Des Teufels Werk
Mutprobe auch versagt hätten, und sie sagte, wie Bagley, ich sei eine ärgerliche Person.
»Übermut tut selten gut, Connie.«
»Ich bin doch gar nicht übermütig!«
»Und bei deinem Vater gefällt mir der Übermut genauso wenig.«
»Er hat doch nur seinen Spaß«, protestierte ich. »Jess' Felder zu pflügen ist viel aufregender, als den ganzen Tag am Schreibtisch zu hocken.«
»Ich habe das Gefühl, er lacht sich ständig ins Fäustchen, seit du ihn im Krankenhaus angerufen hast«, sagte sie anklagend. »Was hast du zu ihm gesagt?«
Die bösen Geister sind tot und begraben …
»Nichts Besonderes. Nur dass uns allen nichts passiert ist und MacKenzie den Schwanz eingezogen und das Weite gesucht hat.«
Meine Mutter stand am Spülbecken und schälte Kartoffeln. »Wieso sollte er sich darüber so freuen? Er wollte diesen scheußlichen Menschen tot oder hinter Gittern sehen, aber nicht auf freiem Fuß, wo er gleich das nächste Verbrechen begehen kann. Ich kann nicht verstehen, wieso es euch alle so kalt lässt, dass er entkommen ist. Habt ihr denn keine Angst, dass er wieder so eine arme Frau umbringt?«
Ich beobachtete die geschickten Bewegungen ihrer Hände und wog Wahrheit gegen Lüge ab. »Eigentlich nicht«, antwortete ich aufrichtig. »Wir leben im globalen Dorf. Die Story ist samt seinem Foto rund um die Welt gegangen, er wird sehr schnell entdeckt werden, wenn er noch am Leben ist. Er wird von zu vielen Leuten gesucht.«
Sie drehte sich nach mir um. »Wenn?«
»Na ja, da ist der Wunsch der Vater des Gedankens«, sagte ich.
»Hm.« Pause. »Vielleicht erklärt das das Verhalten deines Vaters. Er benimmt sich im Augenblick ja wie ein Schuljunge.«
»Der Hof hier erinnert ihn an zu Hause.«
»Nur hat er das letzte Mal vor zwanzig Jahren auf einem Traktor gesessen«, entgegnete sie. »Wir hatten Leute für die Feldarbeit … Dein Vater war der Boss, der in einem Geländewagen herumkutschiert ist und nachgeschaut hat, ob die Furchen auch gerade gezogen sind.« Sie sah mich einen Moment nachdenklich an, ehe sie sich wieder den Kartoffeln zuwandte. »Aber du wirst schon Recht haben. Die einfachsten Erklärungen sind meistens die richtigen.«
Eines Nachmittags wollte Jess zu Lily fahren und fragte, ob ich Lust hätte mitzukommen. Ich wusste, dass sie Lily regelmäßig im Pflegeheim besuchte, obwohl diese sie nicht mehr erkennen konnte, doch bisher hatte sie mich nie aufgefordert, sie zu begleiten. Ich fuhr aus reiner Neugier mit – aus dem Bedürfnis, dieser Frau, von der ich so viel gehört hatte, ein Gesicht zu geben – und bin froh, dass ich es getan habe. Lilys inneres Feuer mochte erloschen sein, doch selbst jetzt noch war ihre Schönheit ungleich wärmer als die ihrer Tochter. Das besagte nichts – ich bin fest davon überzeugt, dass Aussehen reine Äußerlichkeit ist –, aber ich begriff, als ich ihr Lächeln sah, warum Jess sie so gern hatte. Ich bin sicher, die gleiche gedankenverlorene Liebe hatte sich in Frank Derbyshires Lächeln gespiegelt, wenn seine Tochter still seine Hand ergriffen und sie gestreichelt hatte, ohne ein Wort zu sagen …
Und wenn ich hundert Jahre alt werde, diese Kontaktfreudigkeit meiner Mutter wird mir immer ein Rätsel bleiben. Als sie und mein Vater damals nach London kamen, standen sie bereits Stunden nach der Landung ihres Flugzeugs auf der Gästeliste für eine Dinnerparty der Exil-Simbabwer. Mein Vater beschwerte sich darüber –
ich hasse es, zwischen Leuten eingezwängt an einem Tisch zu sitzen, die ich nie wiedersehen werde –,
aber insgeheim war er froh. Er hatte mit den Ex-Pat-Farmern, die Mugabes ethnische Säuberung am eigenen Leib zu spüren bekommen hatten, mehr gemein als mit der Londoner Schickeria, wo nur über die Zweitwohnsitze in Frankreich geredet wurde.
Plötzlich erfreute sich Barton House regen Besuchs. Ich kannte einige der Leute durch Peter, aber die meisten hatte ich noch nie gesehen, und auf freundschaftlichem Fuß stand ich mit keinem von ihnen. Als das erste Mal jemand »vorbeischaute« – ein nettes Ehepaar in den Sechzigern, das drüben auf Peters Seite vom Dorf lebte –, war Jess in der Küche. Es half ihr nichts, dass sie sich allergrößte Mühe gab, dezent im Hintergrund zu bleiben, meine Mutter zog sie gnadenlos ins Rampenlicht. Ich warnte sie, dass sie Jess vertreiben werde, wenn sie nicht behutsamer wäre, aber das passierte nicht. Jess erschien jeden Abend zusammen mit meinem Vater und war offensichtlich
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