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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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nicht aus den Augen, während er seine Unterlagen zusammenschob und den Stapel an den Rändern glatt klopfte. »Nick hat mir erzählt, dass die Frau, der Barton House gehört, einen Termin mit ihm vereinbart hatte, aber nie erschienen ist. Wissen Sie, warum?«
    »Lily Wright?«, sagte ich überrascht. »Das kann nicht sein. Sie hat Alzheimer im fortgeschrittenen Stadium. Ihr Anwalt hat sie vor acht Monaten in ein Pflegeheim gegeben.«
    »Ich glaube, er sagte, sie hieß Madeleine Wright.«
    »Ach, die!«, sagte ich wegwerfend, während ich mich fragte, wie oft sie mit Bagley gesprochen und was sie ihm alles über Brunnen erzählt hatte. »Sie meinen Madeleine
Harrison
-Wright, das doppelläufige Flintenweib.«
    Er war amüsiert. »Was gibt es an ihr auszusetzen?«
    »Nicht mein Fall«, sagte ich. »Ihrer auch nicht, würde ich denken, es sei denn Sie haben ein Faible für verwöhnte Mittvierzigerinnen, die erwarten, ihr Leben lang ausgehalten zu werden. Sie arbeitet nichts – dafür ist sie sich viel zu fein –, aber sie ist sich nicht zu schade, aus einer Story Kapital zu schlagen. Sie hat versucht, Peter Coleman über die grusligen Einzelheiten der MacKenzie-Geschichte auszuhorchen, und als ihr das nicht gelang, verkündete sie, dass sie sich an Bagley wenden würde.«
    »Und warum hat sie es dann nicht getan?«
    »Das weiß ich nicht mit Sicherheit. Mir wurde erzählt, Lilys Anwalt habe eingegriffen und sie sich in Jess' und meinem Interesse zur Brust genommen.« Ich schnitt ein Gesicht. »Madeleine lebt in London und hat nie auch nur einen Finger gerührt, um ihrer Mutter zu helfen – damit hat sie sich in Winterbourne Barton nicht gerade beliebt gemacht. Die sind da alle über fünfundsechzig und bilden sich ein, dass ihre Kinder sie lieben.«
    Alan lachte. »Und das heißt? Dass Sie und Jess bei den Grauen gesiegt haben, und die Alten diese Madeleine Wright aus dem Dorf gejagt haben, damit sie sich nicht auf Ihre Kosten bereichern konnte?«
    Ich antwortete mit einem Lächeln. »So ungefähr. Sie waren sehr um uns besorgt.«
    »Und die Tatsache, dass Madeleine die Einzige ist, die Barton House in- und auswendig kennt, hat nichts damit zu tun?«
    »Kaum. Wenn Bagley mit ihr reden will, kann er sich ihre Telefonnummer immer bei Lilys Anwalt holen.«
    »Das hat er bereits getan.«
    »Und?«
    »Nichts. Sie sagte, sie hätte den Termin nicht wahrgenommen, weil sie eine Autopanne gehabt habe, und sie habe ihn ohnehin nur fragen wollen, ob sie die Bodenplatten reinigen lassen könne.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Das stimmt wahrscheinlich sogar. Sie erklärte mir, das müsse alles vor meinem Auszug gemacht werden, damit der nächste Mieter sich nicht über die Blutflecken von dem armen Bertie beschweren würde.«
    Alan schob die Papiere in MacKenzies Akte. »Glauben Sie, man wird diese Unterlagen jemals von mir haben wollen, Connie?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich in leichtem Ton. »Vielleicht wird eines Tages an der Küste von Dorset ein Leichnam angespült und erlöst uns alle von unserer Pein.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass er Salzwasser in der Lunge hat«, sagte er und stand auf, um mir in meine Jacke zu helfen.

    Von Manchester aus fuhr ich hinunter nach Holyhead in North Wales, wo die Fähre aus Dublin ankam. Ich entdeckte Dan, bevor er mich entdeckte. Er sah kein bisschen anders aus als an dem Tag, an dem wir uns am Flughafen von Bagdad getrennt hatten – groß, robust, leicht zerknautscht –, aber beim Anblick seines vertrauten Gesichts durchzuckte mich ein solcher Schock des Erkennens, dass mir wie einem Schulmädchen die Glut ins Gesicht schoss.
    Daheim in Dorset versuchten Jess und er mir zuliebe miteinander auszukommen, aber keiner von beiden verstand, was ich im anderen sah. Es war, als führte man einen tollpatschigen Grizzlybären mit einer vorsichtigen Wildkatze zusammen. Mit Peter gab es solche Schwierigkeiten nicht. Er und Dan fanden sehr schnell auf dem Golfplatz und im Dorfpub zusammen. Jeder sagte von dem anderen, er sei ein »netter Kerl«, und ich fragte mich, warum es Männern leichter fiel als Frauen, sich zusammenzutun und später wieder getrennter Wege zu gehen.
    Bei Jess und mir wäre es anders. Mit ihr würde mich immer mehr verbinden.

Der Abgrund
Epilog
    Viel mehr gibt es nicht zu berichten. Wenige Tage nach Dans Rückkehr in den Irak wurde auf den Felsen knapp fünfundzwanzig Kilometer die Küste hinunter ein Arm angespült. Ein paar Fischer entdeckten ihn auf der

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