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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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das vernünftig?
    Das leise Geräusch der zierlichen Maultierhufe im trockenen Gras des Weges und auf den kleinen Steinen war schließlich ins Ohr des Mädchens gedrungen. Sie blickte auf, sah den Reiter näherkommen und sprach ihrem Gefährten ein leises Wort ins Ohr. Der junge Mann hielt einen Augenblick in seinem Schritt inne und starrte mit erhobenem Kopf den Benediktinermönch an, der sich von Aspleys Toren entfernte.
    Er brauchte nicht lange, um die Verbindung herzustellen und sich Gedanken zu machen. Das strahlende Lächeln wich sofort aus seinem Gesicht, er entzog dem Mädchen seine Hand und beschleunigte seinen Schritt – offensichtlich in der Absicht, den scheidenden Besucher zur Rede zu stellen.
    Sie blieben dicht voreinander gleichzeitig stehen. Von nahem schien der ältere Sohn sogar größer als sein Vater, und er bot in einer Welt voller Unvollkommenheiten einen fast unangemessen guten Anblick. Er hob eine große, doch schön geformte Hand zum Zaumzeug des Maultiers und blickte Cadfael mit klaren, besorgt gerundeten braunen Augen an. In seiner Hast fiel der Gruß etwas knapp aus.
    »Seid Ihr aus Shrewsbury, Bruder? Verzeiht die Frage, doch wart Ihr im Hause meines Vaters? Gibt es Neuigkeiten? Mein Bruder – er hat doch nicht…« Er unterbrach sich, um die Begrüßung nachzuholen und sich vorzustellen. »Vergebt mir den ungeschliffenen Gruß; Ihr wißt ja nicht einmal, wer ich bin.
    Ich bin Nigel Aspley, Meriets Bruder. Ist ihm etwas zugestoßen? Er hat doch nicht – eine Dummheit gemacht?«
    Was sollte er darauf sagen? Cadfael war ganz und gar nicht sicher, ob er Meriets bewußtes Verhalten für dumm hielt oder nicht. Doch es schien zumindest einen Menschen zu geben, der sich Sorgen um ihn machte; und die Angst und die Besorgnis in Nigels Gesicht verrieten eine Furcht um den Bruder, die keineswegs gerechtfertigt war.
    »Was ihn betrifft, so gibt es keinen Grund zur Sorge«, sagte Cadfael beruhigend. »Es geht ihm gut, und er ist nicht zu Schaden gekommen; habt keine Angst.«
    »Und ist er immer noch entschlossen – hat er es sich nicht anders überlegt?«
    »Das hat er nicht. Er ist wie eh und je entschlossen, die Gelübde abzulegen.«
    »Doch Ihr wart bei meinem Vater! Was könnte es mit ihm zu besprechen geben? Seid Ihr auch sicher, daß Meriet…« Er verstummte und musterte zweifelnd Cadfaels Gesicht. Das Mädchen war langsam näher gekommen und stand ein wenig abseits. Sie beobachtete die beiden Männer mit heiterer Ruhe und hielt sich mit so natürlicher Anmut, daß Cadfael nicht anders konnte, als immer wieder heimlich ihren Anblick zu genießen.
    »Ich verließ Euren Bruder im Herzen fest entschlossen«, sagte er wahrheitsgetreu, doch vorsichtig, »und genauso gesonnen, wie er zu uns kam. Ich wurde von meinem Abt geschickt, um mit Eurem Vater über gewisse Zweifel zu sprechen, die sich eher im Geist des Abtes als in Bruder Meriets Geist erhoben haben. Er ist noch sehr jung, um einen solchen Schritt überhastet zu tun, und sein Eifer scheint Älteren übertrieben. Ihr seid ihm an Jahren näher als Euer beider Vater oder meine Brüder«, sagte Cadfael gewandt. »Könnt Ihr mir vielleicht sagen, warum er sich zu diesem Schritt entschloß?
    Aus welchem Grund, der ihm vernünftig und ausreichend sein mag, hat er sich wohl entschieden, so früh die Welt zu verlassen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Nigel lahm und schüttelte über seine Unwissenheit den Kopf. »Warum tut man so etwas? Ich habe es nie verstanden.« Und warum sollte er auch, wo er doch jeden Grund hatte, in dieser Welt zu bleiben und sie zu genießen? »Er sagte, daß er es wollte«, sagte Nigel.
    »Er sagt es immer noch. Er betont es immer wieder.«
    »Dann unterstützt Ihr ihn? Ihr helft ihm, seinen Willen zu bekommen? Wenn es das wirklich ist, was er wünscht?«
    »Wir sind alle fest entschlossen«, sagte Cadfael, »ihm zu dem zu verhelfen, was er wünscht. Wie Ihr ja wißt, streben nicht alle jungen Männer das gleiche Ziel an.« Seine Augen ruhten auf dem Mädchen; sie bemerkte es, und er wußte, daß sie es bemerkt hatte. Wieder war eine Locke des rotgoldenen Haars dem Band entkommen, das es hielt; sie lag auf ihrer glatten Wange und warf einen tief goldenen Schatten.
    »Wollt Ihr ihm meine lieben Grüße übermitteln, Bruder? Sagt ihm, daß ich für ihn bete und ihn immer lieben werde.« Nigel nahm die Hand vom Zaumzeug und trat zurück, um dem Reiter den Weg freizugeben.
    »Und übermittelt ihm auch meine Liebe«, sagte

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