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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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könnte?«
    »Es ging in erster Linie, eigentlich sogar ausschließlich, um den Bergbau, wie von Herrn Albrecht erwähnt. Ich erinnere mich, dass Bruder Bertram besonders darauf erpicht war, etwas darüber zu erfahren, wie man Schächte vor dem Einsturz bewahren könnte, die durch vergleichsweise losen Boden geführt werden mussten. Er hatte einige Skizzen angefertigt und mir vorgelegt, doch ich konnte kaum etwas dazu sagen. Gut, ich bin herumgekommen in den Landen, aber von dieser Kunst verstehe ich nichts. Gleichwohl haben wir lange darüber diskutiert. – Eine andere Person ist übrigens nicht erschienen, außer Herrn Albrecht, der zweimal vorbeikam. Im Grunde dreimal, meine ich, denn vom Abtritt kam er ja wieder zurück.«
    »Wenn Ihr über dies alles geredet habt und Herr Albrecht währenddessen zweimal beziehungsweise dreimal die Tür passierte, kann euer Gespräch nicht nur von kurzer Dauer gewesen sein, oder?«
    »Das war es auch nicht, Herr Frederik. Es mag beinahe eine halbe Stunde gewährt haben.«
    »Dann dürfte damit als gesichert angesehen werden, dass nach Rodger und Herrn Albrecht niemand mehr Bertram lebend zu Gesicht bekommen hat. Er muss gestorben sein in der Zeit ihres Weggangs bis zu seinem Auffinden am nächsten Tag. In das Zimmer gelangen konnte man nur mit dem richtigen Schlüssel, von dem zwei Exemplare existieren. Mit einem hatte Bertram von innen abgeschlossen, den anderen, einen Generalschlüssel, hatte der Verwalter, bei dem sich Rodger ihn bei Bedarf abholen musste. – Dies sind die Fakten, die zweifelsfrei erhellen, wer Bertrams Mörder ist. Ich bin sicher, dass der Mensch, der die verbrecherischen Fäden gezogen und mit eigener Hand gemordet hat, hier mit uns am Tisch sitzt. Oh ja, er genießt die Gunst des Herrn von Crange, der eine Natter an seinem Busen genährt hat, einen Menschen, dem er nur Gutes hat widerfahren lassen und der es ihm aufs Übelste gedankt hat. Wie nun muss er beschaffen sein, dieser Mensch, dass es ihm gelingen konnte, Bertram umzubringen? Über welche Möglichkeiten muss er verfügen, welche Kenntnisse besitzen?«
    »Wenn Ihr nun doch darauf hinauswollt, dass ich auch Bertram auf dem Gewissen haben muss, weil ich den Schlüssel in Verwahrung hatte, kann ich nur meinen Schwur wiederholen, dass ich es nicht gewesen bin!« Tenhove sprach zwar in dem für ihn so charakteristischen ruhigen Tonfall, sein mühevolles Ringen um Fassung war hingegen nicht zu verleugnen.
    »Dann haben wir also mehr als nur einen Mörder hier im Raum.« Ihr, meine zynischen Freunde, werdet bestimmt verstehen, wie ich es goutiert habe, dass ich mich just in diesem Moment meinem Abbild im riesigen venezianischen Spiegel an der Stirnseite des Saales gegenübersah und schon allein dadurch die Richtigkeit meiner Behauptung außer Zweifel stand. Aber seid gewiss, ich würde noch einen anderen ertappen.

Der einzige Zeuge
    Nein, nicht Ihr, Herr Tenhove. Im Übrigen sagte ich bereits, dass ich daran nicht den leisesten Zweifel habe. Euch mag mit dem Schlüssel die Möglichkeit zu Gebote stehen, auf Bertrams Zimmer zu schleichen und ihn zu vergiften, doch fehlt Euch darüber hinaus das Wichtigste, nämlich das Motiv. – Im Gegenteil, Euch war etwas unverhofft gegeben, das diese Tat aufklären wird.«
    »Wie schön für mich!«
    »Wie schön für uns alle, dass uns der unpässliche Magen des Verwalters nun doch noch den fehlenden Beweis geliefert hat, um Bertrams Mörder zu überführen. Denn ansonsten hättest du, mein lieber Rodger, dein Lügengarn weiterspinnen und behaupten können, Du seiest nur auf einen Sprung bei Bertram gewesen und nach dir hätten auch noch andere sein Zimmer betreten können. In statu nascendi, Rodger, du erinnerst dich? Nur du hattest noch Zeit, Bertram das Gift zu verabreichen. Danach wäre die Gelegenheit für diese Nacht vertan. Pech für dich, dass der Verwalter just in diesem Moment vorbeikam. Du hast fürwahr einen klugen Kopf, und es ist eine veritable Ironie des Schicksals, dass er von einem unruhigen Magen besiegt wurde.«
    Ihr, meine feinsinnigen Freunde, wisst natürlich, dass der Triumph der Flatulenz über den Geistesblitz nicht so simpel errungen wird, wie soeben von mir dargestellt und von vielen Hohlköpfen nur zu gerne geglaubt. Doch erlaubte ich mir dieses derbe Bild in dem wohligen Bewusstsein, dass die messerscharfe Deduktion eures Frederik und sein Beitrag zur Lösung der mörderischen Rätsel von allen Anwesenden nicht verkannt würde. – Zur

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