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Des Teufels Wörterbuch

Des Teufels Wörterbuch

Titel: Des Teufels Wörterbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambrose Bierce
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sich allein rücklings fortbewegt und nur der Retrospektive fähig ist, vermöge welcher er nichts sieht denn Fährnisse so bereits vergangen, befähigt des Menschen Weisheit diesen mitnichten, Narrheiten zu meiden, die seinen Weg säumen, sondern lediglich, nachträglich ihrer Natur innezuwerden.« Sir James Merivale.
    Krieg, der – Nebenprodukt der Friedenskünste. Die bedrohlichste aller politischen Lagen ist eine Periode internationaler Freundschaft. Das römische Sprichwort »Wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg« hat eine tiefere Bedeutung als allgemein wahrgenommen; es besagt nicht nur, daß alles Irdische ein Ende hat – daß Veränderung das einzige unveränderliche und ewige Gesetz ist –, sondern auch, daß die Scholle des Friedens dicht mit dem Samen des Krieges besät und seinem Aufkeimen und Gedeihen außerordentlich günstig ist. Wir sollten ein bißchen weniger »Händereichen über Grenzen hinweg« haben und mehr von dem elementaren Mißtrauen, das den Nationen zur Sicherheit gereicht. Krieg kommt wie ein Dieb in der Nacht; Beteuerungen ewiger Freundschaft stellen die Nacht zur Verfügung.
    Kritikaster, der – Kritiker meiner Werke.
    Kritiker, der – Einer, der sich rühmt, er sei schwer zufriedenzustellen, während doch niemand ihn zufriedenstellen will.
    Krönung, die – Zeremonie, bei der dem Souverän die äußerlichen, sichtbaren Zeichen seines göttlichen Anrechts verliehen werden, sich mittels einer Dynamitbombe in den Himmel sprengen zu lassen.
    Kühnheit, die – Eine der auffälligsten Eigenschaften eines Mannes, der sich in Sicherheit weiß.
    Kürzen, v. – Die Länge eines Gegenstandes vermindern.
    »Wenn es im Verlauf menschlicher Ereignisse einem Volk nötig erscheint, seinen König zu kürzen, so verlangt geziemende Achtung vor der Meinung der Menschheit, daß jenes Volk die Gründe darlege, welche es zu dieser Abtrennung führen.«
    Oliver Cromwell
    Kuß, der (?) – Von Dichtern als Reim auf »Genuß« erfundenes Wort. Bedeutet vermutlich ganz allgemein eine Art Ritus oder Zeremonie, verbunden mit gutem gegenseitigen Verstehen. Die genaue Art der Ausübung ist diesem Lexikographen allerdings unbekannt.

L
     
     
    Land, das – Teil der Erdoberfläche; als Eigentum angesehen. Die Theorie, Land sei Eigentum in privatem Besitz und unter privater Kontrolle, ist Grundlage der modernen Gesellschaft und hat diese als Überbau wahrlich verdient. Logisch zu Ende geführt bedeutet es, daß einige das Recht haben, andere am Leben zu hindern; denn das Recht auf Besitz enthält auch das Recht auf ausschließliche Nutzung; und tatsächlich werden überall, wo Bodenbesitz anerkannt ist, Gesetze gegen widerrechtliches Betreten des Bodens durchgesetzt. Daraus ergibt sich, daß, wenn sämtliche terra firma im Besitz von A, B und C ist, kein Platz für D, E, F und G übrigbleibt, wo sie geboren werden oder als gebürtige Eindringlinge existieren können.
    Ländlich, adj. – Lehm, Schweine und schlechtes Essen.
    Langlebigkeit, die – Ungewöhnliche Ausdehnung der Todesangst.
    Langmut, die – Gemütsverfassung, die Unrecht mit sanfter Nachsicht erträgt, solange der Racheplan noch nicht fertig geschmiedet ist.
    Langweiler, der – Einer, der redet, wenn er dir zuhören sollte.
    – Angehöriger der in Leben und Literatur herrschenden Dynastie.
    Laokoon, EN. – Berühmte antike Skulptur, die einen gleichnamigen Priester und seine beiden Söhne in den Schlingen zweier Riesenschlangen darstellt. Die Kunstfertigkeit und Sorgfalt, mit der der Alte und die beiden Jungs die Schlangen stützen und hochhalten, so daß diese ihre Arbeit erledigen können, gelten mit vollem Recht als eine der edelsten künstlerischen Darstellungen der Herrschaft menschlicher Intelligenz über tierische Trägheit.
    Lärm, der – Akustischer Gestank. Ungezähmte Musik. Hauptprodukt und Kennzeichen der Zivilisation.
    Leben, das – Spirituelle Marinade, die den Körper vor Verwesung schützt. Wir leben in täglicher Erwartung seines Verlusts; ist es jedoch verloren, wird es nicht vermißt. Die Frage »Ist das Leben lebenswert?« wurde viel diskutiert; vor allem von denen, die glauben, es sei nicht. Viele von ihnen haben umfangreiche Werke zur Untermauerung ihrer Meinung geschrieben; sorgfaltige Beachtung der Gesundheitsregeln hat es ihnen gestattet, eine große Zahl von Jahren hindurch die Ehren erfolgreichen Disputs zu genießen.
    Leichendieb, der – Einer, der den Totenwurm beraubt. Einer, der jungen Ärzten

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