Des Teufels Novize
kam, hatte vom Tau feuchte Stiefel und einen Kranz aus Tropfen, die er von den Blättern eines Gebüschs geschüttelt hatte, auf dem unbedeckten, hellbraunen Haar. Ein junger Edelmann, der leichten Fußes und leicht im Herzen ausschritt und fröhlich pfiff, während er die Leine aufwickelte und den zerzausten Vogel beruhigte. Er war kaum ein oder zwei Jahre älter als zwanzig. Als er Cadfael sah, kam er vom Hügel zum tiefliegenden Weg heruntergesprungen, und da er keine Kappe abzunehmen hatte, begrüßte er ihn mit einem sehr anmutigen Neigen des schönen Kopfes und einem freundlichen Wort:
»Guten Tag, Bruder! Wollt Ihr zu uns?«
»Falls Euer Name Nigel Aspley ist«, sagte Cadfael, indem er stehenblieb, um die muntere Begrüßung zu erwidern, »dann will ich in der Tat zu Euch.« Doch dies konnte kaum der ältere Sohn sein, der fünf oder sechs Jahre vor Meriet geboren war; er war zu jung, von anderer Hautfarbe und anderem Körperbau: großgewachsen, schlank und blauäugig, ein rundes Gesicht und ein unverwüstliches Lächeln um die Lippen. Etwas mehr Rot war in seinem hellen Haar, das den flüchtigen grüngelben Glanz von Eichenblättern hatte, die im Frühling gerade aufgebrochen waren oder dem Herbst entgegensahen; die Locke, die Meriet in seinem Bett verwahrt hatte, konnte auch von ihm stammen.
»Dann haben wir kein Glück«, sagte der junge Mann artig und verzog in schelmischer Enttäuschung das Gesicht.
»Dennoch seid Ihr willkommen, in unserem Heim zu rasten und einen Becher zu trinken, wenn Ihr die Muße dazu habt. Denn ich bin nur ein Linde, kein Aspley, und mein Name ist Janyn.«
Cadfael erinnerte sich an Hughs Bericht über Meriets Antworten auf Eluards Fragen. Der ältere Bruder war mit der Tochter des Nachbargutes verlobt; und sie konnte nur eine Linde sein, denn er hatte ohne großes Interesse die Pflegeschwester erwähnt, eine Foriet und Erbin des Anwesens, das im Süden an Aspley anschloß. Demnach mußte dieser stattliche, aufgeräumte junge Bursche ein Bruder von Nigels zukünftiger Braut sein.
»Das ist sehr freundlich von Euch«, sagte Cadfael erfreut, »und ich danke Euch für den guten Willen, doch ich kümmere mich lieber um meine Geschäfte. Denn ich glaube, daß ich noch eine Meile oder so zu reiten habe.«
»Kaum eine Meile, Herr, wenn Ihr dort unten an der Gabelung den linken Pfad nehmt. Reitet durchs Gebüsch, und schon seid Ihr in Aspleys Feldern, und der Pfad wird Euch direkt zu ihrem Tor bringen. Wenn Ihr nicht in Eile seid, werde ich mit Euch kommen und Euch den Weg zeigen.«
Cadfael nahm das Angebot dankbar an. Selbst wenn er von seinem Gefährten nur wenig über die drei Anwesen erfuhr, die reichlich Söhne und Töchter in etwa dem gleichen Alter hervorgebracht hatten, die folglich praktisch wie eine Familie aufgewachsen waren, so war doch die Gesellschaft an sich schon angenehm. Zudem mochten einige nützliche Körner Wissen zu Boden fallen wie Samen und für ihn Wurzeln schlagen. Er ließ das Maultier langsam gehen, und Janyn Linde hielt sich mit leichten, ausgreifenden Schritten neben ihm.
»Seid Ihr aus Shrewsbury, Bruder?« Anscheinend hatte er seinen Anteil an menschlicher Neugierde abbekommen. »Geht es etwa um Meriet? Ich kann Euch sagen, wir waren erschüttert, als er sich entschloß, die Kutte anzulegen; und doch, wenn man es bedenkt, er ging immer seiner eigenen Wege und ließ sich nicht dreinreden. Wie habt Ihr ihn verlassen? Ich hoffe, gut?«
»Einigermaßen gut«, sagte Cadfael vorsichtig. »Ihr müßt ihn erheblich besser kennen als wir, da Ihr doch Nachbarn seid und ziemlich im gleichen Alter.«
»Oh, wir waren alle von der Wiege an zusammen: Nigel, Meriet, meine Schwester und ich – besonders, nachdem unsere Mütter starben –, und auch Isouda, nachdem sie Waise wurde, obwohl sie jünger ist. Meriet ist der erste Verlust für unsere Bande, und wir vermissen ihn.«
»Wie ich hörte, soll es bald eine Hochzeit geben, die die Dinge noch mehr verändern wird«, stocherte Cadfael vorsichtig.
»Roswitha und Nigel?« Janyn zuckte leicht und etwas belustigt die Achseln. »Unsere Väter hatten diese Verbindung schon lange geplant – und selbst wenn nicht, sie hätten auch ganz von selbst zueinander gefunden, denn die zwei sind schon fast von Kindesbeinen an zur Heirat entschlossen. Wenn Ihr nach Aspley geht, werdet Ihr meine Schwester sicher irgendwo dort finden. Sie ist jetzt öfter dort als hier. Die beiden sind ein Herz und eine Seele!« Es klang leicht
Weitere Kostenlose Bücher