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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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amüsiert, wie von der Liebe noch ungeschlagene Brüder eben häufig über die Absonderlichkeiten von Liebenden sprechen. Ein Herz und eine Seele! Wenn nun das rotgoldene Haar wirklich von Roswithas Kopf stammte, dann war es doch gewiß nicht freiwillig gegeben worden? Dem vernarrten jüngeren Bruder ihres Bräutigams?
    Viel eher war es heimlich abgeschnitten und das Band gestohlen worden. Oder es stammte von einem ganz anderen Mädchen.
    »Meriet entschied sich für einen anderen Weg«, sagte Cadfael, die Fährte weiter verfolgend. »Wie hat sein Vater reagiert, als er sich fürs Kloster entschied? Ich glaube, wenn ich Vater wäre und nur zwei Söhne hätte, so fände ich sicher keine Freude daran, einen von ihnen zu verlieren.«
    Janyn lachte kurz und fröhlich. »Meriets Vater fand herzlich wenig Mühe, ihn zu erfreuen. Es war ein einziger langer Kampf zwischen ihnen. Und doch könnte ich beschwören, daß sie einander genauso liebten wie die meisten Väter und Söhne.
    Doch ab und zu geraten sie aneinander, Öl und Wasser, und sie können nichts dagegen tun.«
    Sie hatten eine Stelle unter dem Hügel erreicht, wo das Feld einem Gebüsch wich; ein breiter Reitweg bog in einem leichten Winkel ab und folgte der Baumlinie.
    »Dies ist der beste Weg für Euch«, sagte Janyn, »direkt zum Zaun vor ihrem Haus. Und wenn Ihr auf dem Rückweg Zeit finden solltet, bei uns anzuklopfen, Bruder, dann wird mein Vater Euch freudig aufnehmen.«
    Cadfael dankte ihm würdevoll und wandte sich zum grünen Reitweg. An einer Wegbiegung blickte er zurück. Janyn schlenderte fröhlich zu seinem Hügel und dem offenen Feld zurück, wo er den Steinfalken an der Leine fliegen lassen konnte, ohne daß sie sich zu dessen Verwirrung und Mißfallen in Bäumen verhedderte. Er pfiff sehr melodisch, während er sich entfernte, und sein Haar hatte genau den Glanz und die seltene Farbe von jungen Eichenblättern; Meriets Jugendgefährte, doch wie anders er war! Dieser hätte keine Schwierigkeiten gehabt, auch den anspruchsvollsten Vater zufriedenzustellen, und er würde ihn gewiß nicht verärgern, indem er sich entschloß, sich aus einer Welt zurückzuziehen, die ihm offensichtlich sehr gefiel. Das Gehölz war offen und luftig, die Bäume hatten bereits die Hälfte ihrer Blätter abgeworfen und ließen Licht auf den noch grünen, frischen Boden durch. Aus den Baumstämmen ragten Kolonien orangefarbener Pilze hervor, auf dem Boden standen bläuliche, zerbrechliche Exemplare. Wie Janyn versprochen hatte, brachte der Pfad Cadfael in die weiten, abgeernteten Felder von Aspley hinaus, die vor langer Zeit aus dem Wald geschlagen und seitdem ständig vergrößert worden waren: nach Westen hin, in den Wald hinein, und nach Osten, in reicheres, freundlicheres Land. Hier machten sich Schafe in großer Zahl über die Stoppeln her, um zu ernten, was die Nachlese erbrachte, und um ihren Dung als Grundlage für die nächste Aussaat zurückzulassen. Und am Ende eines ansteigenden Weges zwischen den Feldern kam das Anwesen selbst in Sicht, hinter einer Einfriedung gelegen, doch hoch genug, um über den Rand sichtbar zu bleiben: ein langgestrecktes Steinhaus, eine Halle mit großen Fenstern über einem kantigen Gewölbe, und auf der Sonnenseite wahrscheinlich einige Kammern unterm Dach. Gut gebaut und gut unterhalten wie das Land, das es umgab, und wert, geerbt zu werden. Niedrige, breite Türen, die Wagen und Gespanne passieren lassen konnten, öffneten sich in Gewölbe, und eine steile Treppe führte zur Tür der Eingangshalle hinauf. An zweien der Einfriedungsmauern standen Ställe und Scheunen.
    Sie beherbergten viel Vieh.
    Als Cadfael zum Tor hereinritt, waren zwei oder drei Männer in den Scheunen beschäftigt, und aus den Ställen kam ein Bursche, um sein Zaumzeug zu nehmen – rasch und respektvoll, als er die Benediktinertracht erblickte. Und aus der offenen Hallentür trat ein älterer, massiger bärtiger Mann, der wie Cadfael richtig annahm, der Gutsverwalter Fremund war.
    Ein gut geführter Haushalt. Als Peter Clemence unerwartet eingetroffen war, hatte man ihn sicher feierlich auf der Schwelle empfangen. Es war gewiß nicht leicht, diese umsichtigen Gehilfen zu überraschen.
    Cadfael fragte nach dem Herrn Leoric und erfuhr, daß dieser draußen in den hinteren Feldern sei und das Ausgraben eines Baumes überwachte, der bei einem Erdrutsch in den Strom geraten war und das Wasser staute; doch man würde sofort nach ihm schicken, wenn Bruder Cadfael nur

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