Des Teufels Werk
Lilys Anwalt. Er wollte wissen, was ich mit den Informationen anzufangen gedachte, die Jess und ich ihm geliefert hatten. Mein Vater war zutiefst unbeeindruckt von ihm. Er meinte, der Mann sei ein typischer Anwalt. Vorher habe er es versäumt, seine Mandantin zu schützen, und jetzt wolle er sie am Leben erhalten, um absahnen zu können.
Ich widersprach nicht, aber ich entschied mich für den Weg des geringsten Widerstands. Bedeutete Lily mir so viel, dass ich bereit war, mich neuerlichen Polizeivernehmungen auszusetzen? Nein. Sie war nicht anders als ihre Tochter. Sie hatte Jess so schlecht behandelt wie Madeleine. Weder war sie öffentlich für die Derbyshires eingetreten, noch hatte sie Madeleines Verleumdungen entgegengewirkt. Sie hatte ihren Bruder und ihre Nichte wie Dienstboten behandelt und deren Gutmütigkeit bis aufs Letzte ausgenützt.
Würde es einem elfjährigen Jungen irgendwie helfen, wenn das Ganze vor Gericht gezerrt und er von seinen Eltern getrennt werden würde? Nein. Ob zu Recht oder nicht – ich nahm Jess irgendwie ab, dass Nathaniel sein Sohn wirklich am Herzen lag, und hatte weder den Willen noch die Kraft, mich in das Leben eines Kindes einzumischen, das ich nicht einmal kannte.
Letztendlich schwieg ich aber allein Jess zuliebe. Es gibt Schulden, die nur mit Loyalität bezahlt werden können.
Balldock & Simpson – Rechtsanwälte
Tower House, Poundbury, Dorset
Ms. C. Burns
Barton House
Winterbourne Barton
Dorset
14. September 2004
Sehr geehrte Ms. Burns,
Unter Vorbehalt
Betrifft: Ms. Derbyshires Bericht über einen angeblichen tätlichen Angriff von Madeleine Harrison-Wright auf Sie; sowie einen Film, der angeblich den Vorfall zeigt.
Wie Sie wissen, vertrete ich Mrs. Lily Wright und bin der Auffassung, dass es nicht im Interesse meiner Mandantin ist, hinsichtlich der Vorfälle, die sich zwischen November 2003 und Januar 2004 angeblich ereignet haben, Anzeige zu erstatten. Mrs. Wright könnte aufgrund Ihres schlechten Gesundheitszustands nicht als Zeugin aussagen, und meiner Einschätzung nach würde das Verfahren damit eingestellt werden. Ihr Fall liegt anders, da Sie in Besitz eines Films sind, der den vorgeblichen tätlichen Angriff von Madeleine Harrison-Wright auf Sie zeigt, und mit Ms. Derbyshire eine unabhängige Zeugin zur Verfügung steht.
Ich kann Sie selbstverständlich nicht rechtlich beraten, da Sie nicht meine Mandantin sind, ich hoffe jedoch, Sie werden mir verzeihen, wenn ich mir die Freiheit nehme, Sie auf einige Konsequenzen einer Anzeige Ihrerseits hinzuweisen. Madeleine Harrison-Wright wird vorbringen, dass keine ihrer Aussagen, zu denen sie unverkennbar provoziert und genötigt worden sei, der Wahrheit entspreche. Man wird Ihre eigene Glaubwürdigkeit in Frage stellen, da Sie es versäumten, Ihren Verdacht der Polizei mitzuteilen. Das Gleiche gilt für Ihre Zeugin. Ferner kann allein die Existenz des Films dazu führen, dass man Sie und Ms. Derbyshire des gemeinschaftlichen Versuchs der Erpressung beschuldigen wird.
Da mir vor allem das Wohl von Mrs. Lily Wright am Herzen liegt, habe ich verschiedene Maßnahmen ergriffen, um für ihr weiteres Wohlergehen und ihre Sicherheit zu sorgen. Sie können sich darauf verlassen, dass sie liebevoll betreut wird und sich so wohl fühlt, wie ihr Zustand es gestattet. Vor ihrer Erkrankung hat sie mir gewisse Anweisungen bezüglich ihrer eigenen Person, ihrer Familie und ihres Besitzes gegeben. Trotz oder vielleicht wegen der Informationen, die Sie und Ms. Derbyshire sich von Mrs. Madeleine Harrison-Wright beschafft haben, sehe ich keinen Anlass, mich nicht weiterhin an diese Anweisungen zu halten.
Für die absehbare Zukunft verbleibt Barton House im Vermögen von Mrs. Lily Wright.
Die Kosten für die Unterbringung von Mrs. Wright in einem Pflegeheim werden weiterhin aus den Mieteinnahmen aus dem Haus und den Einkünften aus Kapitalanlagen gedeckt werden.
Sollte der Verkauf von Barton House erforderlich werden, so wird der Erlös zu Lebzeiten von Mrs. Wright zu ihren Gunsten treuhänderisch verwaltet werden.
Nach ihrem Tod wird die Nutznießung an ihren Enkel Hugo Harrison-Wright übergehen, wobei alle Ausgaben im Ermessen der Treuhänder liegen.
Sollte Barton House zur Zeit von Mrs. Lily Wrights Tod nicht verkauft sein, so wird es in das Eigentum ihrer Nichte übergehen.
Ms. Derbyshire hat mir mitgeteilt, dass Sie den Inhalt dieser Verfügung klar verstehen, sollten Sie dennoch weitere Erläuterungen wünschen, so
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