Des Teufels Alternative
junger Mann. Sie liebt Sie nicht, verstehen Sie, aber sie hat Sie aufrichtig gern …«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Munro benommen. »Woher wissen Sie das alles?«
»Sie hat mich gebeten, es Ihnen zu sagen«, antwortete Rudin. »Sie wird keine Hausfrau in Edinburgh sein. Sie wird nicht Mrs. Munro werden. Sie wird Sie niemals wiedersehen. Aber sie will nicht, daß Sie sich Sorgen um sie machen, daß Sie Angst um sie haben. Ihr geht es gut; sie lebt mit allen Privilegien und Ehren in ihrer Heimat, inmitten ihres Volkes. Sie hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, daß Sie sich keine Sorgen um sie machen sollen.«
Die beginnende Erkenntnis war so schwindelerregend wie die Angst. Munro starrte Rudin an, während ihm klar wurde, daß der Russe die Wahrheit sagte.
»Sie hat für Sie gearbeitet«, murmelte er heiser. »Sie hat von Anfang an für Sie gearbeitet. Schon bei unserem ersten Treffen im Wald, kurz nach Wischnajews Forderung, Westeuropa zu erobern. Walentina hat für Sie gearbeitet …«
Der eisgraue alte Kremlherrscher zuckte mit den Schultern.
»Mr. Munro«, knurrte er, »wie hätte ich Präsident Matthews sonst Botschaften zukommen lassen und zugleich die absolute Gewißheit haben können, daß er sie ernst nimmt?«
Der teilnahmslose Major mit den kalten Augen berührte ihn am Arm; Munro verließ den Thronraum, und die Tür schloß sich hinter ihm. Fünf Minuten später durfte er den Kreml zu Fuß durch eine auf den Roten Platz hinausführende kleine Tür im Erlöser-Tor verlassen. Draußen übten Paradeordner ihre Rolle für den 1. Mai. Die Uhr des Erlöser-Turms über ihm schlug Mitternacht.
Munro wandte sich nach links in Richtung Hotel National , um ein Taxi zu finden. Nach hundert Schritten, als er am Lenin-Mausoleum vorbeikam, begann er zur Verblüffung und Empörung eines Milizionärs zu lachen.
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