Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Reaktion: hart und beständig in seinen eigenen Unternehmungen, sicher stets seinem Wort treu, und sowohl durch Halsstarrigkeit als auch durch Ehrgefühl dazu getrieben, die Dinge zu Ende zu bringen. Cadfael versuchte dennoch weiter, die Lücken in seiner Panzerung zu finden, denn es mußte schon eine seltsam bittere Ablehnung sein, die ihn hinderte, einem verzweifelten Jungen auch nur die kleinste liebevolle Geste zu gewähren.
    »Ich will ihn nicht in die eine noch in die andere Richtung drängen«, sagte Aspley schließlich, »noch will ich seinen Geist verwirren, indem ich ihn besuche oder einem Angehörigen meiner Familie erlaube, ihn aufzusuchen. Behaltet ihn und laßt ihn auf die Erleuchtung warten, und ich glaube, er wird auch weiterhin bei Euch bleiben wollen. Er hat die Hand an den Pflug gelegt, und er muß die Furche bis zu Ende ziehen. Ich werde ihn nicht wieder aufnehmen, wenn er klein beigibt.«
    Er stand auf, um anzudeuten, daß die Unterhaltung beendet sei; und da er klar gemacht hatte, daß aus ihm nicht mehr herauszuholen war, spielte er wieder mit selbstbewußter Anmut den Gastgeber, bot das Mittagsmahl an, das höflich abgelehnt wurde, und führte seinen Gast zum Hof hinaus. »Ein angenehmer Tag für Euren Ritt«, sagte er, »wenn ich mich auch gefreut hätte, wenn Ihr mit uns Fleisch gegessen hättet.«
    »Ich würde gern bleiben und danke Euch«, sagte Cadfael, »doch ich muß zurückkehren und meinem Abt Eure Antwort überbringen. Es ist eine leichte Reise.«
    Ein Bursche führte das Maultier herbei. Cadfael stieg auf, verabschiedete sich höflich und ritt zum Tor in der niedrigen Steinmauer hinaus.
    Er hatte kaum mehr als zweihundert Schritte hinter sich gebracht, gerade genug, um außer Sichtweite jener zu sein, die er im Hof zurückgelassen hatte, als er zwei Gestalten sah, die ohne Eile zu eben jenem Tor zurückschlenderten. Sie gingen Hand in Hand, und sie hatten noch nicht bemerkt, daß sich ihnen über den Pfad zwischen den Feldern ein Reiter näherte, weil sie nur Augen füreinander hatten. Ihr Gespräch bestand nur aus halben Sätzen, wie in einem gemeinsamen Traum, in dem kein genauer Ausdruck nötig war; und ihre Stimmen, sanft männlich und silberhell weiblich, klangen selbst aus dieser Entfernung wie schallendes Gelächter. Oder wie Glöckchen am Zaumzeug eines Pferdes vielleicht, doch sie kamen zu Fuß.
    Zwei gutmütige, gut dressierte Hunde folgten ihnen auf dem Fuß, witterten die von beiden Seiten herantreibenden Düfte, ohne jedoch von dem Weg nach Hause abzuirren.
    Das mußten also die Liebenden sein, die zum Essen zurückkehrten. Sogar Liebende müssen essen. Cadfael beäugte sie interessiert, während er langsam auf sie zuritt. Sie waren sein Interesse wert. Als sie näherkamen, doch immer noch weit genug, um ihn zu übersehen, wurden sie noch bemerkenswerter. Beide waren groß. Der junge Mann hatte die edle Gestalt seines Vaters, doch bereichert durch die Geschmeidigkeit und Leichtfüßigkeit der Jugend, und dazu das hellbraune Haar und die rötliche, gesunde Hautfarbe der Sachsen. Ein Sohn, an dem jeder Mann Freude gefunden hätte. Von klein auf gesund, war er gewachsen und gediehen wie eine kräftige Pflanze und versprach eine reiche Ernte. Ein stämmiger Zweitgeborener, der zögernd mehrere Jahre später folgte, mochte es schwer haben, einen gleichartigen väterlichen Stolz hervorzurufen. Ein Paladin war genug, noch dazu einer, der so schwer auszustechen war wie dieser. Und wenn er makellos und ohne Mühe der Männlichkeit entgegenschritt, wozu brauchte man dann einen zweiten?
    Und das Mädchen war ihm ebenbürtig. Sie reichte bis an seine Schulter, war schlank und aufrecht wie er, ein genaues Abbild ihres Bruders, doch was an ihm gut aussah und attraktiv war, war bei ihr zur Schönheit poliert. Sie hatte das gleiche, weich gerundete ovale Gesicht, doch so verfeinert, daß es fast durchscheinend wirkte; die gleichen klaren blauen Augen, doch eine Schattierung dunkler und eingerahmt von kastanienbraunen Wimpern. Und da war auch ohne jeden Zweifel das rotgoldene Haar, eine dichte Mähne, aus der sich seitlich an den Schläfen Locken ringelten.
    War damit Meriets Not erklärt? War er krank vor Schmerzen über seine enttäuschte Liebe in eine Welt ohne Frauen geflohen, und wollte er damit zugleich den leisesten Schatten von Kummer oder Vorwurf aus dem Leben seines Bruders nehmen – sprach das für ihn? Doch er hatte das Symbol seiner Pein ins Kloster mitgenommen – war

Weitere Kostenlose Bücher