Des Teufels Novize
ergeben und ließ den Kopf seufzend wieder auf die verschränkten Arme sinken. »Ich… ich danke Euch – Bruder!« Es klang wie ein unsicherer Nachgedanke; sehr unsicher, als würde die Anrede nicht dem gerecht, was in seinem Kopf vorging, obwohl er wußte, daß es die förmlich richtige war.
»Das klang aber zweifelnd«, bemerkte Cadfael kritisch.
»Fast, als hättest du dir auf einen schlimmen Zahn gebissen.
Es gibt noch andere Arten von Beziehungen. Bist du immer noch sicher, daß du ein Bruder werden willst?«
»Ich muß«, platzte Meriet heraus und drehte elend das Gesicht zur Seite.
Warum nur? wunderte Cadfael sich, während er an die Zellentür pochte, damit der Pförtner ihm öffnete und ihn herausließ. Warum muß das einzig Bedeutende, das er sagt, immer am Ende gesagt werden, wenn er beruhigt und besänftigt ist, so daß es eine Schande wäre, ihn weiter zu quälen? Nicht: Ich werde! oder: Ich will! sondern: Ich muß!
Müssen bedeutet nicht nur Entschlossenheit, sondern Zwang, ausgeübt entweder von jemand anderem oder einer überwältigenden Notwendigkeit. Doch wer hat diesen Burschen ins Kloster gezwungen oder welch mächtige Umstände ließen ihm diesen Weg als den besten und einzigen erscheinen, der ihm offensteht?
Als Cadfael an diesem Abend nach der Komplet herauskam, wartete Hugh am Torhaus auf ihn.
»Geht doch mit mir bis zur Brücke. Ich bin auf dem Heimweg, doch ich hörte vom Pförtner, daß Ihr morgen einen Gang für den Abt tun sollt, so daß Ihr den ganzen Tag außerhalb meiner Reichweite seid. Habt Ihr vom Pferd gehört?«
»Daß Ihr es gefunden habt, ja, doch nichts weiter. Wir waren den ganzen Tag über zu sehr mit unseren eigenen Schurken und Verbrechern beschäftigt, um uns um die Außenwelt zu kümmern«, gab Cadfael zerknirscht zu. »Zweifellos habt Ihr es schon erfahren.« Bruder Albin, der Pförtner, war der klatschsüchtigste Bruder des ganzen Klosters. »Unsere Sorgen gehen, wie es scheint, Seite an Seite im gleichen Schritt, ohne sich jedoch direkt zu berühren. Das ist an sich schon seltsam.
Und nun habt Ihr das Pferd, wie ich hörte, Meilen entfernt im Norden gefunden.«
Sie traten zusammen durchs Tor und wandten sich unter einem kalten, trüben Himmel voll treibender Wolken nach links zur Stadt. Auf dem Boden regte kein Lüftchen die feuchten, süßen Fäulnisdüfte des Herbstes. Am rechten Straßenrand das Zwielicht unter den Bäumen, der unbewegte metallene Schimmer des Mühlteiches zu ihrer Linken und der Duft und das Rauschen des Flusses voraus, zwischen ihnen und der Stadt.
»Kaum drei Meilen vor Whitchurch«, sagte Hugh. »Wir wollten dort die Nacht verbringen und am nächsten Tag bequem nach Chester reiten.« Er erzählte die ganze Geschichte; Cadfaels Gedanken boten immer eine willkommene Beleuchtung aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel. Doch hier bewegte sich ihr beider Geist wie ein einziger.
»Wildes Waldland vor dem Ort«, sagte Cadfael, »und das Moor gut zu erreichen. Wenn dort getan wurde, was immer geschehen ist, und das junge, lebhafte Pferd brach aus und konnte nicht gefangen werden, dann mag der Mann in schwarzer Tiefe liegen. Nicht zu finden. Er wird kein christliches Begräbnis bekommen.«
»Ich habe selbst daran gedacht«, stimmte Hugh grimmig zu.
»Doch wenn Wegelagerer durch meine Grafschaft strolchen, warum habe ich dann bisher noch nicht von ihnen gehört?«
»Vielleicht haben sie sich nur ausnahmsweise in den Süden von Chester gewagt? Ihr wißt, wie schnell sie kommen und verschwinden können. Und trotz Eurer starken Hand, Hugh, die Zeit bringt Veränderungen. Doch dies waren herrenlose Männer; sie waren nicht mit Pferden erfahren. Jeder Gesetzesbrecher, der das Salz in der Suppe wert ist, hätte sich lieber einen Arm aus der Schulter gerissen, als ein solches Tier zu verlieren. Ich ging in meiner freien Zeit in den Stall, um nach ihm zu sehen«, gab Cadfael zu. »Das Silber am Geschirr… nur ein Wunder hätte es Dieben wieder abnehmen können, nachdem sie erst ein Auge darauf geworfen hatten. Was der Mann selbst an sich hatte, war gewiß kaum mehr wert als Pferd und Geschirr zusammen.«
»Wenn sie Reisenden auflauern«, sagte Hugh, »dann wissen sie genau, wo die Moorlöcher am hungrigsten sind und mit Freuden einen schwerfälligen Mann schlucken. Aber ich lasse nach Clemence suchen. Manche Einwohner dort können es sehen, wenn ein Loch kürzlich gefüttert worden ist – stellt Euch nur vor! Aber ich bezweifle, ich bezweifle
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