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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ein Viertelstündchen in der Stube wartete und vielleicht einen Becher Wein oder Bier zu sich nähme, um die Zeit zu vertreiben. Cadfael nahm diese Einladung nach seinem Ritt bereitwillig an. Sein Maultier war bereits fortgeführt, zweifellos, um mit ähnlich gewissenhafter Gastfreundschaft aufgenommen zu werden. As pley behielt die edle Art seiner Ahnen bei. Hier war die Gastfreundschaft heilig.
    Leoric Aspley füllte, als er hereinkam, die schmale Tür mit seiner Gestalt aus; das dichte Gebüsch seines ergrauenden Haars streifte unter dem Türsturz vorbei. Bevor er gealtert war, mußten seine Haare hellbraun gewesen sein. Meriet ähnelte ihm nicht in Statur oder Hautfarbe, doch zwischen ihren Gesichtern bestand eine starke Ähnlichkeit. Kämpften sie etwa, wie Janyn gesagt hatte, so unbeugsam gegeneinander, ohne je Frieden zu finden, weil sie einander so ähnlich waren? Aspley hieß seinen Gast mit kühler, makelloser Höflichkeit willkommen, bediente ihn mit eigenen Händen und schloß aufmerksam die Tür vor dem Rest des Haushalts.
    »Ich bin entsandt«, sagte Cadfael, als sie einander in einem tiefen Erker gegenüber saßen und die Tassen neben sich auf den Stein gestellt hatten, »von Abt Radulfus, um Euch wegen Eures Sohnes Meriet um Rat zu fragen.«
    »Was ist mit meinem Sohn Meriet? Er ist nun aus eigenem Willen näher mit Euch verwandt, Bruder, als mit mir, und hat im Herrn Abt einen anderen Vater angenommen. Warum also fragt Ihr mich um Rat?«
    Er sprach gemessen und gleichmütig, so daß die kühlen Worte eher nachsichtig und vernünftig klangen als unversöhnlich, doch Cadfael erkannte sofort, daß er hier keine Hilfe bekommen würde. Dennoch, es war den Versuch wert.
    »Immerhin ist er Euer Nachkomme. Wenn Ihr nicht wünscht, daran erinnert zu werden«, sagte Cadfael, der nach einem Spalt in dieser undurchdringlichen Rüstung suchte, »dann empfehle ich Euch, nie wieder in einen Spiegel zu blicken.
    Eltern, die ihre Kinder als Oblaten ins Kloster geben, geben damit nicht unbedingt auch ihre Liebe zu ihnen auf. Und das gilt, da bin ich sicher, auch für Euch.«
    »Wollt Ihr mir etwa sagen, daß er seine Wahl schon bereut?« fragte Aspley, indem er verächtlich den Mund verzog. »Will er so bald schon wieder aus dem Orden fliehen? Seid Ihr entsandt, um zu verkünden, daß er mit eingezogenem Schwanz nach Hause zurückkehrt?«
    »Aber keineswegs! Mit jedem Atemzug besteht er auf seinem Wunsch, aufgenommen zu werden. Er tut alles, was helfen könnte, seine Aufnahme zu beschleunigen, und das mit beinahe übergroßem Eifer. Er widmet jede wache Stunde diesem Ziel. Doch im Schlaf ist davon nicht die Rede. Dann schrecken, wie mir scheint, sein Bewußtsein und sein Geist entsetzt zurück. Was er im Wachen wünscht, läßt ihn des Nachts im Bett aufschreien und sich abwenden. Es ist nur recht, daß Ihr dies wißt.«
    Aspley saß ihm düster schweigend gegenüber; und doch, trotz seiner Zurückhaltung sah man seine Sorge. Cadfael nutzte den kleinen Vorteil aus und erzählte ihm von der Unruhe im Dormitorium, doch aus irgendeinem Grund, den er selbst nicht recht verstand, unterschlug er den Angriff auf Bruder Jerome, den Anlaß und die Bestrafung. Warum neuen Brennstoff dazugeben, wenn zwischen ihnen schon das Feuer gegenseitiger Ablehnung brannte?
    »Wenn er wach ist«, sagte Cadfael, »dann hat er keine Erinnerung an das, was er im Schlaf tat. Ihm ist kein Vorwurf zu machen. Doch es gibt Grund zu ernsten Zweifeln an seiner Berufung. Der Vater Abt bittet Euch, ernsthaft zu überlegen, ob wir nicht Meriet etwas sehr Schlimmes antun, wenn wir ihm erlauben fortzufahren – wie sehr er es auch im Augenblick wünscht.«
    »Daß er ihn loswerden will«, sagte Aspley, seine unerschütterliche Ruhe wiederfindend, »das kann ich gut verstehen. Er war schon immer ein verstockter und widerspenstiger Junge.«
    »Weder Abt Radulfus noch ich schätzen ihn so ein«, sagte Cadfael pikiert.
    »Nun, welche Schwierigkeiten auch immer es mit ihm geben mag, er ist bei Euch besser aufgehoben als bei mir; denn ich kenne ihn schon so, seit er ein Kind ist. Und könnte nicht auch ich ebenso wie er behaupten, daß wir ihm etwas sehr Schlimmes antun, wenn wir ihm ein gutes Ziel nehmen, das er anstrebt? Er hat seine Entscheidung getroffen, und nur er kann sie umstoßen. Es ist sicher besser für ihn, diese anfänglichen Widrigkeiten zu ertragen, als seine Absicht aufzugeben.«
    Das war von einem solchen Mann gewiß keine überraschende

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