Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
er keine Träne vergießen wird, wenn man von MacKenzie nie wieder etwas hört. Wenn es jemand verdiene, zu ernten, was er gesät hat, dann sei es dieser Kerl.«
    Ich bezweifelte, dass Alan etwas so Drastisches geäußert hatte, zumal zu einem Kollegen aus einem anderen Bezirk. »Wirklich?«, fragte ich erstaunt. »Und ich dachte immer, er nähme es wahnsinnig genau mit dem Gesetz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er öffentlich irgendetwas Positives über Selbstjustiz äußern würde.«
    »Es war ein privates Gespräch«, sagte Bagley.
    »Trotzdem – wird er diese Bemerkungen mir gegenüber wiederholen? Was meinen Sie? Besonders gut gefällt mir seine Feststellung, dass ich zu schlau für Sie bin. Wenn ich das verallgemeinern und die IQ-Levels von Polizeibeamten mit denen von Gefängnisinsassen vergleichen würde –« Ich zog eine Augenbraue hoch. »Was meinen Sie?«
    »Dass Sie wahrscheinlich die ärgerlichste Person sind, der ich je begegnet bin«, sagte er grimmig. »Wieso beunruhigt es Sie nicht, befragt zu werden, Ms. Burns? Wieso macht es Sie nicht ärgerlich? Wieso haben Sie keinen Anwalt? Wieso wirft er uns nicht Schikane vor?«
    »Er?
Glauben Sie nicht, ich hätte im Ernstfall eine Anwält
in?«
    Bagley schnippte gereizt Asche in den Aschenbecher auf dem Schreibtisch. »Na bitte, schon wieder. Sie ziehen alles ins Lächerliche.«
    »Immerhin freue ich mich über Ihre Besuche«, sagte ich. »Winterbourne Barton ist gesellschaftlich ein schwarzes Loch.«
    »Ich bin nicht hier, um Sie zu unterhalten.«
    »Aber Sie tun es«, versicherte ich. »Ich finde es herrlich, Ihnen dabei zuzuschauen, wie Sie auf der Suche nach verdächtigen Hinweisen durch den Garten pirschen. Haben Sie schon etwas entdeckt? Jess hat mir erzählt, dass der Getreidespeicher Sie unwiderstehlich anzieht. Sie fragen sich wohl, ob wir MacKenzie vielleicht unter einer Tonne Weizen begraben haben. So einfach wäre das nicht gewesen. Korn ist wie Treibsand. Wir hätten die größte Mühe gehabt, eine Leiche den Körnerberg hinaufzuzerren, ohne selbst darin zu versinken.«
    »Sie hat in den letzten zwei Wochen noch eine Tonne draufgegeben.«
    »Und das wandert dann alles in einen Handelsspeicher. Meinen Sie nicht, es würde jemandem auffallen, wenn da plötzlich eine Leiche herauskollerte?« Ich sah die herabgezogenen Mundwinkel. »Ich verstehe nicht, wieso Sie nicht akzeptieren können, dass er sich befreit hat und getürmt ist. Kommt es vielleicht daher, dass
Sie
ihn umgebracht hätten, wenn Sie an unserer Stelle gewesen wären?«
    Er zog nachdenklich an seiner Zigarette. »Ich bin sicher, Sie haben von Rache geträumt.«
    »Immerzu«, bekannte ich mit einem kleinen Lachen, »aber das hat mir noch weniger gebracht als die Überprüfung der Fensterriegel. Ich habe dabei so stark abgenommen, dass ich mir vorkomme wie ein altes Suppenhuhn, das gleich von der Stange fällt. Da, schauen Sie.« Ich streckte meinen mageren rechten Arm aus. »Wenn da noch Fett dran ist, muss man es mit dem Mikroskop suchen. Wie hätte ich
damit«
– ich klopfte mit dem linken Zeigefinger auf einen Schrumpfbizeps – »innerhalb von dreißig Minuten eine Leiche verschwinden lassen sollen?«
    Er lächelte widerwillig. »Keine Ahnung. Wollen Sie es mir nicht erzählen?«
    »Es gibt nichts zu erzählen, aber selbst wenn es anders wäre, könnten Sie es nicht verwenden. Sie sind allein hier, und es ist kein Aufnahmegerät da. Alles, was ich sagen würde, wäre vor Gericht nicht zugelassen.«
    »Dann eben zu meiner persönlichen Befriedigung.«
    Ich warf einen Blick zum Vestibül. »Ich
wollte
ihn töten«, sagte ich. »Ich hätte es getan, wenn ich zielsicherer gewesen wäre. Ich hatte auf seinen Kopf gezielt, als ich seine Finger traf – und ich habe nur deshalb kein zweites Mal zugeschlagen, weil es ein Gefühl war, als hätte ich einen Stromschlag bekommen, als die Axt auf die Steinplatten donnerte. Das hat wie wahnsinnig vibriert, die ganzen Arme hinauf bis in den Nacken. Das war der Moment, wo ich beschlossen habe, ihn lieber zu fesseln.«
    Ich drückte meine Zigarettenkippe im Aschenbecher aus. »Jess hätte ihn auch am liebsten umgebracht – sie war außer sich wegen Bertie –, aber wir wussten nicht, wie wir es anstellen sollten. Peter war schon weg, und wir hatten keine Zeit, uns etwas zu überlegen. Ich schlug vor, MacKenzie die Fesseln abzunehmen und Notwehr geltend zu machen, doch Jess meinte, um das zu schaffen, müssten wir ihn erst mal in die Enge

Weitere Kostenlose Bücher