjenige, der ihnen zufällig begegnete, sie auch verraten würde. – Ich kann mir gut vorstellen, dass sie den ersten, den sie trafen, allein aus diesem Grunde töteten. Und irgendwann zwang der Hunger sie dann, ihre Opfer nicht einfach den Tieren zu überlassen. Dieser Mann namens August Derflinger ist Anführer und Begründer der Wolfsmenschen. Er kam aus Schwaz, das sich selbst ›die Mutter aller Bergwerke‹ nennt. Aufgrund seiner Kenntnisse in der Kunst des Bergbaus gelang es ihm, selbst in sandiges Gelände vor dem Einsturz sichere Höhlen zu bauen. Welche Ausmaße das in all den Jahren erreicht hat, hast du ja eben von Herrn Degusti gehört. Kann es nicht sein, Herr >Rodger Stapelmann‹, dass du aus derselben Gegend stammst? Daher, wo man eine Ziege nicht wie bei uns Ziege, sondern Geiß heißt? Ich erinnere mich noch gut an unser Abendbrot damals in der
Fetten Gans
, als du den Käse so gelobt hast. Und dein >Sakra‹ klingt mir auch noch in den Ohren.«
    »Ist es ein Verbrechen, aus den Bergen zu kommen? Wenn ich es nicht immer erwähne, dann nur, um kein Außenseiter zu sein. Schwache Menschen wie ich mit meinem Aussehen haben es ohnehin schwer genug.«
    Ich winkte bloß ab. »Und bevor du nun fragst, was das alles mit dir zu schaffen hat, mein lieber Rodger, beachte, was weiter hier steht.«
    Ich drehte das Blatt um und las: »Zur gleichen Zeit verschwand auch sein Zwillingsbruder Max Derflinger.«
    Rodger zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt. »Ja und? Das ist doch nur natürlich. Auch wenn er unschuldig war, für alle wäre er nur der Bruder des Inzüchtlers. Sie hätten ihn nicht nur gemieden, sie hätten ihm Schlimmeres angetan. Ihm blieb doch gar nichts anderes übrig, als in eine andere Gegend zu ziehen. Nur begreife ich nicht, was mich das angeht.«
    »Willst du, der sich Rodger Stapelmann nennt und in Wahrheit Max Derflinger bist, deinen Bruder nicht erkennen – bei diesen Ohren?«
    Ich schob das Blatt in die Mitte des Tisches, dass jeder einen Blick darauf werfen konnte. Mochte der Abgebildete auch sonst ohne

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