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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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durchziehender Saisonarbeiter, der danach wieder das Weite suchte. Buchstaben waren für Pedro ein Rätsel mit sieben Siegeln, aber er war ein Genie im Aufreißen immer neuer Abnehmer von Peyotlsaft.
    »Es ist jedesmal mißlungen, wenn man Laska von einem Turnier fernhalten wollte. Alles hat man versucht. Betäuben, vergiften, entführen, sogar töten, einmal hat man Hartung gekidnappt, dann wieder das Pferd, sie haben diesen Romanowski überfallen – er heißt übrigens auch Pedro –, oder in die Hindernisse Tricks eingebaut. Alles umsonst. Laska siegte. Hombre, und jetzt geht es um 50.000 Dollar.«
    »Wir werden sie nie gewinnen.«
    »Nicht auf dem Parcours. Wir werden klüger sein als unsere Vorgänger.«
    »Das ist Ihre Stärke, Caballero y Laredo.« Calabozo bewunderte seinen Herrn rückhaltlos. Als er damals als armseliger Tramp von ihm aufgenommen wurde, hätte er ihm den Staub von den Stiefeln geküßt und wie ein Hund zu seinen Füßen geschlafen. Jetzt, nach zehn Jahren, hatte er sich als zweiter Mann auf der Hazienda mit dem poetischen Namen Cielo de flores, das heißt ›Blumenhimmel‹, unentbehrlich gemacht. Seine Kenntnis von allen möglichen dunklen Machenschaften könnte ihm allerdings gefährlich werden, denn wenn Laredo diesen Mitwisser loswerden wollte, gab es nur einen Weg – den Tod. Calabozo aber dachte nicht daran, sich irgendwo in der Wildnis verscharren zu lassen; deshalb übte er sich in der leichten Kunst, seinen Herrn immer und überall zu bewundern. »An was denken Sie?«
    »Daran, daß Laska um den ›Großen Preis von Mexiko‹ springen und siegen wird. Mit unserer Hilfe.«
    »Ich verstehe gar nichts mehr, Señor.« Calabozo nahm seinen schwarzen Topfhut ab. »Unsere Reiter sollen verlieren?«
    »Sie werden es zwangsläufig.«
    »Und die 50.000 Dollar?«
    »Gewinnen wir trotzdem.« Fernandez y Laredo stand auf. Er war größer, als er beim Sitzen wirkte, kräftig, breitschultrig und muskulös. Nur seine penetrante Eitelkeit zerstörte das Bild eines schönen, eleganten Mannes. »Komm, sehen wir uns Laska an. Wie wird sie bewacht?«
    »Wie das Gold in der Staatsbank, Caballero.«
    »Ist in die Staatsbank schon einmal eingebrochen worden?«
    »Nein. Nur bei Revolutionen – die Politiker …« Pedro grinste breit.
    »Dann leihen wir uns von den Politikern die Unverfrorenheit.« Fernandez y Laredo klopfte Calabozo auf die schmale Schulter. Das war eine hohe Auszeichnung. »Und nicht ein einziges Haar wird Laska dabei gekrümmt. Ich liebe dieses Pferd, madre de dios!«
    Eine halbe Stunde später standen die beiden am Trainingsplatz und beobachteten Laska beim Ablongieren. Romanowski schielte ein paarmal zu ihnen hinüber. Er hatte sich einen riesigen, geflochtenen mexikanischen Sombrero gekauft, nach dem Laska sofort geschnappt hatte. Zum Glück war Romanowski schneller gewesen und hatte den Kopf zurückgezogen.
    »Da sind se schon wieder«, sagte er halblaut. »Olle, paß uff, zuviel Interesse is ooch nich jut.«
    »Romanowski ist das einzige Hindernis«, sagte Laredo leise. »Er ist wie ein Stier.«
    »Er heißt Pedro. Mit meinem Namensvetter werde ich schon fertig.« Calabozo schob sich eine neue getrocknete Blattkugel in den Mund. »Darf ich ihn – rrrtsch?« Er deutete vielsagend auf seine Kehle.
    »Wohl verrückt, was?« Laredo drehte die lange Zigarre zwischen den Zähnen. »Keine Gewalt. Mit Eleganz, Pedro. Wir sind doch Ehrenmänner. Gehen wir.«
    Es gibt in Mexiko zwei Dinge, über denen ein Fremder sofort den Verstand verliert – die schwarzhaarigen, glutäugigen, heißblütigen Frauen und den nicht weniger feurig ins Blut gehenden Tequila. Ein höllischer Schnaps, den sogar der Teufel nur schlückchenweise trinken würde.
    Romanowski probierte nur den Tequila, von den Frauen hatte er die Nase voll. Sein letztes Erlebnis mit Yana Michimoko, der ›Mandelblüte‹ in Tokio, war noch zu frisch, als daß er sich wieder in ein Abenteuer gestürzt hätte, diesmal mit einer hüftenwiegenden Mexikanerin, deren Freund bestimmt nicht Judo und Karate anwenden, sondern mit einem Messer Rache nehmen würde. Romanowski hatte etwas gegen Messer, vor allem, wenn sie in seinem Leib steckten, und so beschaffte er sich heimlich – Hartung hatte ihm das Trinken streng verboten – einen Tonkrug mit dem merkwürdig säuerlich riechenden Schnaps, setzte sich neben Laska in die Box und begann zu Abend zu essen. Ein Stück Brot, ein Stück Wurst, ein Gläschen Tequila.
    Die ersten Schlucke nahm

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