Des Satans Schatten
beträchtliche Menge Wein durch ihre Kehle fließen zu lassen, ohne dass dies einen negativen Einfluss auf ihr Verhalten gehabt hätte.
Wie auch immer, Mittelpunkt der Gesellschaft war natürlich euer alter Frederik. Zwar hatte Degusti unbestreitbar den größten Anteil an der Ausrottung der Mörderbande, doch war er im Gegensatz zu mir bis dato auf Haus Crange unbekannt und obendrein die eigentliche Detektivarbeit von mir verrichtet worden.
Deshalb kam ich auch nicht umhin, wieder und wieder Fragen beantworten zu müssen, die im Wesentlichen darin gipfelten, welches denn der Stein des Anstoßes für die Enttarnung der Täter gewesen war. Das war meine Chance, auch Ossenstert den verdienten Anteil am Ruhm zukommen zu lassen. Denn hätte er nicht mit seinen Untersuchungen die Basis für meine Nachforschungen geschaffen und obendrein, wenn auch in anderem Sinne, den Begriff von den zwei Mördern ins Spiel gebracht, ich glaube, diesen Gordischen Knoten hätte ich auch mit der Hilfe von Degustis Schwert nicht lösen können.
Da sich in der Zwischenzeit des Grafen Familie, ein Teil seines Hofstaats sowie etliche Bedienstete höheren Ranges hinzugesellt hatten, ein jeder davon begierig, umfassende Aufklärung zu erlangen, hatte mein Freund ein dankbares Publikum um sich geschart. Es summte wie in einem Bienenkorb, und Ossenstert konnte sich nolens volens nicht darauf beschränken, lediglich seinen Beitrag zur Aufklärung herauszustellen, sondern musste einen umfassenden Abriss des Geschehens liefern.
Mir kam dies mehr als gelegen, hatte ich für heute doch genug Erklärungen abgegeben. Zudem hatte mir der Wein die nötige Bettschwere verschafft, sodass ich die Nähe des Grafen suchte, um mich für heute ohne großes Aufheben zu verabschieden und endlich eine Nacht zu verbringen, in der ich keine Störung befürchten musste.
Degusti musste einen ähnlichen Gedanken gehabt haben, denn ich sah ihn gerade noch, wie er sich unter mehreren Verbeugungen, die dem Grafen und seiner Gemahlin galten, aus dem Saal entfernte. Unter der Tür winkte er mir noch einmal zu und rief herüber: »Ich muss mich noch um meine Leute kümmern.« Dann war er verschwunden.
Und mit ihm die gute Gelegenheit, mich ebenfalls aus dem Staub zu machen. Dem Grafen gefiel es nämlich, mich beinahe jedermann persönlich vorzustellen und als den Retter seiner Ehre und seines Hauses zu preisen. Und auch über Degusti war er des Lobes voll. Er hätte ihn gerne noch tagelang zu Gast gehabt, mit ihm über frühere Abenteuer geplaudert und ihm in Worten und Werken dafür gedankt, dass durch sein Tun die Heilige Inquisition davon abgehalten war, in Crange zu erscheinen. Indessen, Degusti wollte so schnell wie möglich zu seinen Herren, um ihnen Bericht zu erstatten. Und selbst dabei war er dem Grafen noch zu Diensten.
»Ihr kennt mich, Herr Frederik, und wisst, dass ich keinen Gefallen daran finde, Menschen einer Bestrafung zuzuführen, und mag es sich bei ihnen auch um die übelsten Missetäter handeln, die selbst Frauen und Kinder nicht verschonten. Ich weiß, dass ich mein Amt zu erfüllen habe, doch bin ich froh, wenn ich ein solch blutiges Schauspiel vermeiden kann.«
Ich konnte ihn nur zu gut verstehen. Scharmanns letzte Stunde in Dorsten spürte ich noch mit jeder Faser meines Körpers.
»Bestimmt wären viele in meiner Lage froh, ihrem Volk ein solches Schauspiel bieten zu können, und viele Händler und Schausteller habe ich um eine erkleckliche Einnahme gebracht. Aber ich bin glücklich, dass sich Euer Kampfgefährte als einzigen Lohn den Schurken Stapelmann in eigener Person erbeten hat. Er will ihn zu seinen Herren bringen, die noch einiges von ihm zu erfahren wünschen, bevor sie ihn einen grausamen Tod erleiden lassen werden. Was sie bei der Befragung alles mit ihm anstellen werden, daran mag ich gar nicht denken.«
Bei diesen Worten überlief ihn ein leichter Schauder, der jedoch gleich wieder einem Strahlen wich, mit dem er mir zuprostete.
»Ich jedenfalls schätze mich glücklich, von diesem Rodger Stapelmann, oder wie immer er heißen mag, und der mit ihm einhergehenden Lasten befreit zu sein. Dafür danke ich Herrn Degusti und trinke auf sein Wohl.«
Zum Golde drängt doch alles
Ihr wisst, meine den Pfennig ehrenden Freunde, dass sich euer alter Frederik nicht zu schade dafür ist, sich zu bücken, um das Geld aufzuheben, das auf der Straße liegt. Und wie es die menschliche Natur nun einmal so eingerichtet hat, erkennen auch Leute
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